Freundeskreis Klassische Yachten

Workshop "Restaurierung"
  
Moderation: Uwe Baykowski, Ulli Schütte
Protokoll: Günther Meyer

Die Diskussion wurde in einem sehr offenen Rahmen geführt und kontroverse Gedanken zuende diskutiert.
Alle Beteiligten beschäftigen sich mehr oder weniger, teilweise in Ihrer Freizeit, teils beruflich mit der Restaurierung von alten Yachten und Booten. Auffallend war die vorhandene hohe Fachkompetenz: 5 Bootsbaumeister mit eigener Firma standen für die professionelle Seite der Restaurierung.

Die Zielrichtung der Diskussion wurde durch folgende Punkte bestimmt:

1. Restaurierungswürdigkeit eines Wasserfahrzeuges
2. Jetziger Restaurierungspreis des Freundeskreises
3. Wo liegen die größten Defizite bei Restaurierungsfragen? (Forum "Restaurierung" auf www.fky.org)
4. Hilfestellung / Kontakt der Freundeskreismitglieder regional untereinander.
5. Wie kann Fachwissen gebündelt und vermittelt werden
6. Was kann jetzt aber der FKY leisten
7. Ergebnis und Zusammenfassung


Zu 1. Restaurierungswürdigkeit eines Wasserfahrzeuges

Natürlich wollen wir alle ein möglichst geschichtsträchtiges Boot besitzen. Jeder der ein Boot sein Eigen nennt, welches früher bei bekannten Regatten das Silber abräumte, ist stolz darauf. Boote bestimmter Persönlichkeiten werden immer und überall herausgestellt. Ist das Fahrzeug von einem bekannten Konstrukteur gezeichnet, wird dieser Name immer wieder erwähnt.
Allein die renommierte Bauwerft scheint für die Qualität eines Schiffes zu stehen. Namen wollen wir hier nicht nennen. Hierzu der Hinweis, dass auch die angeblichen Topadressen manchmal Murks produziert haben. Das ist Handwerk, dahinter steht immer ein Mensch.
Aber:
Es gibt eine Unmenge von alten, unbedeutenden (vielleicht nicht berühmten) aber liebevoll instand gehaltenen Yachten und Jollen, die teilweise mühsam „über Wasser“ gehalten werden. Darum geht es uns, diesen Eignern wollen wir besonders zur Seite stehen und helfen.

In diesem Zusammenhang sind folgende Fragen an die Eigner zu stellen:
In welchen Zustand versetze ich das Boot bei einer Restaurierung?
Grundsatzfrage hierzu: Wissen wir eigentlich, was Reparatur oder Instandhaltung bedeutet ?
Werden die im Laufe eines Bootslebens gemachten Umbauten Teil der Geschichte dieses Fahrzeuges oder soll der Urzustand wieder hergestellt werden? - Kenne ich denn überhaupt den Urzustand?
Wie puristisch restauriere ich?
Muss ich gemachte Erkenntnisse z.B. im Seeverhalten einfliessen lassen, um die Sicherheit zu erhöhen?
Lasse ich mir z.B. auf das alte Mahagoni-Sperrholzdeck ein Teakdeck legen, weil die Rutsch- und damit Unfallgefahr reduziert wird?
Wo liegt die Grenze zum “Kaputtrestaurieren“?
Was macht den Charme meines Fahrzeuges aus? etc.

Diese Fragen kann nur der Eigner für sich selbst beantworten. Was wir leisten können sind: Hinweise, Hilfestellungen, Anregungen und Tipps. Davon später.


Zu 2. Jetziger Restaurierungspreis des FKY

Aus unserem Kreis kam die Frage, wie und nach welchen Kriterien die Vergabe des jährlichen Restaurierungspreises erfolgt. Der Restaurierungspreis hat seine Existenzberechtigung. Das wollen wir auch nicht in Frage stellen, wünschen uns aber mehr Transparenz.
Wir möchten auch den vielen unbekannten Eignern, deren wunderschöne Boote wir bei den Veranstaltungen des Freundeskreises sehen, zeigen, he Leute, ihr habt ein wunderschönes Boot und es ist gut in Schuss.
Unser Vorschlag:
Wir verleihen eine Freundeskreisplakette mit z. B. der Aufschrift:

    Freundeskreis Klassische Yachten 2004
    Anerkennung für gute Bewahrung
    SY ANLONA

Die Plakette darf natürlich nicht inflationär verliehen werden und sollte von einem kompetenten Fachgremium vergeben werden. Offen: Erfolgt die Verleihung auf Vorschlag eines Gremiums oder nach Prüfung auf Antrag des Eigners?


