PFLEGE & RESTAURIERUNG

Der Stoff aus dem die Boote sind...

Bootsbauhölzer und deren Beschaffung

von Uwe Baykowski

Holz, insbesondere gutes für den Bootsbau, ist zwar allgegenwärtig, aber in guten Qualitäten nicht überall zu bekommen. Dieser Artikel erhebt nicht den Anspruch, das Holzlexikon oder ein Branchenbuch zu ersetzen, aber es wird versucht, die wesentlichen charakteristischen Eigenschaften der Holzarten zu beschreiben und Tipps für die Bescha$ung zu geben. Der erste Teil behandelt Importhölzer, in diesem Teil II folgen die europäischen Sorten.

Teil II: Europäische Hölzer und Sperrhölzer

1. Eiche
Eichenholz ist der klassische Werksto% für Kiele, Steven, Bodenwrangen und Spanten. An Dauerhaftigkeit, Härte und Festigkeit wird es von keinem europäischen Holz übertroffen. In engem Baumbestand können die Eichen schöne, gerade und astarme Stämme haben, die besonders für Kielbalken, Steven oder Planken geeignet sind. Frei stehende Bäume, sogenannte Solitäreichen, entwickeln eher kürzere Stämme mit weit ausladenden Kronen. Hier & nden wir Krummhölzer für gewachsene Spanten und Bodenwrangen. Wegen seiner Verrottungsfestigkeit und Elastizität ist Eichenholz durchaus für Beplankungen geeignet. Jedoch ist die Volumenveränderung durch Schwinden und Quellen sehr stark, so dass sich bei karweel geplankten Booten sehr häufig eine deutliche Nahtbildung zwischen den Plankengängen abzeichnet. Insofern ist Eiche besser für die Beplankung von Klinkerbooten geeignet. Für die Beplankung sollten Hölzer mit stehenden Jahresringen verwendet werden, weil das Arbeiten des Holzes hier kalkulierbarer ist. Diese Hölzer verwerfen sich nicht so stark, sondern arbeiten eher in die Breite. Besonders ausdrucksstark ist Eichenholz mit stehenden Jahresringen durch die Spiegelungen der Markstrahlen.

Astfreie Eiche lässt sich sehr gut dämpfen, deshalb wird das Holz auch gerne für eingebogene Spanten verwendet. Sollen lamellierte Spanten aus Eichenholz hergestellt werden, ist zu beachten, dass es hier zu Problemen kommen kann. Die alte Bootsbauerweisheit „Eiche auf Eiche leimt nicht“ wird zur bitteren Wahrheit, wenn an einem Boot mit lamellierten Eichen-Spanten festgestellt wird, dass sich die Lamellen durch Aufgabe des Leimes voneinander lösen. Diese Problematik wird durch den hohen Gerbsäuregehalt der Eiche verursacht. Spezielle Epoxi-Kleber für problematische Hölzer sollen für die Verklebungen besser geeignet sein als der traditionelle Resorcinharzleim. Die Gerbsäure der Eiche setzt auch Eisenverbindungen stark zu. Selbst verzinktes Eisen wird angegriffen, und es kommt zu gravierenden Korrosionserscheinungen an dem Metall, welche wiederum das Holz angreifen. Das Kernholz der Eiche hat eine schöne gelbliche Färbung, die sich auch im Sonnenlicht nicht weiter verändert. Der Splint ist nicht zu verarbeiten. Er ist meist schon bei dem frisch gefällten Stamm vom Holzwurm und anderen Schädlingen befallen.

Handelsformen: Blockware in allen Stärken, meist kammergetrocknet, bei jedem Holzhändler zu erhalten, Krummholz für Spanten, Steven und Bodenwrangen ist ebenfalls gut zu bekommen.

2. Esche
Eschen wachsen zu geraden und hohen nahezu astfreien Stämmen heran, die überall in Deutschland gehandelt werden. Das Holz ist hart, sehr elastisch und hat eine wunderschöne, gleichmäßige Maserung bei einer weiß-gelblichen Färbung. Leider ist es nicht so verrottungsfest wie das Eichenholz. Es wird unter Einfluss von Feuchtigkeit sehr schnell schwarz und stockig bis zur Verrottung. Gleichwohl wird Eschenholz gern für eingebogene Spanten verwendet, weil es sich hervorragend dämpfen und biegen lässt. Für Bauteile „unter Aufsicht“ wie Salinge, Riemen, Flaggenstöcke ist es sehr gut geeignet. Unvergleichlich schön, aber pflegeintensiv ist eine lackierte Eschen-Kammleiste auf einem lackierten Mahagoni-Setzbord. Handelsformen: Kommt als Blockware unterschiedlicher Dicken und Längen in den Handel. Bei jedem Holzhändler in Deutschland erhältlich.

