KULTURELLES

Ohne Wasser geht es nicht

Katharina Noack ist begeisterte Seglerin und malt Aquarelle auf Seekarten


100 Jähriges Jubiläum von Abeking & Rasmussen

Wenn der Fußboden bei den Noacks in Wohn- und Esszimmer voll mit Seekarten liegt, dann planen Katharina Noack und ihr Mann Arend nicht den nächsten Segeltörn. Nein, hier entsteht ein neues Kunstwerk. Die gelernte Grafikerin nutzt alte Seekarten als Untergrund für ihre maritimen Aquarelle. Und so wird zum Beispiel aus einer schon leicht knitterigen und mit Kursen abgesteckten Karte der Kieler Bucht ein neues farbenfrohes Bild mit Sehenswürdigkeiten eben dieser Kieler Bucht. Dass dabei auch mal das eigene Schiff der Noacks über die „Leinwand“ segelt, ist kein Zufall. Denn Katharina Noack und ihr Mann sind leiden- schaftliche Klassiker-Segler.

Ihre Aquarelle sind wie ein Segeltörn entlang der Küste. Dabei zeigen sie nicht nur die der Seekarte entsprechenden Sehenswürdigkeiten wie Leuchttürme, Häfen und Küstenabschnitte. Durch die recycelte Seekarte bekommt der Betrachter selbst das Gefühl, unterwegs zu sein. Er selbst geht auf Reisen, wird mitgenommen von der Künstlerin. Denn die alten Karten erzählen von ihren zahlreichen Segeltörns, auf denen Katharina Noack vor allem die deutsche aber auch die skandinavische Küste passierte. Die Leuchttürme sind meist von der Meerseite abgebildet. Daneben spickt sie ihre Werke mit Möwen, Robben, alten Fischkuttern oder anderen maritimen Details. Außerdem gelingt es ihr, die unterschiedlichen Stimmungen, die jeder Segler kennt und die von Wind, Wasser und Luft erzeugt werden, mit feinster Aquarelltechnik wiederzugeben.

Geboren wurde Katharina Noack 1942 in Berlin. Aufgewachsen ist sie in Bremen, wo sie auch heute noch lebt. Fragt man die 67-jährige, was zuerst da war: Die Leidenschaft fürs Segeln oder der Drang, Pinsel und Stift in die Hand zu nehmen... Man bekommt keine klare Antwort. Denn beides war für sie von Jugend an wichtig. Noch heute besitzt sie einen Tuschkasten, den sie einmal als Belohnung von ihrer Kunstlehrerin bekommen hat. Mit 14 begann Katharina Noack mit dem Segeln. Ihr Vater und dessen Segelfreund beschlossen, ihre Töchter „upm Bulken“ zu schmeißen und aus den beiden ein seglerisches Duo zu machen – ein ziemlich erfolgreiches. Auf der Hansajolle Nr. 3 „Ziu“ lernten die beiden Teenager den Umgang mit Pinne und Segel so gut, dass sie sogar mehrmals die Bremer Meis- terschaft gewinnen konnten. Spätestens da stand für Katharina Noack fest, dass ein Leben ohne Schot in der Hand und frischem Wind im Gesicht nicht mehr möglich ist. Und so folgte 1968 der Kauf der eigenen Hansajolle und ein Jahr später auch hier der Gewinn der Bremer Meisterschaft.

Parallel zur Segelei studierte Katharina Noack in den 60er Jahren an der Kunst- schule Bremen und in der Schweiz und ließ sich zur Grafikerin ausbilden. Es folgten Anstellungen in Ateliers, bei Agenturen und in der Wirtschaft, später arbeitete die zweifache Mutter freiberuflich. Für das Hobby, die Malerei, blieb in dieser Lebensphase kaum noch Zeit. Trotzdem gelang ihr auch schon als hauptberufliche Grafikerin die Verknüpfung ihrer beiden Leidenschaften: Die Gestaltung von Bootsnamen sollte der erste Schulterschluss von Segelei und Kunst werden. Zuerst wurde nur das eigene Schiff mit einem selbst kreierten Namenszug versehen - die Hansajolle wurde 1983 schweren Herzens verkauft und zunächst von einem Elvström-Cruiser abgelöst, ein paar Jahre später folgte der Kauf einer Norlin 35. Die Idee mit den Bootsnamen entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem guten Geschäft. Während Grafik-Büros die Bootsnamen in Stan- dardschrift nämlich schnell mit Computer und Plotter herstellten, konnte Katharina Noack auf die speziellen Wünsche ihrer Kunden eingehen und sie in liebevoller Handarbeit gestalten und herstellen. Und so kam es, dass auch schon mal ein Sektkorken aus dem Bug herausragte oder der Namenszug in chinesischen Schriftzeichen am Heck glänzte.


