Freundeskreis Klassische Yachten

Klassische Yachten beim Segelclub Eckernförde
  
25. – 27. Juni 2004

Vielleicht lag es daran, dass die Liebhaber klassischer Yachten ihre betagten maritimen Schönheiten bei diesen Wetterzuständen nicht im Heimathafen losbinden mochten, um sie über die Ostsee nach Eckernförde zu scheuchen. Weniger, als erwartet, waren gekommen, obwohl es manchmal auf 6 abflaute und es zwischen den Schauerböen eigentlich ganz nettes Wetter war. Wer es trotzdem auf sich genommen hatte, traf beim SC Eckernförde alte Freunde wieder, hatte viel Spass, wurde von den Eckernfördern mit großer Herzlichkeit umsorgt und hatte Teil an einem umfassenden und kurzweiligen Bildungsprogramm. Versammelt hatten sich trotz widriger Winde die Yachten: „Oldy“(Drachen), „Aloha“(Spitzgatter), „Liese“(Spitzgatter), „Marike“(6,5 KR), „Jarro“(6,5 KR), „Svinga“(Eintonner), „Myra“(6 KR), „Schwaben“(5 KR), „Topsytruvy“ (Max Oertz-Bau). Falls jemand in der Aufzählung vergessen oder sein Name falsch geschrieben wurde, bitten wir um Vergebung und schreiben es den klammen Fingern, mit denen die Notizen gemacht wurden, zu.

Begonnen wurden die Festtage mit einem wärmenden „Einlaufschluck“, einer neuen Kreation aus Korn und würzenden Zutaten. Das abendliche Anlanden frisch gefangenen Fisches durch den Fischkutter „Ecke“ fiel aus, weil der Ecke-Kapitän dem Sturm nicht trotzen mochte (Das auch zur Bestätigung der Entschlüsse der Freizeitkapitäne, die zuhause blieben). Richtige Trauer kam trotzdem nicht auf, weil das Eckernförder Festcomité spontan über die örtlichen Fleischtheken herfiel und den Grill mit Schweinekoteletts bestückte. Für Unterhaltung bei Tische sorgte ein Shanty-Chor, der nicht nur viele bekannte Lieder, sondern auch zahlreich Ehefrauen mitbrachte. Das Verhältnis zwischen der Anzahl der Musikakteure und der Zuhörer wurde damit etwas ausgewogener.

Nach den frischen Brötchen zum Frühstück am nächsten Tag regnete es etwas langsamer, gerade richtig, um an einer exzellenten Stadtführung teilnehmen zu können. Karl Friedrich Schinkel, der Stadtchronist von Eckernförde, breitete die Stadtgeschichte so kurzweilig und sprachgewandt vor uns aus, dass der Vormittag in heiterer Stimmung wie im Fluge verlief. Die Preußen unter den Zuhörern konnten an dieser Stelle mit ihrer Allgemeinbildung protzen, weil sie zielsicher auf den berühmten Vorfahren unseres Stadtführers, den königlichen Baumeister Karl Friedrich Schinkel, tippten und die verwandtschaftlichen Verbindungen bestätigt bekamen. Wir hörten von den häufigen Scharmützeln zwischen Dänen und Deutschen, die manchmal sogar vom Wasser her mit Schiffsgeschützen ausgetragen wurden, und erfuhren, dass die Kieler Sprotten eigentlich aus Eckernförde stammen und ihren irreführenden Namen erhielten, weil Eckerförde über keine Bahnstation verfügte. Die Fischer gaben ihre Sprotten an eine Pferd-und-Wagen-Spedition, die sie zur Bahn nach Kiel bringen sollten. In Eckernförde erhielten die Fischkisten noch den Stempelaufdruck mit dem Fahrtziel „Kiel“. Ihre Verbreitung fanden sie dann als „Kieler Sprotten“. Und noch etwas erweiterte unsere Allgemeinbildung gewaltig: Eckernförde kommt von Eichhörnchenfurt. Derart mit neuem Wissen beladen blieb nur wenig Zeit zum Mittagessen, weil um 14.00 Uhr eine Busfahrt nach Hemmelmark auf dem Programm stand. Durch das historische Gutshaus von Hemmelmark geleitete uns mit Charme und beeindruckenden Geschichtskenntnissen eine Führerin, die uns die verschiedenen Stilrichtungen des Mobiliars erklärte. Dieses Haus hatte sich einstmals Prinz Heinrich von Preußen (der mit der Mütze!) im englischen Landhausstil bauen lassen, um dort offizielle Empfänge, aber auch Musikabende geben zu können. Heute wird das Haus von einem privaten Eigentümer als Feriensitz und für Veranstaltungen mit Geschäftsfreunden genutzt. Die Erhaltung und Pflege des denkmalgeschützten Hauses belastet auf diese Weise nicht den Haushalt des Landesfürsten.

Auf der Abendspeisekarte des SCE stand dann Wildschwein-Schmaus, ein delikater Genuss für die Gäste, die nach den langen Fußmärschen am Vor- und Nachmittag wieder zu Kräften kommen mussten.

Zu einem richtigen Wildschweingelage gehören auch, wie wir seit Asterix wissen, künstlerische Darbietungen und so unterhielt uns die Gruppe „IMPROPHIL“ mit einem Theater aus dem Stehgreif. Auf Zuruf aus dem Publikum spielten die Schauspieler herrliche Komödie und haben sogar den maritimen Lehrsatz „Geht die Sonne auf im Westen, musst Du Deinen Kompass testen“ mühelos verarbeitet. Nur weil die Kälte langsam die Waden hoch kroch fand der vergnügliche Abend ein früheres Ende, als geplant. Die kuschelige Koje übte doch eine gewaltige Zugkraft aus.

Der versprochene Brötchenservice für das Bordfrühstück am nächsten Morgen fand statt und bei Mettwurst, altem Gouda und grünem Tee liefen noch einmal die schönen Tage in Eckerförde vorbei. Dank sei allen Eckernfördern für ihre Gastfreundschaft und Fürsorge. Nur, wer selbst schon mal ein derartiges Fest organisiert hat, kann ermessen, welche Mühe die Vorbereitungen gekostet haben, um so ein vielseitiges Fest auf die Beine zu stellen. So schnell werden wir diese Tage nicht vergessen!
Manfred Hoffmann, Baltische Segler-Vereinigung


zurückHome