3. Fichte
Fichtenholz wurde wegen seines geringen Gewichtes gerne als Decksbeplankung oder für Kajütdächer und Decksbalken verwendet. Es ist ein sehr helles bis weißes Nadelholz, welches sehr schnell wächst und demzufolge recht weich und fäulnisanfällig ist. Meist ist eine Blaufäule schon beim Holzhändler festzustellen. Die heimischen Fichten sind sehr astreich und eignen sich eher als Bauholz. Bis vor einigen Jahren war eine Rumänische Fichte im Handel, die sehr engringig ausfallen konnte. Die Hölzer kamen als Bohlen von ca. vier Metern Länge und 45 mm Dicke und ca. 250 mm Breite in den Handel. Das Holz ist sehr leicht, nahezu astfrei und eignet sich sehr gut für leichte Masten und Spieren kleinerer Boote, auch wenn man es gut beobachten und unter Lack halten muss. Es wurden zahlreiche Folkeboot- und DN-Schlittenmasten aus diesem Holz gefertigt.

4. Kiefer
Die Kiefer wird für den Bootsbau hauptsächlich in Skandinavien und in den baltischen Ländern eingesetzt. Das raue nordische Klima lässt ein sehr schönes, widerstandfähiges Nadelholz mit einem hohen Harzanteil heranwachsen. Zahlreiche Schärenkreuzer, Fischer- und Ruderboote sind in Schweden aus Kiefer gebaut worden. Bekannt ist die blumige Kalmar-Kiefer, woraus der schwedische Bootsbauer Mats Selden viele Folkeboote gebaut hat. Handelsformen: Blockware und Kanteln unterschiedlicher Längen und Dicke.

5. Lärche
Lärche ist eines der schönsten Bootsbauhölzer überhaupt. Sie ähnelt sehr der Oregon Pine, ist etwas rötlicher. Durch den außerordentlich hohen Harzgehalt ist die Lärche sehr wiederstandsfähig. Die Qualität ist sehr vom Wachstumsgebiet abhängig. Lärche aus dem Schwarzwald und den Hochlagen der Alpen gilt als die beste, selbst der dänische Bootsbauer Ebbe Andersen aus Marstal bevorzugt die Lärche aus Süddeutschland, wenn er die beste Qualität braucht. Die dänische Lärche wächst schneller und ist etwas leichter und weicher. Lärche wurde häu! g in größeren Booten wie 12 mR –Yachten für die Balk- und Kimmweger benutzt. Der Vorteil ihrer hohen Festigkeit bei geringerem Gewicht kam hier zur Geltung. Johann Anker hat so manches Unterwasserschi" mit Lärche und das Freibord mit Mahagoni beplankt. Manche seiner Yachten gehen in einem Alter von 70 bis 80 Jahren nach dem Winterhalbjahr ohne große Leckageprobleme zu Wasser. Auch Abeking & Rassmussen hat viele Yachten aus Lärche gebaut, die in diesem Alter noch kerngesund sind. Im Überwasserbereich ist Lärche für die Beplankung ebenfalls sehr gut geeignet. In Deutschland kommt immer häufiger die Sibirische Lärche auf den Markt, welche ebenfalls von hoher Qualität ist.

Handelsformen: Stammware und Blockware unterschiedlicher Dicken und astarmen Längen bis zu zehn Metern, selten auch länger. Die Durchmesser der deutschen Lärchen betragen etwa von 50 bis 60 cm. Die Profi-Bootsbauer lassen sich die Stämme nach ihren Anforderungen einschneiden. Die Sibirische wird als unbesäumte Blockware von ca. 25 bis 50 cm Breite und Dicken von 52, 65 und 78 mm eingeführt. Bei den meisten Holzhändlern sich auch einzelne Bohlen erhältlich.

