Freundeskreis Klassische Yachten

Pressespiegel

100 Jahre YACHT frei Haus - Per Mausklick 46000 Seiten Wassersport - Europas größtes Segelmagazin stellt als weltweit erste Zeitschrift seinen Lesern alle Artikel seit dem Erscheinen 1904 zur Verfügung

von Jörn Bock in der Yacht 2/03



Seit nahezu einem Jahrhundert gibt es die YACHT. Seither wird der Segelsport in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus in dieser Zeitschrift dokumentiert. Am 15. Juli 1904 erschien die „Illustrierte Zeitschrift für Yachtwesen, Wassersport, Reisen, Motor- und Schiffbau" zum ersten Mal. Gemacht wurde sie damals in der Hauptstadt, in Berlin, Kommandantenstraße 14.

Auf 30 Seiten, den Titel zierte Kaiser Wilhelm II., erfuhr der Leser von der Redaktion, was sich die YACHT auf die Fahnen schrieb: Sie wollte eine Zeitschrift sein, die „dem deutschen Wiissersportfreunde in Bild und Wort ein treues und verlässliches Bild vom jeweiligen Stand der Dinge auf diesem Gebiete gibt und ihm in allen technischen und sportlichen Fragen bereitwillig zur Seite steht und seine Interessen überall vertritt und verficht!"

Zweifellos ein hoher Anspruch. Und er gilt bis heute. So sind aus den 30 Blatt der Erstausgabe mittlerweile 46000 Seiten geworden. Ein schier unergründliches Kompendium der Segelsportgeschichte - das bisher nur an zwei Orten komplett verfügbar war: im Archiv des Delius Klasing Verlags in Bielefeld sowie in der Hamburger Redaktion der YACHT. Auf Dutzenden Regalmetern geordnet und gebunden, blieb der Zugang zu 98 Jahrgängen Außenstehenden zumeist verschlossen. Nur ausnahmsweise, meist zu wissenschaftlichen Zwecken, wurden die Schränke geöffnet.

Das wird jetzt anders. Künftig kann jeder auf den ungeheuren Wissensschatz zugreifen, und zwar bequem von zu Hause aus. Über die Internet-Seite von „YACHT online" (www.yacht.de) erhalten Interessenten uneingeschränkt Zugang zum gesamten YACHT-Archiv von 1904 bis 1981. Nur die letzten 20 Jahrgänge sind noch nicht verfügbar.

Das Angebot ist einmalig im internationalen Vergleich. Es gibt einen Überblick über die gesamten Inhaltsverzeichnisse der Jahrgänge. Sämtliche Artikel sind nach Jahr und Heft geordnet. Demnächst wird sogar eine professionelle Volltextsuche möglich sein. Ob Internet-Benutzer nach alten Schiffen oder Konstruktionszeichnungen suchen, nach Veröffentlichungen über ihren Club, nach Begebenheiten und Ergebnislisten der Kieler Wache oder olympischer Regatten - mit ein wenig Spürsinn liefert das Online-Archiv binnen kürzester Zeit die entsprechenden Treffer.


Doch aus dem Angebot lässt sich mehr schöpfen als nur Daten und Fakten. Auch Trends und Tendenzen der Yachtsport-Entwicklung werden beim virtuellen Blättern im Archiv deutlich.
Das hat auch mit der YACHT selbst zu tun. Die Redaktion wollte immer mehr
sein als nur ein Wassersportmagazin für Segler (und anfangs auch für Motorboot-kapitäne). Sie hat den Wassersport stets aktiv begleitet, Yachtbau und -konstruktion nicht nur dokumentiert, sondern ebenfalls kommentiert, sich der Navigation und den Gebräuchen guter Seemannschaft gewidmet und nicht selten auch neue Entwicklungen angeregt.

Ohne die YACHT gäbe es heute die Wander- und Jugendjolle Pirat nicht, eine Klasse, die schon auf eine lange Tradition zurückblickt. Auch der Zugvogel wäre wohl nie gebaut worden, genauso wenig wie der Kleinkreuzer „Rotkäppchen" aus der jüngsten Vergangenheit.

Gerade weil die Geschichte des Segelsports, nicht nur in Deutschland, eng mit der YACHT verknüpft ist, stellen die jetzt frei zugänglichen Inhalte aus acht Jahrzehnten eine unschätzbare historische Quelle dar.

Die Gegenwart erklärt sich aus der Vergangenheit. Der moderne Yachtbau hat alte Wurzeln, Regattaformeln und Navigation ebenfalls. Oldtimer sind keine Museumsstücke, sondern sie werden erhalten und aktiv gesegelt. Und wer ein altes Schiff sieht oder gar sein Eigen nennt, der möchte dessen Geschichte erfahren. Wo könnte man die finden, außer in der YACHT?

