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Internationale Klassenmeisterschaft (IKM) der 10m2-Rennjollen 2015

vom 21.8 bis 23.8. 2015 im Union Yacht Club Mondsee / Oberösterreich
(Ein völlig subjektiver Bericht von Artut Vlasaty)

Foto Georg Katstaller


Bereits letztes Jahr waren N-Jollen und Z-Jollen Segler in Berlin auf der Regattabahn im Zuge Ihrer Meisterschaft zeitgleich unterwegs. So war heuer nun die 2te Auflage, wo N und Z gemeinsam ihre Meisterschaften austrugen.

Bei den Z-Jollen, welche heuer auch ihr 90 jähriges Bestehen feiern, kamen 15 Boote. Herzliche Gratulation an dieser Stelle von der 10qm Rennjollenvereinigung. Bei den N Jollen waren es 6 Boote. N 40, Balmung (Artur Vlasaty / Judith Franzmair) UYC Mondsee

N 44 , Heiderl (Herbert Huber / Bibi Friedl) Wiener Yacht Club N 47 , Luv (Holger Höfle / Vroni Höfle) DSC Ammersee N 75 , Alk (Helmuth Romaner / Hermann Heiss) SCS Wallersee N 138 , Circe (Lorenz Pechstein / Simon Pechstein) KaR
N 430 , Seeteufel (Alfred Holzer / Felix Holzer ( 8 Jahre alt)) YCRh Bodensee
Zwei Boote davon waren erstmals dabei.

ALK, N 75, von Helmuth Romaner wurde letztes Jahr restauriert. Es handelt sich hier um den letzten der uns bekannten Sperrholzkonstruktionen der Werft Schöchl aus den 60iger Jahren.

LUV, N 47 , wurde von der Werft Steinlechner am Ammersee wieder zum Leben erweckt. Ein wunderschöner Eigenbau-Riss aus 1947 von Vötterl/Starnberg mit durchaus modernen Linien. Bei der sehr gelungen Restaurierung fällt auf, dass der Freigeist, der bei freien Konstruktionsklassen einhergeht, nicht zu kurz kam. Christoph Hagenmeyer konnte als Eigner leider nicht kommen und musste absagen. Aber anstelle es bei der Absage zu belassen, organisierte er noch schnell ein Ersatzteam für die LUV. Vielen Dank an dieser Stelle für diesen feinen Zug, der die Klasse sehr unterstützt.

Am Freitag 14:00 war der 1.Start vorgesehen. Mangels Wind wurde etwas verschoben und mit verkürzter Bahn konnte eine ordentliche Wettfahrt zuendegesegelt werden.
Nach berechneter Zeit (nur das zählt bei den 10ern) landeten alle 6 Zehner binnen 10 Minuten im Ziel mit der Reihung N40, N 75, N47, N44, N138 und N 430.
Sofort ging es zurück in den Club, wo bereits kühles Stegbier mit warmen Leberkäsesemmeln für alle Segler bereitstand. Das Wetter war trotz der starken und kühlen Regentage zuvor wieder in den sommerlichen Modus übergegangen.

Das bedeutete natürlich, dass N 40 als Tagessieger für die Folgetage die japanische Flagge setzten musste. Eine 10er Tradition, um an unsere Freunde im fernen Osten/Japan mit ihrer SVARA zu denken, die ja nicht dabei sein können.

Die Z-Jollen begingen abends noch ihre Generalversammlung, was in deren Tradition vielmehr bedeutet: Es gibt zuvor frische Matjes-Brötchen für alle. Ein alter Brauch, der von der Lübecker Z-Jollengemeinde aus Wakenitz stets gepflegt wird.

Für den Folgetag waren alte klassische Kursstrecken vorgesehen, welche über sechs Bojen als Langstrecke gingen. Mit leichtem Wind konnte direkt vor dem Clubsteg, diesmal gemeinsam mit den Z-Jollen, gestartet werden. Leider schlief der Wind bald gänzlich ein und die Wettfahrt musste abgebrochen werden.
Dem erfahrenen Wettfahrtleiter Christoph Skolaut entging es allerdings nicht, daß sich im hinteren Teil des Sees bereits wieder Wind aufgebaut hat. So wurden alle Jollen rasch mit 4 Motorbooten an die Leinen genommen und in das Windgebiet geschleppt.