6. Douglasie
Die Douglastanne stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie wurde erfolgreich nach Europa importiert und hat sich hier gut eingebürgert. Man kann sie als die „leichte“ Schwester der Lärche bezeichnen. Da ihr Harzanteil geringer ist und sie schneller wächst, ist sie weicher und leichter als die Lärche, jedoch auch anfälliger. Äußerlich ist der Baum nur vom Fachmann von der Lärche zu unterscheiden. Die Douglasie wird wegen ihres geringeren Gewichtes gern für Pfahlmasten und Spieren auf größere Traditionsseglern verwendet. Der bekannte dänische Folkebootbauer Thorkild Lind aus Middelfart hat viele Boote im Unterwasserbereich mit Lärche und das Freibord mit Douglasie beplankt. Das schwerere, dauerhaftere Holz nach unten, das leichte nach oben.

Handelsformen: Stammware und Blockware unterschiedlicher Dicken und Längen bis zu zwölf Metern, für Masten können im Einzelfall auch längere Stämme geliefert werden.

7. Sperrhölzer und Furniere
Sperrhölzer finden bei klassischen Yachten höchstens im Innenausbau Anwendung. Durch die „gesperrten“, im 90° Winkel zueinander wasser- und kochfest verleimten Furnierlagen gibt es keine Gefahr des Reißens bei größeren Flächen, wie es bei Vollholz der Fall ist. Das Sperrholz „steht“ besser, das heißt, es verzieht nicht so leicht. Beim Kauf von Sperrholz sollte man sich überlegen, welches Produkt man für welchen Zweck einsetzen will. Der optisch maßgebliche Unterschied besteht zwischen den Deckfurnieren. Hier gibt es „gemessertes“ und „geschältes“ Furnier. Ersteres wird längs zur Stammebene mit Messern geschnitten, so dass eine natürliche Maserung entsteht, denn so werden ja auch Bohlen oder Bretter aus einem Stamm gesägt. Diese Deckfurniere eignen sich daher gut für den sichtbaren klarlackierten Innenausbau oder für Lukendekkel, wenn man auf Vollholz verzichten will. Das „geschälte“ Furnier wird hergestellt, indem es sozusagen - wie Klopapier von der Rolle gezogen - von dem Stamm geschält wird. Der Stamm wird gedreht und ein Messer schält die Furnierlagen ab. Dabei entsteht eine unnatürliche und unstrukturiert „wilde“ Maserung des Deckfurnieres. Das geschälte Sperrholz ist minderwertiger und natürlich deutlich billiger, weil die Ausbeute größer ist. Es ist gut einsetzbar für Schrankböden, nicht sichtbare Schotte und dergleichen. Wichtig für die Wahl des richtigen Sperrholzes ist die Qualität der Innenlagen. Für gutes, fäulnisbeständigeres Material sollten die Innenlagen dem der Außenlagen entsprechen. Es gibt Sperrhölzer mit weichen, minderwertigen Innenlagen, die nur wenig verrottungsfest und deren Festigkeiten wesentlich geringer sind. Entscheidend für die Wahl des richtigen Sperrholzes ist auch die Dicke des Deckfurniers. Es gibt hauchdünne Deckfurniere von 0,2 mm bis zu 2,5 mm. Ist damit zu rechnen, dass naturlackierte Flächen irgendwann einmal abgezogen und neu lackiert werden müssen, sollte ein ausreichend dickes Deckfurnier gewählt werden. Auch bei rohbelassene Flächen wie zum Beispiel die Seiten$ ächen einer Cockpitwanne aus gemessertem Teaksperrholz darf das Deckfurnier nicht zu dünn gewählt werden, weil die Leimschicht durch natürliche Erosion zu schnell durchschlagen könnte. Es gibt maritime Sperrhölzer mit Deckfurnieren aus Sipo-Mahagoni, Sapeli, Khaya, Teak, Oregon-Pine, Kirsche und einige mehr. Die Spezialisten für Bootsbausperrholz in Deutschland sind die Firmen Daniel Georgus in Bremen sowie Sommerfeld und Thiele in Mölln. Bei letzterer Firma sind auch Furniere unterschiedlicher Hölzer und Stärken bis zu 4 mm, auf besondere Anfrage und bei größerer Abnahme auch Sondermaße erhältlich.



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