Classic Yacht Symposium - eine Nachlese


Am 31. Januar trafen sich 150 Interessierte des klassischen Yachtsports, um den "Dingen auf den Grund zu gehen". Wie auch das Wintertreffen am Abend darauf, so fand in diesem Jahr das Classic Yacht Symposium an einem neuen Ort statt - und was für einem. Auch dies ein Klassiker, nämlich der Arne Jacobsen Saal im Vattenfall Haus in Hamburg. Dieser Saal ist fast noch im Originalzustand von 1967.


Zur Eröffnung erzählte uns Hr. Weiß, der mit dem Saal als Techniker groß geworden ist, aus der Geschichte des Hauses, seines Architekten Arne Jacobsen und dem Umgang mit diesem Klassiker. Es war eine erstaunliche Parallelität zum Umgang und zu Restaurierung mit unseren Booten und Yachten zu entdecken.

Im ersten Vortragsblock referierte dann Jan Huerkamp, auch bekannt als Takel-Ing., über die Grundlagen zur Auslegung von Riggs. In seinem humorvollen und launigen Vortrag ging es zunächst um Grundlagen wie unterschiedlich eingespannte Biegebalken, Biegemomente, Segelkräfte, Stauchkräfte... Und wer sich fragt, was das mit den Riggs unserer klassischen Yachten zu tun hat, der konnte dann anhand vieler Beispiele erleben, wie Segelkräfte in die Masten eingeleitet werden, wie Masten abgestagt werden und wie mit der richtigen Verteilung von z.B. Salingen den Biegemomenten entgegen gewirkt werden kann. Auch wurde erklärt, wie eine leichte Verspannung der Wanten zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Wantenkräfte bei Krängung durch entsprechenden Segeldruck führt. Hier ist natürlich die richtige Auslegung essentiell. Und was passiert, wenn mal nicht richtig dimensioniert wurde bzw. wenn ein Bauteil versagt, das konnten wir anhand sehr illustrativer Fotos eindrucksvoll nachvollziehen.

Im Vortragsteil 2 widmeten wir uns dem Thema „Wie funktioniert Holz?“. Martin Mohrmann führte uns durch Röhren, Kapillaren, Zellen und Fibrillen, so dass wir fast mühelos die unterschiedlichen Eigenschaften von Holz in Bezug auf Längs- oder Querbelastung, Elastizität und Alterung verstanden. Naturgemäß nahmen Überlegungen zu Feuchte und Wasseraufnahme einen breiten Raum ein, und es fiel dann nicht schwer, die Wirkung von Öl und Farbe zu begreifen. Wenn man dann schon so viel über Holz weiß, kann man sich auch weiter in Details wagen und sich der Frage „Hält das noch?“ stellen. Hauke und Malte Steckmest von der Yacht- und Bootswerft Henningsen und Steckmest in Grauhöft/Kappel sowie Jo Vierbaum und Sebastian Funger von der Nachbarwerft Stapelfeldt führten uns sehr systematisch von achtern nach vorn und von unten nach oben durch die kritischen Bereiche an Steven, Kielhölzern, Planken, Aufbau, Deck und Masten. Anhand von Bildern bekamen wir reichlich Hinweise auf Zusammenhänge von Ursache, Wirkung und Abhilfe, mit dem drängenden Eindruck, künftig früher und kritischer die Zeichen zu deuten und dann auch zu handeln.

Teil 3 des Classic Yacht Symposiums widmete sich dann wieder dem Thema Restaurierung. Diesmal ging es um das Projekt "Mingary". Christian Scheidtmann erzählte sehr eindrucksvoll, wie systematisch er dieses Projekt, die Restaurierung der fast 90 Jahre alten 60 Fuss Ketch, gezeichnet von Alfred Mylne, angegangen ist. Es war schon sehr eindrucksvoll zu hören, welche Vorbereitungen getroffen wurden, damit diese Restaurierung auch wirklich erfolgreich zu Ende geführt werden konnte. Bei der Planung unterstützte maßgeblich Duncan Walker, der mit seiner Erfahrung, seinen puristischen, viel beachteten und renommierten Restaurierungen in der Szene bekannt wurde. Die einzelnen Schritte wurden ausdrücklich erklärt aber auch, wie die Sichtweise der beteiligten englischen Bootsbauer die Restaurierung maßgeblich beeinflusst hat. Anders als hierzulande, werden Yachten auf der Insel als Antiquität betrachtet. Und genau wie bei Antiquitäten geht es um möglichst kompromisslose Restaurierungen mit den althergebrachten und beim Bau eingesetzten Methoden. Nicht umsonst hat die Yacht bisher 90 Jahre überdauert und soll nach der erfolgten Restaurierung auch weitere 90 Jahre segeln können. Und auch über seine persönliche Höhen und vor allem emotionalen Tiefpunkte berichtete Christian Scheidtmann sehr offen.

Alles in allem bot das 6. Classic Yacht Symposium wieder ein sehr abwechslungsreiches Programm. Und auch die neue Location hat sich wunderbar bewährt. Wir hoffen, dort auch in Zukunft heimisch werden zu können. Ein wenig Feintuning braucht es sicherlich noch, aber wir sind dran.

Und wie immer sind wir an ehrlicher Kritik, an Lob und auch an Anregungen für zukünftige Themen und Vorträge sehr interessiert und freuen uns über jede Rückmeldung. Und wer unser Organisationsteam verstärken möchte, ist herzlich willkommen.

Wir danken für die Unterstützung des Symposiums den Firmen: