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ARC 2006

Christoph von Reibnitz berichtet von Bord der "Peter von Seestermühe" (ex "Peter von Danzig"):

Rekordfahrt - einfach so...

Mit deutlich zurückgeschraubten Erwartungen gegenüber unseren bisherigen ARC-Teilnahmen waren wir diesmal an den Start gegangen.
Wir, das sind Heinz, unser Meilenkönig, der in den letzten 12 Jahren knapp 30.000 Seemeilen mit uns gesegelt ist. Er ist genauso alt wie das Schiff und hat erstmals seine Frau Barbara mit an Bord. Peter, beim letzten ARC noch allein, wurde jetzt diesmal von seiner Frau Steffania begleitet. Gretel segelt nach 12 Jahren ihr zweites ARC und tut sich durch großes Engagement bei ständig guter Laune hervor. Ebenso Thomas, in letzter Minute zu uns gestoßen, adaptiert seine Bodenseeerfahrung blitzschnell auf klassisches Hochseesegeln und ist uns ein besonders angenehmer Bordgenosse. Nach Babypause beim letzten ARC ist mein bester Freund Christoph wieder dabei. Als Proviantmeister bereits in die Geschichte eingegangen, managed er das Vorschiff soverän bei allen Manövern, steuert bei Starkwind unter Spi oder backt Apfelkuchen auf Bestellung von Jarl, der mit 5 Jahren seine erste Atlantiküberquerung macht. Glücklich bei seinem Papa an Bord zu sein, interessiert Jarl sich für alles, was Boot und Rennen angeht, während Legosteine und Kinderbücher ein unerwartetes Schattendasein fristen. Seine Schwester Hannah, sonst zu Weihnachten nachgeflogen, genießt es diesmal, ganz dabei zu sein, und kämpft sich tapfer durch die Nachtwachen.

Wir hatten uns also vorgenommen ruhiger zu segeln. Im Ralleystil wollten wir nur tagsüber spinnakersegeln. Nachts würde es die ausgebaumte Genua auch tun...
Wir konzentrierten uns dafür umsomehr auf die Windentwicklung. Von Land durch Frieder per email unterstützt, entschieden wir uns für eine konsequente Südroute.
Dies entpuppte sich als absoluter Glücksgriff. Vom Start bis zum Ziel hatten wir guten Wind. Unsere Geschwindigkeit sackte nie unter 6 Knoten. So fanden wir uns nach wenigen Tagen ganz vorne im Feld der 230 Teilnehmeryachten wieder. Das Einzige, was uns einholte, war denn auch das Regattafieber. So richtig hatten wir den Spinnaker bisher sowieso noch nicht heruntergenommen. Damit waren alle guten Vorsätze, es etwas ruhiger angehen zu lassen, dahin. Der Passat wurde immer kräftiger. Die Zahl der Rudergänger sank teilweise soweit, daß wir tatsächlich die eine oder andere Nacht nur unter ausgebaumter Genua und gerefftem Groß, aber immernoch mit 9 Knoten laufen mussten.

Die Fische machten ebenfalls ein Rennen, und zwar auf unsere Schleppangel. Bis zu dreimal am Tag löste das KLACK der Wäscheklammer den berühmten Schlachtruf des Rudergängers aus: FIIIIISCH, FIIIISCH.... Am Ende haben wir in St Lucia eine große Grillparty mit 30 Leuten gegeben, um unsere unangetasteten Fleischvorräte aufzubrauchen. Die tägliche Funkrunde wurde immer mit großer Spannung erwartet. Nachdem inzwischen die ganze Flotte mit gutem Wind direkt Richtung Ziel lief, konnten wir immer noch unsere Position halten. Dabei half das näher rückende Ziel, der zunehmende sportliche Ergeiz und nicht zuletzt die gute Stimmung an Bord. So konnten wir in den letzten beiden Tagen noch drei Plätze allein in unserer Gruppe gutmachen, indem wir den Spi im Grenzbereich durchsegelten.

Was sich schon abgezeichnet hatte, wurde am 15ten Tag nach dem Start zur Gewissheit: Mit unserer Dreigenerationenfamiliencrew würden wir einen neuen Schiffsrekord aufstellen. Einlaufen zur Kaffezeit. Den Vormittag kommen im Norden und Süden immer mehr Schiffe in Sicht, die nun alle auf St Lucias Nordspitze zuhalten. Ein spannendes Finish gibt es. Nach 2800 Seemeilen laufen innerhalb von 10 Minuten vier Yachten hinter uns ein. Kurz vor der Ziellinie können wir sogar die SWAN 62 Albatros überholen, die mit gebrochenem Spibaum nur langsam voran kommt. Als wir um Pidgeon Point biegen, die Ziellinie nur wenige hundert Meter vor uns, werden wir von dem Rest der Familie Empfangen. Marianne und Gard (3) werden von Freunden mit dem Schlauchboot an Bord gebracht. Tim Wright, der Yachtfotograph, macht tolle Zielfotos und unter Jubeln werden wir in der Marina empfangen. Mein siebentes ARC war wieder einmal ganz anders als alle vorher und doch wie für die ganze Crew ein unvergessliches Erlebnis.

Nun liegen wir also in Rodney Bay, St Lucia West Indies, putzen unser vom Atlantik gerupftes Gefieder, bauen Sandburgen am Strand und warten auf die Preisverleihung.

Frohe Weihnachten wünscht
die Petercrew



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