Es folgte daher bald eine weitere Wettfahrt – diesmal wieder mit Dreieck und Schenkelkursen.
Die Z-Jollen starteten bei 2-3 Bft getrennt von den N-Jollen vorweg. Unser neuer „Rennjollenhofphotograph“ Georg Katstaller, staunte nicht schlecht, so wie er mir danach berichtete, als sich beim Start aggressivstes Mannschaftsgeschrei im Gedränge der alten Rümpfe um die Startpositionen breitmachte. Glücklicherweise wähnte er sich mit Christian Büchel im Begleitmotorboot, der ihm diese normalen Vorgänge natürlich erklären konnte, so dass er auch nicht um sein Leben fürchten müsse. So sind sie eben, die Wilden auf den Z- Booten. (Es wird gemunkelt, daß der eine oder andere noch Wikingerblut in den Adern fließen hat.)

Auch die N-Jollen starteten zur Wettfahrt (natürlich zivilisiert). Balmung konnte sich an der Luvboje an die Spitze setzten, gefolgt von Luv, Heiderl und Seeteufel. Alk war zu weit nach links gefahren und verschenkte so viele Meter. Allerdings gelang es Alk schon nach Beendigung des ersten Dreiecks in der zweiten Kreuz, sich an die 2te Stelle zu segeln. Als Balmung zum abschließenden Dreieck ansetzte, war Alk bereits bedrohlich nahe. In höchster Konzentration versuchte jeder in der letzten Runde, sein Bestes zu geben. Dies war allerdings, wie sich herausstellte, von größter Wichtigkeit an dieser Stelle.
In Wahrheit gelang Circe, die stets dem Feld als langsamste Konstruktion hinterhersegeln musste, ein Meisterstück. Die alte Dame von 1925 lief als erste über die Ziellinie. WIE BITTE? Jawohl, schon recht gelesen. Laut Segelanweisung segeln nämlich die 10er nur ein Dreieck und einen Schenkel und das 2te Dreieck war nur für die Z_Jollen vorgesehen.

Da die Jungspunde von Circe dem Schulalter näher stehen als die „alten Hasen“ der restlichen Jollenmannschaften, setzten sie das um, was vom Wettfahrtleiter (In der Schule wäre es der Lehrer) bei der Steuermannsbesprechnung bekannt gegeben wurde und fuhren folgerichtig ins Ziel. Während die restlichen 10er gepaart mit gedankenlosem Herdentrieb und selbstbewusster „Balmunghörigkeit“ völlig sinnlos noch ein Extradreieck auf sich nahmen.
Immerhin das Ziellimit von 20 Minuten nach Einlauf der Circe gelang dennoch jedem (alleine daran lässt sich ableiten, wie weit Circe dem Feld stets hinterherhinkt.) – schließlich waren wir aber auch soooo konzentriert dabei – aber eben nur, um unsere Boote schnell zu segeln, ganz gleich wohin. Somit N 138 Circe vor N40, N 44, N75, N47, N430
Nicht nur, dass die Gebrüder Pechstein mit Circe die Alten eben alt aussehen ließen, konnten sie einen Vorsprung auf den Zweitplatzierten von 15 Minuten heraussegeln, womit sie auch bald als unangefochtener Sieger der 10er-Latte galt. (Diese Zeit wird wohl auch in Zukunft von einem anderen Zehner schwer zu überbieten sein)
Als Schuldiger wurde demokratisch BALMUNG festgemacht, wobei sich Balmung der Stimme enthielt. Immerhin fährt der ja immer vorne weg – und er muss ja wissen, wo es hingeht, und und und ......... Im Grunde hatten aber alle reichlich darüber lachen können, und wir allen gratulierten Circe und ihrer Mannschaft von Herzen zu diesem glorreichen W ettfahrtsieg.
Erfreulicher Weise konnten an diesem Tage dann noch zwei weitere Wettfahrten gesegelt werden. Diesmal von allen so wie vorgesehen ohne individuelle Extrarunden.

Bei der 3.Wettfahrt wurde es um Platz 3 richtig spannend. LUV errang ihn letztlich 12 Sekunden vor HEIDERL, die weitere 9 Sekunden vor SEETEUFEL auf dem 4ten Platz landete. Somit die Reihung N40, N 75, N 47, N44, N430, N138
Bei der 4.Wettfahrt (mit Bahnverkürzung) konterte HEIDERL und setzte noch einen drauf, indem sie Rang 2 ersegelte und das 27 Sekunden vor LUV. Somit die Reihung N40, N 44, N47, N75, N 138, N 430
Die Wettfahrtserie wurde für diesen Tag beendet und wir segelten alle gemeinsam mit den Z- Jollen von Mitte See bis zum Club mit einem Anlieger unter auffrischendem Wind, wo einige Rümpfe zeitweise schöne Gleiter hinlegten. (Das muss dann schon gute 4Bft. haben ) Die landschaftliche Kulisse, die idealen Wetter,-Wind-,Segelbedingung und der ereignisreiche Regattatag waren für alle Segler der ideale Einstieg in einen weiteren Stegbierempfang mit anschließendem Segleressen begleitet von Live Musik, die von der Z-Jollenvereinigung organisiert wurde. Auch der Medizinmann der Z-Segler, Michi Müller, macht sich zwischen Hauptspeise und Nachspeise fürsorglich mit Voodoo-Zauber über die lädierten Unterarme von LUV-Schottin Vroni her. Der Tag fand seinen gemütlichen und geselligen Ausklang.

