Freundeskreis Klassische Yachten

Anstriche - Arten und technische Merkmale

ANTI-FOULINGS

Diese sind eine besondere Form von Anstrichmitteln, die ich hier gesondert behandeln möchte. – Eigentlich dienen diese dazu, dass sich am Unterwasserrumpf keine Algen, Muscheln, Schnecken, Seepocken oder andere Lebewesen oder Pflanzen ansiedeln, wenn sich das Boot längere Zeit im Wasser befindet, denn durch einen solchen Bewuchs kann sich die Geschwindigkeit eines Schiffes um etliche Knoten verringern! Doch das „beste Mittel“ ist eine regelmässige Kontrolle mit einer anschliessenden Reinigung (u.U. reicht ein Schwamm), denn wenn ein Segler dem Bewuchs nicht so abhilft, muss er Anti-Fouling verwenden. Wichtig ist auch die Gegend, in der gesegelt wird: im Süsswasser gibt es u.a. keine Seepocken ... oder ... bei höheren Wassertemperaturen (und bei starkem Einfluss von Licht) ist der Besiedelungsgrad wesentlich höher.

Leider haben viele Anti-Foulings (noch) einen system-bedingten Nachteil: sie verhindern ein Bewuchs nur dadurch, dass dem Mittel Gifte hinzu gegeben worden sind. Kupfer und Zinn (bestimmte Zinn-Formen werden inzwischen nirgends mehr verwendet), aber auch organische Quecksilber- und Kupfer-Arsen-Verbindungen waren/sind solche Gifte, die über die Zeit dann wieder an die Oberfläche des Anstriches abgegeben werden und das Ansiedeln eines solchen Bewuchses verhindern (sollen). Da diese giftigen Anti-Foulings die Umwelt äusserst stark belasten, dadurch schon Veränderungen der Natur hervorgerufen haben (!) und in vielen Ländern inzwischen darum verboten sind, haben sich die Hersteller etwas anderes einfallen lassen müssen, denn innerhalb der nächsten 10 Jahre (bis max. 2010) werden alle giftigen Mittel verboten sein (so die staatlichen Entscheidungen). Seit Januar 2000 sind z.B. in Dänemark Anti-Foulings, die die Biozide Diuron und Irgarol enthalten, verboten. Bis 2003 müssen alle Anti-Foulings völlig biozidfrei sein (für die Sportschiffahrt, nicht für die Berufsschiffahrt)! – Und das starke Gift TBT (Tributylzinnoxid) darf weltweit nur noch bis zum Jahre 2008 verwendet werden!

VORSICHT: Bei allen entsprechenden Anti-Foulings ist für uns Menschen und für die Umwelt Vorsicht geboten, ob es sich nun um das Anstreichen oder Abschleifen/thermisches Entfernen handelt! Eine sehr gute Atemschutzmaske und Handschuhe sind dringend angeraten! – Abfallprodukte beim Umgang mit Anti-Foulings (leere Dosen, gebrauchte Handschuhe, Schleifstaub usw.) sind gesundheits- und umweltschädlicher Sondermüll!

Heute wird darum immer mehr ein „sanfter“ Weg eingeschlagen: ein Anti-Fouling wird so glatt gemacht, dass ein Bewuchs keine Chance zum „Festkrallen“ mehr hat (... und auf giftige Lösungsmittel beim Anstrich wird auch immer mehr verzichtet)!


Farben
Auf dem Markt gibt es verschiedene Arten, die aber nicht in der – vielleicht gewünschten – Farbenvielfalt angeboten werden. So finden wir auf dem Markt Anti-Foulings in den Farben anthrazit, blau, dunkelblau, graphit, grau, grün, hellblau, kupfer, marinerot, navyblau, rot, rotbraun, royalblau, schwarz, weinrot und weiss. Zudem haben die Anti-Foulings ein anderes Oberflächenaussehen und werden nicht in der Variante „hochglanz“ angeboten (wohl in der Variante „klar“!). – Aus diesem Grund bietet sich die Verwendung eines Wasserpasses an (=entsprechend der Wasserlinie), der somit eine klare optische Trennung zwischen zwei unterschiedliche Anstrichen herstellt.


