Classic Yacht Symposium 2024


Vor dem Wintertreffen fand am 10. Februar das nunmehr 10. Classic Yacht Symposium statt, vor 87 Teilnehmern im Saal und 40 zugeschalteten Online-Teilnehmern.


Eröffnet wurde das Symposium mit einem hochinteressanten Vortrag von Henrik Effersoe, der sehr lebhaft mit vielen anschaulichen Bildern und Videos über die Klassiker-Aktivitäten in Helsingør am Öresund berichtete.

Stichwort Hal 16 – eine alte Werfthalle, von einer Gruppe engagierter Holzbootsegler ungefragt in Nutzung genommen und als maritime Werkstatt eingerichtet – die Kommune findet es gut und fördert sogar. Unvorstellbar in Deutschland. So ist ein unvergleichbares Zentrum zur Bewahrung des maritimen Erbes entstanden, das sich erweitert hat um Kooperationen mit anderen Segelvereinen und Kultureinrichtungen, Segelschule und wöchentlichen und jährlichen Klassiker-Regatten. Henrik beschrieb einen in Dänemark wahr gewordenen Traum.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen und viel Fachsimpeln ging es um Klinkerboote. Bootsbaumeister Jörn Niederländer vom Niederrhein führte in die Historie der Bauweise ein. Online zugeschaltet, spannte er einen weiten Bogen: vom Einbaum über die Wikingerboote bis hin zu zeitgenössischen Konstruktionen, wobei das Konstruktionsprinzip mehr oder weniger gleichblieb. Nur wiesen die Wikingerboote keine Längsverbände auf, die wiederum bei den nachfolgenden Konstruktionen immer zu finden sind.

Als zweiter Referent berichtete Bootsbaumeister Jan Vogt von der Insel Lyø von seinen Neubauprojekten und stellte so die aktuelle Bootsbautechnik vor. Er ging ein auf den typischen Bauablauf, Verbindungsmittel und Oberflächenbeschichtungen sowie auf Reparaturmaßnahmen, wenn das Boot in die Jahre gekommen ist.

Anschließend wurden beide Experten intensiv mit Fragen aus der Teilnehmerschaft beschäftigt, um Detailfragen zu erörtern und zu klären. Ein Vortragsblock, der wie auch die spätere Resonanz der Teilnehmer zeigte, als sehr interessant und informativ bewertet wurde.

Foto: Björn Ole Pfannkuche

Als krönender Abschluss traten die Referenten John Lammerts van Bueren und Juliane Hempel mit einem gemeinsamen Vortrag auf die Bühne. Beide konnten mit spannenden Erzählungen und technischen Erläuterungen etwas mehr Licht in unsere Fragestellung bringen, nämlich wie sich der klassische Yachtbau entwickelte. John konnte durch seine persönliche Freundschaft zum berühmten Yachtkonstrukteur Olin J. Stephens von Recherchen zu den ersten Schleppversuchen zur Optimierung der Rumpfformen berichten. War man bisher davon ausgegangen, dass Olin J. Stephens wesentlich die wissenschaftliche Methodik zu Schleppversuchen entwickelt hatte, so brachte die gemeinsame Recherche von Stephens und Lammerts van Bueren die überraschende Erkenntnis, dass bereits 40 Jahre früher der schottische Konstrukteur G. L. Watson für die America's Cup Yachten Valkyrie und Shamrock I bis III solche Versuche durchgeführt hatte – alles unter der Verschwiegenheit des Cup-Geschehens. Ergänzend machte Juliane Hempel den Teilnehmern immer wieder die Versuche und deren Erkenntnisse für den Yachtentwurf durch technische Erläuterungen verständlich und zeigte die große Bedeutung der frühen wissenschaftlichen Versuche.

In der Beantwortung der anschließenden Fragen wurde von beiden Referenten betont, dass ein Schleppversuch keinen Konstrukteur und dessen Genialität und Intuition ersetzt, aber den Yachtentwurf im Erkenntnisgewinn und in seiner Entwicklung weit voranbrachte. Ein wunderschöner Vortrag zur Historie des Yachtentwurfs, technische Erläuterungen und persönlichen Geschichten im Wechsel zwischen den beiden Referenten – ein wirklich krönender Abschluss des 10. Classic Yacht Symposiums.

Martin Mohrmann