Zu 3. Wo liegen die größten Defizite bei Restaurierungsfragen? (Forum "Restaurierung" auf der Internetseite des FKY )

Alle Beteiligen des Workshops waren sich darin einig, dass die im obigen Forum gestellten Fragen auf ein manchmal mangelhaftes Wissen schließen lassen. Auf manche Fragen wurden 21 Antworten formuliert, die sich doch immer wieder im Kreis drehen. Die Restaurierung und Instandhaltung eines Bootes verlangt doch eben ein mehr als laienhaftes Wissen. Wirkliche Fachkompetenz blitzt selten durch. Allein das Verständnis für unseren eigenwilligen Werkstoff Holz ist teilweise erschreckend gering.
Wir sind aber der Meinung, dass eine fachlich kompetente Begleitung dieses offenen Forums durch den FKY nicht leistbar ist.
Unser Ansatz: Wir müssen die Freundeskreismitglieder
....auf feste, professionelle Ratgeber verweisen können. Hier sollte vorgegeben sein, ob sie für spezielle Themen oder alles stehen. Eine Beratungsentlohnung ist nicht Sache des Freundeskreises und zwischen den Parteien im Einzelfall zu regeln.
....ein Verzeichnis von Mitgliedern veröffentlichen, die erfolgreich Boote restauriert haben und ihr Wissen weitergeben wollen.
....die Werften anbieten, die unser Vertrauen geniessen.
....ein Literaturverzeichnis anbieten. Gute, neue Restaurierungsliteratur in Deutschland ist selten. Es gibt aber z.T. hervorragende neue Bücher in Skandinavien, den Niederlanden oder im englischen Sprachraum. Vielleicht kann hier durch Freundeskreismitglieder bei entsprechendem Interesse eine Übersetzung bewerkstelligt werden. Oder ist es vorstellbar, Exemplare von vergriffenen Büchern zu kopieren ? Wer hat Möglichkeiten, dass rationell zu bewerkstelligen?


Zu 4. Hilfestellung und Kontakt der Freundeskreismitglieder regional untereinander

Es wurde die Meinung entwickelt, dass -unabhängig von den angebotenen Restaurierungsseminaren- die restaurierenden Eigner regional untereinander einen besseren Kontakt haben sollten.
Es gibt einige Positivbeispiele, wo bootsbautechnische Laien hervorragende Arbeit geleistet haben. Wir könnten uns vorstellen, dass einige Eigner ihre Arbeit und den Weg dahin aufzeigen und nennen das

    Initiative "Kuchentreffen":
    ( Diese Anregung kam von Frau Inke Paulsen aus Kopenhagen. Sie wird in Dänemark rege praktiziert )
    An Wochenenden (an einem Nachmittag ), vorzugsweise im Frühjahr oder Herbst, treffen sich Interessenten am restaurierten Boot. Initiative geht vom Eigner aus, der sein Boot und die geleistete Arbeit kurz vorstellt.
    Es wird ein Termin (im Mitgliederbereich auf www.fky.org) vorgegeben und Interessenten melden sich bei ihm. Der gesamte Ablauf liegt bei der Gruppe. Jeder Teilnehmer hat für sein leibliches Wohl ( Kuchen...) selbst zu sorgen. Gebühren sollten nicht erhoben werden. Der Austausch findet auf der Ebene der „Laien“ statt = Abbau der Hemmschwelle, den sogenannten Fachleuten dumme Frage zu stellen und deshalb lieber zu schweigen. Die Teilnahme eines professionellen Bootsbauers liegt im Ermessen des Initiators.


Zu 5. Wie kann professionelles Fachwissen gebündelt werden?

Der aufgekommene Gedanke, eine telefonische Beraterstunde für Freundeskreismitglieder einrichten zu wollen, wird an vielen Einflussgrößen scheitern.
Da steht z.B. die Frage eines festen Termines. Die Werften haben einfach keine Zeit, zu jeder Stunde endlose Telefonate führen zu können. Wie gestaltet sich eine eventuelle Bezahlung? Wie kann sich der Beratende in die jeweilige Problematik reindenken, ohne eine bildhafte Vorstellung des Problems zu haben? Wie ist der Gesamtzustand des Boots? Lohnt sich überhaupt so eine Reparatur...etc.
Wie mehrfach angesprochen, waren sich die Mitglieder des Workshops aber einig, die von Werften anzubietenden Restaurierungskurse in verschiedenen Regionen zu intensivieren. Wir können den Mitgliedern so ein tieferes Wissen anbieten.