Sonntag ging es zunächst mit einem Weißwurstfrühstück los. Für den einen oder anderen war da schon die eine oder andere „Konterhalbe“, so wie das die Bayern nennen, mit dabei. Die Clubwirte Rosemarie und Sepp können auch da ihre bayrische Herkunft nicht verheimlichen. War ja auch das vorzüglich schmeckende Stegbier aus dem königlichen Bräustübel‘ vom Tegernsee.
Danach gleich mit den Rennjollen raus vor die Stege, wo ein Schlepp gebildet wurde, um alle wieder in das Windgebiet zu bringen.
Und wieder 3-4 Bft. . für die 10er war nun noch eine Wettfahrt vorgesehen. Beim Start bot sich eine Steuerbordbevorzugung, welche N 47 und N 40 schamlos ausnutzten. Auch die übrigen versuchten die linke Seite, waren aber etwas zu spät und in der Folge zu tief. Nur N75 startete rechts außen auf Backbordschoten, was ihn von Anfang an nach hinten warf, stieg aber in der Folge höher nach links hinaus. Das wiederum bescherte ALK (N 75) einen besseren Windstrich, wodurch er sich an der Luvtonne, bei der er den Anlieger abermals auf eine optimale Windkante setzten konnte, als erster behaupten konnte. N 75 hatte sich von N40 zuvor noch die Reservegenua ausgeborgt, die vorzüglich passte und lt. Eigner, Helmuth Romaner, viel besser zieht als die seine. Auch das mag ALK geholfen haben, denn er war an diesem Tag auf der Kreuz unschlagbar. Auf den Vorwindkursen konnte N 40 etwas näher kommen. Letztlich siegte N 75 nur 8 Sekunden vor N 40 gefolgt von N47, N44, N430 und N138. Mit N 75 wird in dieser Form in Zukunft auf jeden Fall weiterhin zu rechnen sein. Auch N 47, dessen Mannschaft erstmals auf dem Boot saß, steigerten sich zusehends und erhöhte den Druck auf das Spitzenfeld stetig.

Während die Z-Jollen noch eine weitere Wettfahrt segelten, liefen die 10er rasch den Club an, um die Boot schon für die Abreise verpackt zu haben bevor der nächste Schwung am Kran steht. Dies gelang gemeinsam sehr gut. Dann setzten wir uns noch rasch zur Generalversammlung der 10qm Rennklassenvereinigung zusammen. Mit Lorenz Pechstein bekamen wir unser erstes Jugendmitglied.

Der Klassenmeistertitel ging an BALMUNG, N 40 mit Artur Vlasaty und Judith Franzmair vom Union Yacht Club Mondsee.

Vizeklassenmeister wurde ALK, N 75 mit Helmuth Romaner und Hermann Heiss vom Segel Club Seekirchen am Wallersee.

Den 3ten Rang belegte LUV, N 47 mit Holger und Vroni Höfler gefolgt von HEIDERL, N 44 mit Herbert Huber und Bibi Friedl weiters CIRCE, N 138 mit Lorenz und Simon Pechstein aus Berlin und zu guter Letzt SEETEUFEL, N 430 mit Alfred und Felix Holzer vom Yacht Club Rheindelta.

Der Preis zum Wächter der Klassenflagge geht heuer an LUV und sein Newcomer Team, die einen großartigen Erstauftritt hinlegten.

Die begehrte 10er Latte erkämpfte sich heuer CIRCE, der es gelang mit kühlem Kopf den größten Zeitvorsprung auf den Nächstplazierten bei einer Wettfahrt herauszusegeln.

Die Veranstaltung zeigte einmal mehr, daß die Internationale Klassenmeisterschaft der 10qm Rennklasse über die Jahre einen kleinen, aber konstanten Stellenwert in der Holzbootszene eingenommen hat, der sich auch heuer wieder eines Zulaufes mit neu dazugestoßenen Seglern erfreuen kann.

Schon jetzt kann darauf hingewiesen werden, dass kommendes Jahr drei Zehner Rennjollen mehr an den Start gehen werden, womit die Beteiligung knapp an die magische 10 reichen könnte.

So bleibt mir nur, mich einmal mehr bei den vielen Unterstützern zu bedanken, die uns diese Meisterschaft ermöglicht haben.



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