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125 Jahre Kieler Woche

Ausstellung im Kieler Schifffahrtsmuseum
Freitag, 15.6.2007, bis Sonntag, 30.9.2007

In diesem Jahr blickt die Kieler Woche auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Aus diesem Anlass zeigt das Kieler Schifffahrtsmuseum, Wall 65, die große Sonderausstellung „125 Jahre Kieler Woche", die einen eindrucksvollen Überblick über die Vielfalt, die Bedeutung und die Geschichte der Kieler Woche gibt. Vom 15. Juni bis zum 30. September sind in dem Museum direkt am Fördeufer Gemälde, Fotos, Modelle und sogar ein Original-Segelboot und der legendäre „Felka"-Preis zu sehen.

Die Jubiläumsausstellung wird - zusammen mit der eigens für Kinder konzipierten Schau des Kieler Kinderkulturbüros „Klar zur Wende! Kinder auf Regattakurs" - am Freitag, 15. Juni, eröffnet. In der Jubiläums-Kieler-Woche (16. bis 24. Juni) bietet das Museum ein Begleitprogramm mit Segeln, Dampfschiff und Mittagsführungen an.

Was heute als größte Regattaveranstaltung der Welt und als schönstes Sommerfest des Nordens gilt, begann vor 125 Jahren ganz klein. Am 23. Juli 1882 erfolgte der Startschuss zu einer Segelregatta, bei der 20 Boote an den Start gingen - für damalige Verhältnisse eine sensationelle Beteiligung, denn die auswärtigen Yachten waren unter abenteuerlichen Bedingungen in das Kieler Segelrevier gekommen. Beflügelt vom Erfolg der ersten Wettfahrt wurde die Veranstaltung regelmäßig fortgesetzt. Ihren Namen bekam sie allerdings erst 1894, als die Kieler Zeitung in ihrem Bericht über die Segelwettfahrten von der „Kieler Woche" sprach. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sie sich zum wichtigsten deutschen Segelereignis, nicht zuletzt dank kräftiger Förderung durch Kaiser Wilhelm II, der alljährlich nach Kiel kam.

Die historischen Ereignisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bescherten auch der Kieler Woche eine wechselvolle Geschichte. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bedeutete das Ende der „kaiserlichen" Kieler Woche. Aus und vorbei war es nun mit Glanz und Gloria, die Stadt war nicht länger Sommerhauptstadt des Reiches und gesellschaftlicher Mittelpunkt. Kiel setzte in den 1920er Jahren auf Kultur und beschritt mit den Herbstwochen für Kunst und Wissenschaft neue Wege, während die Segler weiterhin, wenn auch in reduziertem Umfang und ohne repräsentatives Programm, ihre Regatten durchführten. Nur zögernd entwickelte sich ein gesellschaftliches Programm. An die glanzvolle Periode der Vorkriegszeit konnte die Kieler Woche nicht anknüpfen. Die Nationalsozialisten erkannten in dem renommierten Segelfest die Chance für wirkungsvolle Propaganda. Gleich nach der Machtübernahme 1933 bemächtigten sie sich der Kieler Woche und verwandelten sie in eine Propagandaveranstaltung des „neuen" Deutschland.

Bereits 1947, nur wenige Jahre nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, wagte die Stadt auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Andreas Gayk einen Neuanfang. Gayk entwickelte für die Kieler Woche ein neues Konzept: Er bestimmte Politik, Kultur, Sport und Volksfest zu den tragenden Säulen der Festwoche. Gemeinsam mit dem Segeln bilden sie bis heute die wesentlichen Bestandteile der Kieler Woche. Mittlerweile ist die Kieler Woche die weltgrößte Segelveranstaltung und zugleich das größte Sommerfest im Norden Europas.