    Unsere Gedanken dazu:
    Durchführung von Seminaren in verschiedenen Regionen. Zeitpunkt: ein Wochenende im Herbst oder Frühjahr. Durchführung auf einer Werft. Teilnehmerzahl auf 15...20 Personen begrenzen. Seminargebühren sollten für Mitglieder leistbar sein, die nur interessehalber teilnehmen und nicht mit dem Anspruch kommen, gleich ein ganzes Boot zu überarbeiten oder zu bauen. Jeder Teilnehmer hat mit der Anmeldung eine Erklärung zu unterschreiben, das er für alle während des Seminars auftretenden Unfälle selbst haftet.
    Kernsätze zum Inhalt: Vermittlung von Grundwissen allgemein. Tipps und Kniffe. Hilfe zur Selbsthilfe. Grundwissen im Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen und Werkzeugen. Den Ratsuchenden aufzeigen, wo die Grenzen des Machbaren liegen. Hinweis auf nicht mehr reparable Fehler. Fehlleistungen herausstellen.


Zu 6. Was kann jetzt aber der Freundeskreis leisten?

Wir waren uns einig, die eigentliche konkrete Restaurierungsberatung nicht leisten zu können. Unser Vorschlag, unsere Gedanken gehen die folgende Richtung:
Installation eines festen "Restaurierungskreises", er besteht aus vielleicht 3.. 5 Mitgliedern und ist über den Mitgliederbereich auf www.fky.org erreichbar, er weist den Weg zu professionellen Restaurierungsberatern, Werften und Restaurierungsprojekten sowie Restaurierungsliteratur.


Zu 7. Zusammenfassung

Einrichtung eines "Restaurierungskreises"

Zentrale Anlaufstelle für Mitglieder in Sachen Restaurierung.
Besteht aus vielleicht 3...5 Personen, festes Gremium.
Erreichbar über die Internetseite des FKY bzw. über Hinweise in der Mitgliederzeitschrift.


„Kuchentreffen“

Private Restaurierer stellen Ihr Objekt zur Verfügung.
Loses Treffen am Schiff und Vorstellung der Arbeiten mit Hinweis auf erlernte Fähigkeiten oder auch gemachte Fehler.
Frage der Teilnahme eines Bootsbauers liegt im Ermessen des privaten Veranstalters.
Kontakt läuft über die Internetseite bzw. Mitgliederzeitschrift.


Restaurierungskurse

Gehen von den Werften in verschiedenen Regionen aus.
Läuft an einem Wochenende - vorzugsweise im Herbst oder Frühjahr.
Vermittlung von Grundwissen, Hilfe zur Selbsthilfe, Tipps und Tricks, offen für spezielle Teilnehmerfragen, überschaubare Bezahlung.
Ankündigung über die Internetseite bzw. über die Mitgliederzeitschrift.


Adressensammlung:

Die Adressensammlung auf der Internetseite wird zusammengestellt und gepflegt vom "Restaurierungskreis"

    Werftadressen - Benennung der über das ganze Bundesgebiet verteilten Werften, die in unserem Sinne arbeiten, mit Angaben der Spezialisierung: zB Lackierungen - Ausleisten und Spantenreparatur - Metallverarbeitung (Hinweise von FKY-Mitgliedern werden geprüft und gern aufgenommen.)

    Adressen Fachspezifische Berater zB für Restaurierung - Farben - Bootsbau - Niroverarbeitung - Holzmasten - Rigg

    Adressen Sachverständige

    Bezugsquellen zB für Beschläge - Farben - Leime - Kleber - Schrauben - Boostsbausperrholz

    Literaturhinweise


Abschließend der ganz klare Hinweis, dass einige der oben angeführten Gedanken nur bei entsprechender Resonanz der Freundeskreismitglieder umzusetzen sind.
Wer möche also mitarbeiten im "Restaurierungskreis"? Mitwirken bei der Erstellung der Adressenlisten, bei der Organisierung von "Kuchentreffen" und Restaurierungskursen?
Bitte schreiben Sie Ihre Gedanken und Ideen an
Günter Meyer, Friedebergstr. 10, 32289 Rödinghausen, Tel. 05746 649, mailto: ugmeyer@teleos-web.de


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