Bei den Anti-Foulings gibt es Anstriche mit Beimengungen von (zum Teil hochgiftigen) Stoffen/Metallen:

Anti-Fouling mit Kupfer, Typ alt
Obwohl diese Produktart wegen ihrer grossen Giftigkeit immer mehr vom Markt verschwindet, sei sie zur Vollständigkeit erwähnt. In diesem Fall wird fein gemahlenes Kupfer als Abwehrmittel eingesetzt, welches dann massiv an die Anstrichoberfläche und damit an die Umgebung abgegeben wird. Ein weiterer Nachteil dieser Farbe ist, dass sie nur dann überhaupt wirkt, wenn der Anstrich unmittelbar vor dem Ins-Wasser-lassen des Bootes erfolgt, da sie an der Luft sonst schon nach wenigen Stunden unbrauchbar wird.


Anti-Fouling mit Zinn, Typ alt
Ebenfalls zur Vollständigkeit erwähnt, nur wird hier Zinn als Abwehrmittel benutzt. Es handelt/-e sich zumeist um Organozinnverbindungen, von denen sich besonders TBT (Tributylzinnoxid) als hochgiftig erwiesen hat! Ansonsten gilt der Text der „Kupfer-Variante, Typ alt“.


Anti-Foulings mit Kupfer, Typ neu
Die Hersteller haben eine neue Farbe „gemixt“, die ihre Substanzen (=Biozide) nur ganz allmählich freigibt. Als Abwehrstoff wird in diesen neuen Anti-Foulings biologisch abbaubares Organokupfer benutzt, was aber auf den Binnengewässern mancher europäischen Länder trotzdem verboten ist.


Anti-Foulings mit Zinn, Typ neu
Es gilt: wie bei den modernen Anti-Foulings auf der Basis von Kupfer, nur dass als Abwehrstoff organisches Zinn verwendet wird, was jedoch ebenfalls in manchen Ländern verboten ist.


Anti-Foulings mit Aluminium, Typ neu
Auch das Metall Aluminium ist nicht ohne Nebenwirkungen auf die Umwelt, aber nicht ganz so schädlich wie die Anstriche, die Kupfer oder Zinn enthalten.


Als Basismittel für ihre Anti-Foulings benutzen die unterschiedlichen Hersteller verschiedene Produkte, die allerdings mit und ohne giftige Substanzen vermischt sein können. Dabei wird jedoch immer seltener Zinn als Anti-Mittel verwendet. (Es gibt auch einen Zusatz, der den Rumpf eines Schiffes sterilisieren können soll: COMPOUNT-X = Erfahrungsberichte liegen mir jedoch nicht vor.) – Anti-Foulings mit den Inhaltsstoffen Kupfer oder Zinn sind keinesfalls für Aluminium-Rümpfe/Teile geeignet!


So gibt es im Handel Anstriche, die folgenden Mittel als Basis beinhalten (unter Zur-Hilfe-Nahme der Angaben der jeweiligen Hersteller):
- Basis: Alkydharze Mit Kupfer erhältlich.
- Bemerkung: Gute Beständigkeit gegenüber Wasser.

- Basis: Bitumen Mit Aluminium erhältlich.
- Bemerkung: Diese Mischung hat gleichzeitig rostschützende Eigenschaften. –nAnstriche auf Bitumen-Basis „bluten“ jedoch, d.h. „sie sind nicht ganz dicht“ (es treten Stoffe aus).

- Basis: Chlorkautschuk (Buna oder Cyclokautschuk oder Naturkautschuk) Mit Kupferoxid, bzw. Zinn und auch ohne Metalle (Kupfer, bzw. Zinn) erhältlich.
- Bemerkung: Ergibt einen „weichen“ Anti-Fouling-Anstrich.