Im Mittelpunkt der Ausstellung in der historischen Fischhalle steht die Geschichte des Segelsports. Die Ausstellung spannt einen weiten Bogen von den Wettkämpfen der großen, luxuriösen Rennyachten der Kaiserzeit hin zu den aktuellen Entwicklungen des Regattasports. Prächtige Gemälde der bedeutendsten Marinemaler wie Willy Stöwer, Hans Bohrdt oder Fritz Stoltenberg lassen den Prunk der kaiserlichen Kieler Woche erahnen, während Aufnahmen des bekannten Kieler Sportfotografen Helmut Beckmann faszinierende Einblicke in das Regattageschehen bieten.

Einen unmittelbaren Einstieg in das Thema erlaubt ein Starboot - das Glanzstück der Ausstellung. Erstmalig ist im Schifffahrtsmuseum ein Original-Boot zu sehen. Mit einer Länge von sieben Metern und einer Masthöhe von mehr als acht Metern ist das aufgetakelte Boot ein beeindruckendes Exponat, das den Segelsport in der alten Fischhalle lebendig werden lässt. 1963 bei Abeking & Rasmussen gebaut, wurde das Starboot von dem bekannten Kieler Bruno Splieth eine Saison lang gesegelt.

Der Europameister und Olympiateilnehmer Bruno Splieth war einer der besten deutschen Starbootsegler und gewann mehrmals die Kieler Woche. Sein Name fehlte bei kaum einer Kieler Woche in den 1950er und 60er Jahren. 1945 von den Engländern im British Yacht Club als Segellehrer angestellt und bis zu seinem Tod 1990 im Vorstand des Kieler Yacht-Clubs aktiv, war Splieth eng mit dem Kieler Segelsport verbunden. Bruno Splieth segelte mehrere Boote mit dem Namen „Bellatrix". Die 1963 bei Abeking & Rasmussen gebaute „Bellatrix XII" wurde nach der Saison nach München verkauft. Sie wechselte mehrfach den Besitzer, bevor sie 2001 von Andreas Krause, dem Inhaber der Yachtwerft Krause & Wucherpfennig in Kiel-Friedrichsort, erworben wurde. Andreas Krause hat das Boot, das er mit gebrochenem Mast übernahm, für die Ausstellung wieder hergerichtet und dem Museum großzügig als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Mit dem vom Norddeutschen Regatta Verein als Leihgabe erhaltenen „Felka"-Preis kann einer der prächtigsten, aber auch schwersten Preise des deutschen Regattasports gezeigt werden. Die mehrere Kilo schwere Silberbowle, verziert mit Putten und bekrönt von einem Adler, atmet den Pomp und Prunk der Kaiserzeit. 1912 stifteten die Berliner Segler Felix Simon und Karl Hagen dem Kaiserlichen Yacht-Club den „Felka"-Preis. Ihre verkürzten Vornamen gaben der Trophäe ihren Namen. Simon und Hagen besaßen eine gleichnamige Yacht, mit der sie 1906 vor Trouville den international umkämpften „Coupe de France" errangen. Bei der Revanche im nächsten Jahr unterlag die „Felka" einer französischen Yacht, und auch der neu gebauten „Felka II" winkte nicht das Glück des Sieges. Simon und Hagen verkauften das Boot und stifteten aus dem Erlös eben jenen berühmten „Felka"-Preis, um den bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs die großen Yachten auf der Seewettfahrt Kiel-Travemünde segelten. Nur wer dreimal als Sieger hervorgegangen war, durfte die Trophäe endgültig mitnehmen.

In der Weimarer Republik wurde der Preis in der Klasse der 40-qm-Rennkreuzer ausgeschrieben, wo ihn der Schwede Gustav Estlander 1926 endgültig gewann. Nach seinem Tod 1930 wurde der Preis an den Kaiserlichen Yacht-Club zurückgegeben, der ihn nun für die 6-m-R-Yachten ausschrieb. Seit 1949 kämpfen die Segler der Drachenklasse um die Trophäe. Nachdem das Vereinsmitglied Andreas von Eicken auf „Caramba" ihn dreimal gewann, gehört dieser Pokal seit 1991 dem Norddeutschen Regatta Verein, der zu den Mitorganisatoren der Kieler-Woche-Regatten gehört.