Der Zugang zu den Informationen ist denkbar einfach. Er erfolgt auf unterschiedlichen Wegen, je nach Erkenntnisinteresse des Benutzers. Unter dem Suchmasken-Angebot „Thematisch" finden sich Unterpunkte wie Regatta, Bootsbau und Konstruktion, Reisen, Geschichten und Gedichte oder Allgemeines. Daneben lassen sich die Ausgaben auch einzeln durchsuchen, nach Jahreszahl und Heftnummer. Stets sind alle gedruckten Seiten abrufbar, also auch die Anzeigen. Sie lassen sich im überblick oder in Vergrößerung einzeln betrachten.

Wie umfangreich die Datenbasis ist, zeigen die Suchergebnisse. Bei der thematischen Recherche etwa finden sich zum Stichwort „Regatta" immerhin mehr als 7500 Treffer, darunter nicht nur längere Artikel, sondern auch Kurzmeldungen und Fotografien. Zum Thema „Bootsbau" sind es über 5000 Fundstellen.

Wer beispielsweise Konstruktionen von Oertz, Tiller oder Rasmussen sucht, findet meist sogar Linienrisse und technische Daten. Solche Informationen schätzen nicht nur Traditionalisten, sondern auch Modellbauer. Eine interessante Lektüre sind zudem die Reisen des legendären Kapitän Schlimbach oder etwa die Aquarelle und Tömbeschreibungen des Malers Age Nissen.

Das Yachtsportarchiv ist keineswegs nur etwas für Historiker oder Eigner alter Schiffe auf den Spuren der Vergangenheit. In Zukunft wird es kontinuierlich aktualisiert und erweitert.
Dass dieses Archiv heute als Datenbank existiert, ist dem Engagement einer kleinen Gruppe von Wassersportlern zu verdanken sowie einem gemeinnützigen Verein. Der Freundeskreis Klassische Yachten hatte es sich bei seiner Gründung 1994 unter anderem zur Aufgabe gemacht, ein Schiffsregister alter Yachten zu erarbeiten. Die große Zahl von Liebhabern solcher Schiffe ließ den Freundeskreis schnell wachsen und eröffnete ihm sowohl zahlreiche Quellen als auch neue interessante Aufgabenfelder.
So hatte einer der Gründer, der Kieler Wilfried Horns, nicht nur die Idee, die Schilfsregister des Deutschen Segler-Verbandes zu durchforsten oder die Mitglieder um deren eigene Nachforschungsergebnisse zu bitten und zu erfassen, sondern er wollte auch die größte und wichtigste Quelle nutzen: die YACHT.

Allein, 46 000 Heftseiten und Bilder lassen sich nicht mal eben auswerten, geschweige denn verwandeln sie sich wie von Geisterhand in nutzbare digitalisierte Daten. Vor dem schnellen Computer-Zugriff stand zunächst einmal Handarbeit. Jede einzelne Seite musste fotografisch erfasst, dann gescannt werden. Zudem mussten sämtliche Artikel und Meldungen verschlagwortet und aufbereitet werden.

Eine Arbeit, die YACHT-Redakteure oder Mitglieder des Freundeskreises bei weitem überfordert hätte. Für die Teilnehmer des Hamburger ABM-Projekts Jugend in Arbeit e. V war diese Aufgabe jedoch geradezu ideal, um die berufliche Fort- und Weiterbildung zu fördern (siehe Kasten Seite 67). Im EDV-Umschulungsprojekt „Yachtsportarchiv" waren unter Anleitung von 1998 bis 2002 insgesamt fünf Teilnehmer beschäftigt. Leiter und Geschäftsführer der Initiative, die auch Ausbildungslehrgänge im Boots- und Schiffbau organisiert, ist Joachim Kaiser. Der Kapitän, Fachbuchautor und ehemalige YACHT-Redakteur hatte die Idee, das arbeitsintensive Projekt als ABM vorzuschlagen.


Die Daten, die Kaisers Jugend in Arbeit erfasste, mussten aufwändig sortiert und aufbereitet werden. Archivmaterial wird schließlich erst wertvoll, wenn der Zugriff darauf auf viele unterschiedliche Arten möglich ist.

Hilfe kam vom Kieler Software-Unternehmen Antares Project GmbH. Dessen Geschäftsführer Ingo List gehört selbst dem Freundeskreis an. Er entwickelte die notwendige Software, damit ein Zugriff auf sämtliche Inhalte der YACHT überhaupt möglich wurde. Das Programm erlaubt ferner, Fotos in guter 300-dpi-Scan-Qualität für den privaten Gebrauch online anzufordern. Die gewünschten Bilder werden auf eine CD-ROM gebrannt und an den Archivnutzer verschickt. Dieser Service ist allerdings kostenpflichtig.