- Basis: Graphit/Biotox-Graphit Auch mit toxischen(=giftigen) Mitteln erhältlich (z.B. Algizide, Mikrobizide).
- Bemerkung: Diese haben in erster Linie nur eine sehr glatte Oberfläche, aber ansonsten nur begrenzte Anti-Fouling-Eigenschaften. Sie werden besonders von Regatta-Booten eingesetzt.

- Basis: Polymerharze/Copolymerharzen Mit Kupfer und auch ohne Metalle (Zinn) erhältlich.
- Bemerkung: Zumeist selbstpolierend im Handel.

- Basis: Polypeptide-Polymere Auch ohne Zinn erhältlich.
- Bemerkung: NB

- Basis: Silkon Zumeist ohne jegliche Metalle im Handel.
- Bemerkung: Dadurch ergibt sich eine sehr glatte Oberfläche. Es werden Produkte auf den Markt gebracht, bei denen keine Anti-Stoffe mehr austreten. Elastisch und wasserabweisend, altern diese Anstriche nur langsam. Allerdings sind solche Mittel in der Schweiz verboten, da in den Sedimenten der Seen Silikon gefunden wurde, über dessen Auswirkungen jedoch noch nichts Genaues bekannt ist (u.U. ein Verkleben derKiemen von Fischen).

- Basis: Teflon (=Handelsname) (Polytetrafluorethylen) Zumeist ohne jegliche Metalle (Kupfer) angeboten.
- Bemerkung: Wie bei dem Produkt Teflon schon bekannt, ergibt sich auch hier eine sehr glatte Oberfläche, die gleichzeitig sehr hart ist. Dadurch kann der Anteil an giftigen Metallen wesentlich geringer sein oder ganz darauf verzichtet werden. Von Regattaseglern werden diese Mittel besonders verstärkt eingesetzt. – Allerdings ist diese Mittel nicht (unbedingt) mit anderen Anti-Foulings kompatibel; ein Produktwechsel also nur nach vollständigem Entfernen des alten Anstriches möglich.

- Basis: Vinyl/Vinylharze Mit Kupfer und auch ohne Metall (Zinn) erhältlich.
- Bemerkung: NB

- Basis: Wasser Zumeist ohne jegliche Metalle.
- Bemerkung: Diese Produkte werden so hergestellt, dass eine sehr glatte Oberfläche (für z.B. Regatta-Boote) entsteht.


Ausserdem wird unterschieden in:

Anti-Foulings, Typ weich = selbstpolierend
Hierbei handelt es sich um Farben, die inzwischen sehr häufig auf dem Markt angeboten und auch als „selbsterodierend“ bezeichnet werden. Durch das vorbeiströmende Wasser wird diese Farbe abgeschliffen, somit die Anti-Stoffe aktiviert und an das umgebende Wasser abgegeben: dadurch besitzt dieses Mittel immer seine volle Wirksamkeit. Demzufolge wirkt eine solche Farbe aber auch nur dann, wenn sich das Schiff in Fahrt befindet. Die Folge ist auch, dass diese Farbschicht dabei immer dünner wird (eben selbstpolierend) bis hin zur vollständigen Auflösung. Dieser sich so verringernde Farbanstrich hat zudem aber den Vorteil, dass bei einem Neuanstrich (ggf. auf dem alten!) weniger Aufwand getrieben werden muss und keine dicken Schichten entstehen, wie bei den anderen Mitteln in einem solchen Falle.

Diese Anti-Foulings sollten üblicherweise längstens 12 Stunden vor der Wasserung des Bootes aufgetragen worden sein. Der Vorteil ist, dass das Mittel an Land nichts von seiner Wirksamkeit verliert. Einen Nachteil haben diese Mittel jedoch: bei einem Trockenfallen oder einem (absichtlichen) Auflaufen am Ufer, wie es bei einer Jolle der Fall sein kann oder dem Benutzen eines Trailers, wird diese Anti-Fouling-Schicht beschädigt, denn deren mechanische Festigkeit ist (noch) sehr gering (gilt übrigens für alle Arten von Anti-Fouling).