Im Jahr 2006 konnte das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum die Sammlung des Kieler Sportfotografen Helmut Beckmann (1926-2007) übernehmen. Seit den 1960er Jahren verfolgte er die Kieler Wettfahrten mit seiner Kamera, von 1968 bis 1991 fotografierte er für die Kieler Nachrichten. Seine Bilder bieten faszinierende Einblicke in das Regattageschehen und die Entwicklung des Segelsports in vier Jahrzehnten. Zahlreicher Sportarten kundig, war Helmut Beckmann besonders an Segeln interessiert. So bildeten die Regatten der Kieler Woche einen Schwerpunkt seiner fotografischen Tätigkeit. Seinem sicheren Gespür für ein gutes Motiv sind ungezählte eindrucksvolle Regattabilder zu verdanken. Die Ausstellung zeigt seine Motive als Diavographien, ein anspruchsvolles digitales Druckverfahren der Kieler Firma Print & Service. Darüber hinaus sind auch die Großfotos, die in den Fenstern des Schifffahrtsmuseums zum Wall als Außenwerbung angebracht sind, Motive dieses Kieler Fotografen. Mit dem fotografischen Nachlass von Helmut Beckmann besitzt das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum eine einzigartige Bildchronik der Kieler-Woche-Regatten.

Die Ausstellung bietet dem Museum die Gelegenheit, nach langer Zeit wieder den hervorragenden Bestand an Segelschiffmodellen zu zeigen. Die wichtigsten Bootsklassen der Kieler Woche - von der Schwertslup, die in den 1880er Jahren über die Förde kreuzte, bis zu der Paralympischen Klasse der 2.4mR-Boote, die seit 2002 im olympischen Teil der Kieler Woche segelt - zeigen die Veränderungen des Regattasports und des Yachtbaus auf. Ein zeitgenössisches Modell einer großen Schoneryacht weist in die ersten Jahrzehnte der Kieler Woche, als die großen Boote wie die kaiserliche „Meteor", die „Germania" von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach oder die „Hamburg" die Wettfahrten dominierten. Das zwei Meter große Yachtmodell lässt die gewaltigen Dimensionen dieser Schiffe, die eine Länge von über 40 Metern hatten, ahnen. Zu sehen sind auch die neuesten Erwerbungen des Schifffahrtsmuseums, die 1:25-Modelle eines Drachens und eines 2.4mR-Bootes, mit dem der Kieler Segler Heiko Kröger im Jahr 2000 in Sydney eine Paralympics-Goldmedaille gewann.

Neben dem Segelsport sind aber auch alle anderen Facetten der Kieler Woche in der Ausstellung dokumentiert. Die Aufnahmen bedeutender Kieler Pressefotografen wie Friedrich Magnussen, Hermann Nafzger und Jan Köhler-Kaeß zeigen die zahlreichen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Höhepunkte des großen Sommerfestes. Ein bunter Schwarm Fische erinnert an die beliebte Spiellinie auf der Krusenkoppel. Dieses größte Kinderkulturangebot Nordeuropas stand im vergangen Jahr unter dem Motto „Neptuns Reich", und einige Ergebnisse hängen nun in der historischen Fischhalle.

Ein facettenreiches Bild der Kieler Woche von den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 1980er Jahre zeichnet die Bilderschau „Die Kieler Woche im Pressefoto", die Imke Scholvin-Watts erstellt hat. Hierbei konnte sie aus dem umfangreichen fotografischen Bestand des Stadtarchivs zurückgreifen, der die Geschichte der Festwoche in den letzten 60 Jahren nahezu lückenlos dokumentiert.

Begleitend zur Ausstellung erscheint das Buch „Kieler Woche" von Katrin Kroll im Wachholtz Verlag zum Preis von 14,80 Euro. Auf 160 Seiten mit über 200 Abbildungen nimmt die Autorin die Leser mit auf eine spannende Zeitreise durch 125 Jahre Kieler-Woche-Geschichte.

Pressemitteilung der Stadt Kiel, 14.6.



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