Freundeskreis Klassische Yachten

Die Anstricharbeiten 

Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht"

Die häufigsten Anstrichfehler

Bodensatz im Farbtopf:
Er ist die Folge davon, dass die kleinen Farbteilchen, die Pigmente, ungleichmäßig in dem Bindemittel verteilt sind, der Anstrich wird ungleichmäßig und streifig und deckt nicht ganz. Die Ursachen sind zu lange oder zu warme Lagerung der streichfertigen Farbe und ungenügende Sorgfalt beim Anrühren. Man verhindert diesen Fehler, indem man die Farbe nicht zu lange und nicht im Warmen stehen lässt und sie vor dem Streichen sorgfältig aufrührt.

Hautbildung:
Der Anstrich wird durch die nicht immer zu entfernenden Hautteilchen unsauber, außerdem entsteht Materialverlust. Die Haut bildet sich, wenn die Farbe zu warm und bei nicht sorgfältigem Luftabschluß gelagert wird. Also immer dafür sorgen, dass streichfertige Farben in gut geschlossenen Gefäßen und nicht zu warm aufbewahrt werden. (Kleinere Farbreste in großen Dosen [Vn kg in einer 2-kg-Kanne] in entsprechend kleinere Büchsen umgießen, wenn länger aufbewahrt werden soll.) Werden trotzdem offene Gefäße benutzt, dann kann man eine Hautbildung für kurze Zeit dadurch verhindern, dass man vorsichtig etwas Halböl auf die Farbe gießt.

Die Farbe deckt schlecht:
Die Farbe ist zu dünn angerührt oder nicht sorgfältig und gründlich genug
aufgerührt worden. Bei von Natur aus schlecht deckenden Anstrichen, z. B. bei verschiedenen Weißfarben, muss im gleichen Färbten gut vorgestrichen werden.

Farbe oder Lack trocknen schlecht und werden nicht ordentlich hart:
Bei diesem Fehler setzt der Anstrich leicht Schmutz und Staub an, er klebt und ist gegen mechanische Einwirkungen nicht widerstandsfähig. Die Ursachen können verschiedener Art sein. Die streichfertigen Farben enthalten als Trocken-mittel Sikkative. Dieser Sikkativzusatz ist nun entweder zu gering oder zu hoch und muss deshalb richtig bemessen werden. Andere Ursachen sind: zu dicker Anstrich, streichen oder lackieren bei Regen, Nebel, Tau oder Frost. Oder der Voranstrich, auf den der Anstrich aufgetragen wurde, war noch nicht völlig durchgetrocknet. Es kann auch sein, dass der Untergrund im Motorenraum schmierig und fetthaltig war. In diesem Falle muss der Untergrund mit Terpentinersatz abgewaschen werden. Man muss also darauf achten, dass die Farbe dünn ausgestrichen wird, dass der Voranstrich Zeit hatte, einwandfrei durchzutrocknen und darf, wenn das Boot im Freien steht, nur auf völlig trocknem Grund und nicht bei Regen, Nebel oder zu niedriger Temperatur streichen.

Der Lack oder die Farbe klebt:
Wodurch es entsteht und wie es vermieden wird, wurde im vorhergehenden Absatz beschrieben. Beim Lackieren sind meistens zu dickes Streichen und kaltes, feuchtes Wetter die Ursache.

Der Anstrich bildet Runzeln:
Die Runzelbildung oder das Kräuseln des Anstriches begünstigt das Ansetzen von Schmutz und die Rissbildung im Farbfilm. Außerdem sieht ein gekräuselter Anstrich natürlich schlecht aus und schafft, wenn dieser Fehler beim Anstrich der Außenhaut auftritt, den bei Rennbooten unerwünschten Widerstand. Der Fehler entsteht, wenn zu dick gestrichen wird, oder wenn die Farbe oder der Lack selbst zu dick ist. Es kann aber auch daran liegen, dass bei kaltem Wetter gestrichen oder lackiert wurde, da dann der Lack nicht verlaufen kann. Schließlich können sich Runzeln bilden, wenn eine an sich schon gut und schnell trocknende Farbe in der prallen Sonne verarbeitet wird.

Es bilden sich Lack- und Farbtränen:
Dieser Anstrichfehler, auch „Gardinenbildung" genannt, entsteht, wenn im Hochsommer bei einer zu hohen Temperatur gestrichen und der Lack nicht genügend auseinandergearbeitet wird. Als weitere Ursache kann er einen zu dicken Auftrag der Farbe haben, die Farbe kann zu dünn sein und der Untergrund einen zu alten, harten Lackanstrich tragen. Dann muss der alte Lackanstrich mit Schleifpapier angeschliffen werden. Am besten ist es natürlich, wenn der alte zu dick gewordene Anstrich ganz abgezogen wird.