Anti-Foulings, Typ hart
Diese modernen Farben werden auf der Basis von Chlorkautschuk, Vinylharzen oder Zellulose hergestellt und sind sehr glatt (die Oberfläche ist im Prinzip vollkommen geschlossen, wodurch diese Glätte entsteht), sehr hart, aber auch etwas spröde. Das Prinzip beruht darauf, dass die giftigen Substanzen langsam aus dem Anstrich heraussickern, er sozusagen „auslaugt“, während das Trägergerüst der Farbe vorhanden bleibt (unter dem Mikroskop sieht die Farbe am Ende einer Saison [oder mehrerer] wie ein „Schweizer Käse“ aus). Dadurch muss ein alter Anstrich vor einem neuen komplett abgeschliffen werden. Der weitere Nachteil dabei ist, dass die Wirkstoffe einen immer längeren Weg durch die Farbsubstanz nehmen müssen und somit die Wirkung sich im Laufe einer Saison verringert (Abhilfe: zwischendurch ein kräftiges Abbürsten des Anti-Foulings oder gar Anschleifen, damit das obere leere Farbgerüst zerstört wird). Ein Bewuchs wird aber nicht so nachhaltig verhindert, wie bei Produkten auf der Basis von Copolymer- oder Polymerharzen, „Typ neu“. Ein weiterer Vorteil ist jedoch, dass ein Anstrich nicht unmittelbar vor dem Ins-Wasser-lassen erfolgen muss, sondern nur irgendwann vor der Saison.


Anti-Fouling, Typ dünnschichtig
Diese Variante eines Anti-Foulings kann dünn aufgetragen werden, denn durch seine grössere Glätte ist die Chance eines Bewuchses gering; Teflon und ähnliche Produkte sorgen dafür. Zusätze aus Kupfer ergeben zudem mehr Sicherheit (so jedenfalls die Aussagen der Hersteller). Diese Produkte gibt es zumeist im „Typ hart“.


Neue Wege
Ein Weg, damit diese Anstriche einigermassen umweltverträglicher werden, wird z.Z. noch überprüft: giftige Wirkstoffe werden nur dann abgegeben, wenn es zu einem direkten Kontakt kommt. Das Ergebnis ist bei Algen und Seepocken eine tödliche Eiweiss-Unverträglichkeit.

Einen noch anderen Weg, um eine „Bevölkerung des Rumpfes“ zu verhindern und der auf dem Prinzip der Glattheit beruht, ist nach dreijähriger Entwicklungszeit seitens der Firma LEFANT eingeschlagen worden. Dort hat man das Mittel „GO-GO-FAST“ entwickelt, dessen Gleitfähigkeit grösser als beim Teflon ist (sein soll) und durch diese Glätte ein „Besiedeln“ nicht (mehr) stattfinden kann.

In der Zeitschrift P.M. 05/2000 las ich zu diesem Thema in einem Artikel, dass Forscher im Meer bei Pflanzen ein Enzym entdeckt haben, das verhindert, dass sich auf den Blattoberflächen von Wasserpflanzen Algen, Bakterien, Pilze usw. bilden. Vielleicht wird dieses der Weg sein, um in Zukunft ein natürliches Anti-Fouling zur Verfügung zu haben.Die Hersteller sprechen allerdings zur Zeit noch davon, dass „die Zukunft den revierspezifischen Anti-Foulings gehöre“, doch dieses kann nur eine Zwischenstation sein, denn der beste Weg ist letztlich ein blank polierter, sauberer Rumpf, der höchstens mit einer sehr glatten Farbe gestrichen worden ist, die keinerlei Anti-Mittel mehr enthält. – „Anti-Hafting“ ist der Weg in diesem Jahrhundert!


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- Anti-Foulings

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- Antworten auf die Fragen von der ersten Seite
- Auflistung von Farben
- Auflistung von chemischen Elementen und Verbindungen
- Firmen-Angaben für Anstrichmittel
- Zusammenfassung, Literaturhinweise


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