Der große Traum von Wilfried Horns ist es, mit dem Archiv eine Datenbank zu schaffen, in der das gesamte Wissen über den Segelsport und seine Geschichte bis hin zur Neuzeit zusammengefasst ist. Wenn Horns sagt: „Eine Wally-Yacht von heute ist ein Klassiker von morgen", hat er Recht. Solche Gedanken zeichnen den Kieler als einen Mann mit Weitblick aus. Kein Wunder, dass er schon wieder Neues im Sinn hat: Kontakte zu Sammlungen, .Museen und Institutionen weltweit werden geknüpft. „Es ist vieles denkbar und möglich", sagt Horns. Beispielsweise möchte er außer dem Heftarchiv eine Film- und Tondatenbank aufbauen. Im Freundeskreis selbst existieren auf der Homepage bereits umfangreiche Bildarchive, Informationen und Register über Yachtklassen und vieles mehr.

Der Zusammenarbeit des Freundeskreises Klassische Yachten, der Antares Project GmbH, des Vereins Jugend in Arbeit und dem Verlag Delius Klasing mit der YACHT-Redaktion ist es zu verdanken, dass nicht nur YACHT-Lesern, sondern auch allen anderen interessierten Segelfans mit der Archiv-Datenbank etwas wirklich Einzigartiges in die Hand gegeben wird: ein Schlüssel zur Geschichte des Yachtsports.
Jörn Bock


JUGEND IM ARBEIT E. V.

Der gemeinnützige Verein wurde 1983 von Personen, Kammern, Verbänden und Behörden gegründet. Er wird staatlich gefördert, unter anderem im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Berufsqualifikationen für Arbeitslose, insbesondere Jugendliche. Ausgebildet wird etwa zum Tischler, Industriemechaniker, Bootsbauer und Elektromonteur. Jugend in Arbeit hat sich auf alte Schiffe spezialisiert. Zum Beispiel wurden der Staatsdampfer „Schaarhörn" (1908), der Dampfschlepper »Klaus D" (1913) und der Hochseekutter „Landrath Küster" Q889) restauriert. Neuestes Projekt ist die „Artemis", eine 29-Meter-Yawl von 1900. Infos über www.jia-hh.de.


DER INITIATOR

Wilfried Homs gehört zu den Gründungsvätern des Freundeskreises Klassische Yachten. Der Kieler Tischlermeister ist selbst Eigner eines Oldtimers. Er ist zwar ein Fan alter Schiffe, aber keineswegs verklärt und nur der Tradition verhaftet. Seine Devise: Ein modernes Fahrten- oder Regattaschiff, das in der YACHT heute beschrieben wird, ist vielleicht ein Klassiker von morgen. Gleiches gilt für die Bauweisen. Was heute Hightech ist, ist irgendwann bewahrenswerte Vergangenheit. Horns brachte die YACHT und den gemeinnützigen Verein Jugend in Arbeit e. V. zusammen. Ihn reizte, alle bestehenden Inhalte der YACHT in ein Datenbankarchiv einzubringen und es dem Freundeskreis zur Verfügung zu stellen. Horns fand mit der Antares Project GmbH einen Partner, der die Software für die Intemetsuche in der Datenbank schrieb. Ohne den Mann mit Visionen für die Zukunft wäre heute der Blick in die Vergangenheit nicht möglich.




FREUNDESKREIS KLASSISCHE YACHTEN

Am Anfang stand das gemeinsame Interesse Der Freundeskreis Klassische Yachten ist noch eine junge Gemeinschaft. Er wurde erst 1994 gegründet von Liebhabern und Besitzern traditioneller Segelyachten und Oldtimer. Einerseits wollte man Erfahrungen austauschen, aber auch das Wissen vertiefen. So hat sich das Gründungsmitglied Wilfried Horns seit dem Start um die Erstellung eines Schiffs- und Namensregisters gekümmert. Auch eine umfangreiche Bildergalerie steht zur Verfügung. Der Freundeskreis gibt regelmäßig eine Mitgliederzeitschrift heraus und betreibt einen Internet-Auftritt unter www.fky.org, der zur Kommunikation untereinander dient. Im Netz gibt es unter anderem Tipps für die Restaurierung sowie viele Klassenregister, auf denen sich der Lebenslauf zahlreicher alter Schiffe verfolgen lässt. Als Veranstalter tritt der Freundeskreis bei großen und überregionalen Regatten auf, zum Beispiel in Flensburg und Laboe. Die Idee, ein umfassendes Yachtsportarchiv zu schatten, war die logische Erweiterung des Schiffsregisters. Die jetzt darin enthaltenen Inhalte aller YACHT-Jahrgänge von 1904 bis 1981 sind historisch besonders wertvoll, weil große Mengen Material in den Weltkriegen verloren gegangen sind. In Zukunft sollen weitere Inhalte aus anderen FREUNDESKREIS KLASSISCHE YACHTEN Quellen folgen, aus privaten Händen, Museen oder Archiven im Ausland. Ein Netzwerk des Yachtsports wird angestrebt. Diese Aufgabe verfolgen die Mitglieder des Freundeskreises ehrenamtlich. Deshalb freuen sie sich über Spenden.


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