Der Anstrich bekommt Risse:
Durch die mehr oder weniger breiten Risse kann der Farbfilm das Holz nicht mehr schützen. Die Rissbildung kann dadurch verursacht sein, dass die Farbe zu spröde ist. Man erkennt diese Ursache daran, dass die Risse schmal sind. Sind sie dagegen breit, dann war der Untergrund zu fett, und man muss für den Voranstrich eine magere Farbe (Farbe mit nur wenig Ölbindemittel) nehmen. Wird ein magerer Lack (stark verdünnter Bootslack oder ein Schleiflack) auf einen fetteren Untergrund (nicht abgeschliffenen Bootslack) aufgetragen, dann entstehen Spannungen, die zur Rissbildung führen. Eine Rissbildung kann auch durch zu dicken Auftrag der Farbe entstehen. Gelegentlich wird Rissbildung auch dadurch verursacht, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zwei verschiedene Lacksorten verwandt wurden, die sich auf Grund ihrer verschiedenen Zusammensetzung nicht miteinander vertragen. Man tut also, wenn das Boot nicht gerade vollständig abgezogen wurde, gut daran, möglichst bei seinen bewährten Lack-Sorten zu bleiben.

Blasenbildung:
Dieser Fehler, gerade bei Anstrich von Booten häufig, hat schließlich das Abplatzen des Anstriches zur Folge. Er entsteht, wenn der Untergrund beim Malen noch Feuchtigkeit enthielt, die durch die Einwirkung der Sonne verdampft und den Farbfilm vom Holz abhebt. Die Blasenbildung kann auch daran liegen, dass der Voranstrich nicht richtig trocken war, und dass nun die Lösungsmittel infolge der Sonnenbestrahlung verdampfen und die Blasenbildung hervorrufen. Es sind die gleichen Gründe, die bei starkem Abbrennen mit der Lötlampe die Blasen hervorrufen. Blasenbildung tritt auch ein, wenn von Aststellen Harz ausgeschieden wird. Man brennt dann diese Harzstellen aus und isoliert sie mit Spritlack. Bei zu starker Erhitzung wird jeder Lackanstrich blasig. Man darf daher lackierte Einzelteile nicht in der Nähe eines geheizten Ofens zum Trocknen aufstellen.

Abblättern der Farbe:
Es kann die Folge der Blasenbildung oder der Rißbildung sein, deren Ursachen dann bekämpft werden müssen. Es kann daran liegen, dass die Farbe zu dick aufgetragen wurde, oder dass der Lackuntergrund zu dick und zu alt war. Dann muss der alte Anstrich abgebeizt werden, zum mindesten muss der alte Lackanstrich naß angeschliffen werden. Weiter kann der Untergrund andere Mängel haben, er kann verschmiert und verschmutzt sein und muss dann vorher mit Terpentinersatz abgewaschen werden. Gewöhnlich wird die Ursache sein, dass der Untergrund feucht war und dass bei feuchter Witterung, bei Tau oder Nebel, gestrichen wurde. Als weiter mögliche Ursache ist ein zu fetter (zu stark ölhaltiger) Voranstrich anzuführen. Man vermeidet das Abblättern daher durch einen mageren Voranstrich. Unter Umständen kann das Abblättern auch daher kommen, dass die einzelnen Farbschichten (Voranstriche) nicht ausreichend Zeit zum Trocknen hatten, dass ungeeignete Lacke gemischt und schließlich, dass zu dick gespachtelt wurde.
Von Zinkblech blättert der Anstrich ab, wenn es vorher nicht aufgerauht wurde, wozu man verdünnte rohe Salzsäure benutzt. Am häufigsten ist das Abblättern bei Anstrichen auf Eisen. Es beruht auf der „Unterrostung". Hierbei handelt es sich um ein Rosten unter dem unversehrten Farbfilm, im Gegensatz zu dem „Durchrosten', das entsteht, wenn das Eisen einfach mit öl- oder Lackfarbe überstrichen und nicht vorher mit einer guten Rostschutzfarbe ein- oder mehrmals grundiert wurde.

Schwitzen des Lackanstriches:
Das Ausscheiden von Flüssigkeiten aus der Lackschicht kann eintreten, wenn verschiedene Lacke gemischt werden, wenn die Deckschicht zu mager ist, und wenn kalter Lack auf warme Fläche oder umgekehrt gestrichen wird.

Der Lack wird grau:
Dieser Fehler, der natürlich nur bei naturlackierten Booten oder Teilen auftritt, hat als Ursache einen ungenügend vorgearbeiteten Untergrund oder die Verwendung minderwertiger Lacke. Der gut gereinigte Untergrund soll zunächst einen Anstrich mit einem Porenfüller erhalten. Dann folgt ein solcher mit Vorlack (ein verdünnter Bootslack). Darauf kommen mindestens zwei Schleiflackanstriche, die jedesmal verschliffen (nicht a b geschliffen) werden. Zuletzt folgen zwei dünn und gleichmäßig aufgetragene Anstriche mit gutem Überzugslack. Ein solcher Lackanstrich hält auch bei Beanspruchung durch Hitze, Seewasser und Witterungsunbilden meistens einen Sommer lang durch. Bearbeitet man den Untergrund nicht in der vorgeschriebenen Weise, dann ziehen die ölhaltigen Lösungmittel in das Holz, der Rest wird durch Witterungseinflüsse und Seewasser ausgewaschen, und die Harzbestandteile des Lacks bleiben als grauer Rückstand an der Oberfläche.


So hilft man sich, wenn man über dem Kopf (etwa das Unterwasserschiff auf dem Rücken auf dem Boden liegend) streichen muss und vermeiden will, dass einem dauernd vom Pinsel die Farbe ins Gesicht tropft. Man schneidet einen alten Gummiball in zwei Hälften, bohrt in die eine Hälfte genau in der Mitte ein Loch und steckt den Pinsel hindurch.

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