Ein Bild entsteht - Lökholmen / Sandhamn


Hansajolle Nr. 3 “Ziu” - der Anfang


“Tamo” bei Starkwind - Katharina Noack am Ruder

Das Ziel, sich irgendwann einmal voll und ganz der Malerei zu widmen, behielt Katharina Noack über all die Jahre fest im Auge. Genauso wie einen anderen Traum, den sie und ihr Mann sich nach vielen gemeinsamen Segel-Jahren tatsächlich erfüllen konnten: „Tamo“ – ein de Dood-Bau aus dem Jahr 1971. Vom Beginn ihrer gemeinsamen Segelei hatte sich das Ehepaar, er übrigens auch von Jugend an begeisterter Segler und über mehrere Jahre Navigator auf dem Eintonner „Optimist“ und dem Admirals-Cupper „Rubin V“, in dieses Schiff regelrecht verguckt. Und so machten die beiden jeden Sommer Halt in Strande, wo „Tamo“ lag und von den Noacks beim täglichen Gang über die Stege verliebt bestaunt wurde. Damals hätten sie es nie für möglich gehalten, dieses Schiff tatsächlich einmal zu besitzen. Aber der Traum ging in Erfüllung, so dass die beiden nun bereits zwölf schöne Jahre mit und auf „Tamo“ verbringen konnten. In Zahlen heißt das: rund 17.000 Seemeilen. Mit im Gepäck sind seit fast derselben Zeit auch wieder Skizzenblock, Stift und Pinsel. Seit Anfang der 90er Jahre fand Katharina Noack wieder die Zeit und die Ruhe, sich ihrem alten Hobby zu widmen. Zuerst noch parallel zum Berufsleben, seit gut zehn Jahren ausschließlich... stark geprägt durch das Segeln, das Erleben von Wasser und Küste mit der Leidenschaft für Leuchttürme und Regattafelder.

Das Problem, dass während des Segelns aus verschiedenen Gründen - Segler kennen diese – kaum Zeit, Ruhe und Raum für Skizzen und Tuschkasten ist, ignoriert Katharina Noack. Im Zweifelsfall nimmt sie schnell die Kamera zur Hand, lehnt sich über die Rehling, macht ein paar schnelle Bilder und skizziert später im Hafen oder zuhause am Schreibtisch.

Die Idee, auf alten Seekarten zu malen, entstand, weil die Seglerin Katharina Noack sich weigerte, die alten Karten wegzuschmeißen. Und so kam es, es wie es kommen musste: Die Seekarten landeten nicht im nächsten Altpapier- Container, sondern auf dem Schreibtisch. Dass das nicht neu war, ist Katharina Noack bewusst. Sie merkt in diesem Zusammenhang aber gerne an, dass bei ihr nur die Leuchttürme aufs Papier kommen, die man auch navigatorisch auf der Karte finden würde - ein Patt zwischen Seglerin und Künstlerin. Dass die eigenen ausgedienten Seekarten bald nicht mehr reichten, führte dazu, dass Katharina Noack immer wieder auf der Suche nach alten Seekarten ist. Freunde unterstützen sie inzwischen fleißig dabei, und auch bei Trödlern hat sie schon so manches Schätzchen gefunden.

Inspiriert wird Katharina Noack auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Oft sind es die inzwischen langen Reisen auf „Tamo“, die bei der Künstlerin für neues kreatives Input und damit für neue Bilder sorgen. Manchmal ist es aber auch eine besondere Seekarte, die nach einem besonderen Bild verlangt. So hängt bei ihr zuhause zum Beispiel ein Werk, das auf einer alten Skagerak-Karte entstanden ist. Die darauf abgesteckten und noch zu erkennenden Kurse und das darauf entstandene Bild erzählen von zwei stürmischen Skagerak-Überquerungen, die Katharina Noack zusammen mit ihrem Mann erlebt hat. Weggeben wollte Katharina Noack das Bild übrigens nie - es war von Anfang an für ihren Mann zum 60. Geburtstag gedacht. Immer wieder sind es aber auch Auftragsarbeiten, die sie entgegennimmt. Mit ihrem Angebot „Ihre Jacht in Ihrem Lieblingsrevier“ hat sie viel Erfolg, zudem gestaltete die Künstlerin ein Bild zur Taufe des Kreuzfahrtfähre „Color Magic“. Ein Projekt, das beim gemeinsamen Frühstück mit Galeristin und Freundin Anja Petrich aus Kiel, auch sie segelt eine Klassiker-Jacht, entstanden ist. Die Galeristin spielt inzwischen überhaupt eine große Rolle für Katharina Noack. Sie stellt nicht nur, neben Galerien in Bremen und Hamburg, die Bilder der Bremerin in ihrer Galerie in Kiel aus, sondern hat auch Aktionen bei den Kieler Nachrichten, z.B. zur „Kieler Woche“ und anlässlich der Landesgartenschau in Schleswig eine Austellung mit Schleibildern organisiert. Über den neu gegründeten Verlag „Bild und Rahmen“ (www.bild-und-rahmen-kiel.de) werden zudem auch die limitierten und handsignierten Drucke vertrieben.

Der wichtigste „Partner“ ist und bleibt, neben ihrem Mann, für Katharina Noack aber die Segelei... Ohne sie gäbe es keine neuen Seekarten und auch keine Inspirationen. Denn nur auf dem Was- ser findet sie die Ruhe für ihre große Leidenschaft. Dass sie damit gleich zwei Träume leben kann, weiß sie sehr zu schätzen. Und vielleicht treffen Sie sie ja in diesem Segelsommer in irgendeinem Hafen oder auf irgendeinem Felsen sitzend. Und wenn sie dann noch zufällig eine alte Seekarte dabei haben... Nun wissen Sie ja, was damit zu tun ist.

Maike Noack

Anja Petrich, Verlag Bild & Rahmen, vertritt Katharina Noack:
www.bild-und-rahmen.de



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