REGATTA

Mit einem Hauch nach vorne segeln

Foto: Thomas Eibenberger

“Rendezvous der Klassiker” in Kiel

Der frisch restaurierte Kaisersaal im Kieler Yacht Club, der nach langer Umbauzeit in modernem Charme erstrahlt, war der Höhepunkt. Das urige Zusammensein vor exklusiv maritimer Kulisse im British Kiel Yacht Club war der Höhepunkt. Oder der Augenblick des Innehaltens, als sich ein Regenbogen über die schimmernden Holzmasten in der Abendsonne vor der grauschwarzen Kieler Förde spannte? Nein, die Glücksmomente, wenn das eigene Boot den schmalen Windstrich erwischte und die nebenan segelnden Regattamitbewerber im Flautenloch verblieben.

Die traditionelle Auftaktregatta zur Kieler Woche steckte voller Höhepunkte - offizieller und eher persönlicher Natur. Das „Rendezvous der Klassiker“-Team hat sich eindeutig warmgelaufen und auch mit seiner zweiten Veranstaltung ein Top-Event geboten. Einige Skipper konnten mit den launischen Windspielereien, die Förde, Großschifffahrt und Wolkenbild am Samstag für die Regattafelder bereithielten, zwar nicht so recht warm werden - für nordische Verhältnisse waren Wetter, Winde und Segelbahn aber eigentlich ziemlich perfekt. 80 klassische Boote waren gemeldet - darunter fünf (!) Zwölfer, Neuner, Sechser, 5.5 und 5mR-Boote. Neben der stark vertretenen Meterbootfraktion waren mit sechs Knarrs beinahe alle deutschen Boote dieser Klasse in Kiel vertreten. Die Knarrs waren die geladenen „special guests“ in diesem Jahr - vielleicht entsteht ja tatsächlich bald die erste deutsche Knarr-Vereinigung. Aber auch ein starkes Mittelfeld von KR-Yachten und die großen „Schönen“ wie die beiden dänischen Gäste “Thyra” und “Svanen”, “Senta”, “Peter von Seestermühe” oder “Ella” und “Harmattan” gaben sich die Ehre.

Eigentlich schade, dass so wenig Jollen gemeldet waren, dabei hätten sie die allerbesten Windverhältnisse und eine ideale Wettfahrt- strecke vorgefunden. Nach dem vorjährigen Unglücksfall der “Röde Orm” (contra Fördedampfer) haben sich die Wettfahrtbedingungen ein wenig modifiziert. Die Bahn auf der Innenförde ist kleiner geworden, aber der zunächst befürchtete Trubel blieb glücklicherweise aus. Bis auf die ebenfalls neu verlegte grüne Fahrwassertonne K5, die sich gleich nach dem Start als hot spot erwies. Beständig kein Wind und steter Treffpunkt der eigenen Gruppe – man trieb gelassen (mehr oder weniger) gemeinsam um sie herum im Crepes- und Würstchenduft der Kieler Woche, begleitet vom sehr deutschen Rhythmus der Sambatrommler... Die Bahn blieb überschaubar und auch auf der Außenbahn hatten die meisten der großen Yachten genug Wind um rechtzeitig wieder den Hafen zu erreichen.

Gefeiert wurde dann im neuen Glanz des altehrwürdigen KYC-Hotels. Traditionell bei Quiche und Weißwein und einem mit Entertainerqualitäten ausgestatteten Moderator. Yorck Walpuski vergab stilbewusst in blauem Blazer die Preise. (Die beiden einzigen (?) Steuerfrauen des Feldes wurden dabei mit feuerlöschtechnischem Gerät beschenkt - wobei die Frage erlaubt sein muss, wessen Flammen da gelöscht werden sollen? Anschließend ging`s zum „open ship“ auf das ein oder andere Boot zum Gucken & Snacken. Aktuelle Regattabilder von Maike Neelsen und Klaus Schneider beendeten den Tag - oder vielmehr der heftige Regenschauer, der punktgenau nach der Bildershow niederprasselte. Was fehlte? - Eigentlich gar nichts. Bis auf die schönen Zelte der Pier Royale, die Strandkörbe und die Gelegenheit, auch im Regenschauer mit Blick auf die Klassiker-Flotte gemütlich zu sitzen...

Hella Peperkorn



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