PFLEGE & RESTAURIERUNG

Aktuelle Restaurierungsprojekte: Inia

Die INIA dürfte eines der ersten -vermutlich sogar das erste- Schiff der Schlichting Werft gewesen sein, das nicht mehr als Fischer- oder Arbeitsboot auf dem Priwall entstand, sondern als Yacht für einen privaten Eigner. Man kann noch heute an den Spanten sehen, dass die Werft mehr von Schiffszimmerleuten als von Yachtbauern betrieben wurde. Die 95 Jahre seit ihrem Stapellauf 1912 hat sie allerdings gut überstanden! Die Konstruktion stammt von J. Koser aus Hamburg, Rumpfmaterial PÜitchpine auf Eiche, Mast aus Oregon, Länge über Deck 14m. 1920 erhielt das Boot einen neuen Innenausbau bei A&R.

Das Boot wurde 1936 mit 33 jüdischen Emigranten an Bord nach USA gesegelt. Dort wurde es als neues Schiff mit Baujahr 1936 ins Amerikanische Schiffsregister eingetragen. Offensichtlich wurde die Überfahrt gut vorbereitet, denn kurz vor der Fahrt bekam INDRA ein neues Teakdeck. Um unter Deck mehr Platz zu schaffen, verzichtete man auf den Wiedereinbau des Cockpits. Die Kojen im Heck der Yacht, welche seinerzeit eingebaut wurden, befinden sich noch heute dort. Spätere Eigner hatten die Tanks für einen neuen Motor einfach daraufgestellt. Der originale Gardner Motor wurde vermutlich bereits damals ausgebaut, um die enorme Anzahl von Passagieren aufnehmen zu können. Die ehemalige Einbaumaschine dürfte ca. eine Tonne gewogen haben.

Nach dem Krieg verliert sich die Spur der Yacht, bis sie in den sechziger Jahren in Kalifornien/Halfmoon Bay wieder auftaucht. Der letzte Eigner war Hafengerüchten nach ein ehemaliger Vietnamkämpfer, der auf dem Boot lebte, es laut Polizeiberichten zum Drogen und Waffenschmuggel einsetzte. Nach mehreren Razzias durch die Hafenpolizei setzte sich dieser Eigner nach Mexiko ab und überließ das Schiff dem Hafenkapitän. Dort wurde es von der Amerikanerin Coleen Page wieder entdeckt und in verschiedenen Zeitungsartikeln (woodenboat) versuchte sie einen neuen Eigner zu finden, der die Restaurationsaufgabe angeht.

Gerhard Nusser übernahm das heruntergekommene Schiff im August 2006 an der mooring in Halfmoonbay und konnte mit Hilfe von Frau Dr. Kerstin Verpoorten die Harbour Police davon überzeugen, die Yacht an Ort und Stelle per Autokran auszukranen.
Auf dem dortigen Parkplatz wurde die Yacht dann komplett vermessen und zerlegt.
Alle geschmiedeten Originalteile konnten gesichert werden, auch das originale Kompassgehäuse und nahezu die gesamte wertvolle Saloneinrichtung aus Tabasco Mahagoni, die in den 20er Jahren von A&R eingebaut wurde.
Vom Rigg fehlen ebenfalls nur wenige Teile.
Die Einzelteile sind anschließend per Containerladung nach Süddeutschland verfrachtet worden.
Derzeit entstehen auf der Basis der wieder entdeckten alten Pläne und der Vermessungsarbeiten am Original neue Pläne am Computer als CAD-Daten.
Gleichzeitig beginnt die Suche nach geeigneten Hölzern für den Wiederaufbau.

G. Nusser



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