Freundeskreis Klassische Yachten

Reparaturarbeiten 

Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht"

Reparatur und Neubezug eines Leinendecks

Ein Leinendeck pflegt zuerst längs der Reling, wo es am häufigsten nass wird, oder neben den Aufbauten aufzuplatzen. Zunächst wird man die betreffende Stelle durch Aufsetzen eines Flickens wieder dicht bekommen. Man kann solche Flicken plicken nun mit kleinen Kupferstiften aufnageln. Das sieht aber weder gut aus, noch ist es besonders haltbar. Man kann den Flicken auch mit altem, dickem Lack aufkleben, man muss ihn dann, um das Ausfasern zu verhindern, vor dem Ausschneiden mit Firnis anfeuchten und vor dem Aufkleben etwas nachtrocknen lassen. Das beste Verfahren ist jedoch, die beschädigte Stelle des Decksbezuges mit einem scharfen Messer genau viereckig auszuschneiden. Dann wird die Kante dieses Ausschnittes in einer Breite von 1-2 cm mit einem Messer angehoben und der Flicken, der natürlich größer sein muss als der Ausschnitt, darunter geschoben. Man nagelt dann mit Kupfer-Täcksen um die Kante herum und spachtelt den Absatz zwischen Kante und Decksbezug gut aus.

Wenn solche Flicken nicht mehr helfen, dann muss das Deck neu bezogen werden. Vielfach hält ein Decksbezug nicht besonders lange, wenn sich die Decksplanken durchgebogen haben und das Leinen an den scharfen Kanten schnell durchgetreten wird. Dieses Hochwölben beruht auf mangelhafter Befestigung der Planken, und man muss sie daher zunächst richtig befestigen. Sitzen die Decksplanken zu weit auseinander, dann müssen Nahtleisten darunter gesetzt werden oder die Kanten der Planken müssen, wenn sie ungenügend genagelt waren, zu den Balken heruntergeschraubt werden. Es ist ratsam, die alte Leinwand sofort nach dem Abslippen abzureißen, damit das Deck gründlich austrocknen kann.

Vor dem Abreißen des Decksbezuges muss eine Decks-Skizze mit Maßen gefertigt werden, aus der genau zu ersehen ist, wo die sämtlichen Beschläge hinzusetzen sind. Anders ist es unmöglich, z. B. die Holepunkte wieder richtig auf dem neu bezogenen Deck hinzusetzen.

Rotte Stellen im Deck sind rechtzeitig auszubessern: entweder mit flüssigem Holz auszufüllen oder ganz zu ersetzen. Nagellöcher oder Schraubenlöcher im Deck wird man gleichfalls mit flüssigem Holz ausfüllen, damit das Deck schön glatt wird. Es wird anschließend abgezogen und abgeschliffen.

Das Aufsetzen eines Decksbezuges ist eine etwas umständliche Arbeit, weil ja nicht nur sämtliche Beschläge, sondern auch die Viertelrundleisten an den Aufbauten, die Reling und die Scheuerleiste abgenommen werden müssen. Meistens wird es nicht gelingen. Reling und Leiste unbeschädigt zu entfernen, und man muss sie dann von einem Tischler oder Bootsbauer neu anfertigen lassen. Zum Beziehen des Decks ist nicht zu schweres Segeltuch am besten geeignet. Gewöhnliche Leinwand ist zu dünn und Nesseltuch ungeeignet. Man zieht das Segeltuch, falls es nicht genügend breit liegen sollte, in zwei Hälften auf, und zwar mit einer Mittellängsnaht, die nach unten gekehrt wird. Vor dem Aufziehen wird das Segeltuch erst in klarem Wasser eingeweicht, worauf man es gut trocknen und ausflattern lässt. Zwar etwas umständlicher, aber wesentlich besser und zuverlässiger ist es, den Stoff in einen großen Rahmen zu spannen und ihn erst dann, wenn er unter Spannung steht, anzufeuchten und in dem Rahmen trocknen zu lassen. Das Spannen erfolgt durch das Zwischenschlagen von Keilen.



Das Aufziehen geschieht von der Mitte ausgehend nach den Enden zu, wobei der Stoff so kräftig wie möglich an den Seiten der Bordwand heruntergezogen werden muss. Zum Herunterziehen muss man, um keine Falten zu erhalten, eine breitmäulige Sattlerzange verwenden. Nicht straff gespannter Stoff wirft später in der Längsrichtung des Holzes Falten, die sich schnell durchtreten und in der Farbe brüchig werden. An den Wänden der Aufbauten wird das Segeltuch senkrecht nicht ganz so breit wie die Viertelrundleisten hoch sind, hochgeführt. Der Decksbezug wird auf den Planken festgeklebt, und zwar wird gewöhnlich Ölfarbe und Bieiweiß verwandt, dem man etwas Firnis und etwas Lack zusetzt. Die Mischung muss ziemlich kräftig und stabil sein. Besser ist es jedoch, flüssige Marineglue zu verwenden, die den Vorteil hat, immer elastisch zu bleiben und dem Bezug dadurch eine längere Lebensdauer sichert. Niemals darf Kaltleim zum Verkleben benutzt werden, weil er die Fasern des Segeltuchbezugs zerfrisst. Wenn der mit Marineglue aufgeklebte Bezug aufgezogen und festgemacht ist, wird er mit einem mehrere Kilo schweren erwärmten Eisen (Ballast-Eisen) gewissermaßen gebügelt. Das Segeltuch wird an den Aufbauten und an den Decks- und Außenkanten mit kleinen Kupferstiften mit breiten Köpfen, den sogenannten Kupfer-Täcksen, festgenagelt. Die an den Seiten heruntergezogenen Kanten des Segeltuches werden mit der Scheuerleiste abgedeckt, die man nicht aufnagelt, sondern aufschrauben muss, um eine gute Dichtung zu erzielen. Ebenso ist es besser, die Viertelrundleisten zu schrauben, statt sie zu nageln, wobei darauf geachtet werden muss, dass die Schrauben abwechselnd waagerecht in die Aufbauwand und senkrecht ins Deck hineingehen. Bevor man die Leiste und die Beschläge aufbringt, muss das Deck natürlich grundiert werden. Es empfiehlt sich, mindestens zweimal zu grundieren, damit der Bezug unter den Leisten und Beschlägen, wo die Fäulnisgefahr am größten ist, gut konserviert wird.


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