Internationale Klassenmeisterschaft der 10qm Rennklasse (N)


Ein wie immer rein subjektiver Regattabericht. Von Artur Vlasaty.


25.-27. Juli 2025 im Segel Club Breitbrunn (SCBC) am Chiemsee

Ergebnisse auf manage2sail

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Die Klasse selbst befindet sich im 104. Jahr seit seiner Entstehung im Jahre 1921. Seit der Wiederbelebung der 10er Klasse ist dies nun die 16. Meisterschaft in Folge und die 34. nach 1945.

Zuletzt waren die Zehner 2019 im SCBC zu Gast gewesen und es ist Alex Stärzl und Paul Graichen von „PUMA“ N100 zu verdanken, dass wir heuer wieder auf ihrem See in Ihrem Club die Meisterschaft austragen durften.

Hervorzuheben ist, dass wir bei vier Booten gemischte Mannschaften haben. Mit Marion, Judith, Babsi und auch Bibi (die ja auf N 430 mitgefahren wäre) ist das schon ein guter Beweis dafür, dass der 10er ein sehr geeignetes Boot für gleichermaßen jene beiden Geschlechter ist, die es gibt.

Bereits am Vortag der Veranstaltung waren die meisten Segler angereist und wir trafen sofort auf altbekannte Gesichter wie Benny Richter und Christopher Käßberger, die uns auch diesmal als Wettfahrtleiter zur Seite standen. Sofort wurden die Beiden mit den diesjährigen Sporthemden der Klasse ausgestattet, welche auch heuer wieder von Alfred Holzer gesponsort wurden. Vielen Dank an dieser Stelle. Um gleich bei Alfred zu bleiben, musste dieser mit seinem „SEETEUFEL“ N 430 seine Teilnahme leider kurzfristig absagen, da eine erlittene Kriegsverletzung aus alten Bürotagen wieder schmerzhaft aufflammte (Bandscheibenvorfall). Er ließ es sich aber nicht nehmen, trotzdem bei der Veranstaltung zu erscheinen und am Startschiff mitzuwirken, was uns alle sehr freute.

Einige Clubmitglieder hatten schon schmerzlindernde Mittel für solche Fälle bereitgestellt. Allen voran Sepp Stärzl, ein Urgestein unserer Seglerszene, welcher wieder seinen „Chiemseer“ Kräuterlikör (oba den Hoibbitta muast nehma!) für alle mit dabeihatte.

Am Gemeindeparkplatz vor dem Club wurde ein Bereich für die Wagenburg der Segler freigehalten, wo dann auch Georg Friedl mit seinem neuen Werft&Werks&Wohn-LKW Aufstellung nahm. Immerhin musste bei „HEIDERL“ N 44 gleich mal der ausgerissene Großbaumbeschlag am Mast bei den Bohrlöchern neu verdübelt und montiert werden. Mir ist keine Rennklasse bekannt, die über ein so umfangreiches Servicekonzept verfügt, wie die Zehner.

Am Donnerstag ging es in den Ort zum Gasthaus zur Post, bei Schweinsbraten Kaspätzle, Schnitzel, Schweinshaxn, und alle möglichen, wohlgemerkt, frisch gekochten Köstlichkeitendieses Hauses. Die österreichischen Teilnehmer staunten nicht schlecht über die großen Portionen und auffallend moderaten Preise. Solch ein Preis-Leistungsverhältnis haben wir in Österreich, vor allem an einem, doch hoch dotierten Tourismusort, schon lange nicht mehr gesehen. In diesem Zusammenhang spreche ich meine größte Verachtung vor der österreichischen Wirtschaftspolitik aus, wo die Regierungsmitglieder an der historisch dicht gedrängtesten Regierungsbank aller Zeiten dieser Tage mehr mit Kaviar bekleckert zu sein scheinen als mit Ruhm, wenn man sieht, was knapp hinter der Grenze noch möglich ist.

Am Freitag, dem am ersten Regattatag, gingen 5 von 6 gemeldeten Booten an den Start. Beinahe wären es nur 4 gewesen. Wind war zwar da, nur Collin Hürner, der Vorschoter von Georg Friedl´s „ROSINANTE“ N 8 fehlte. Ständig wurde mit ihm telephonisch Kontakt gehalten, damit wir uns sicher gehen, dass der gebürtige Südafrikaner und Montessori-Jünger bei seiner unhektischen Anreise nicht kreativ nach Breitenbrunn am Neusiedlersee fährt, wo wir doch in Breitbrunn am Chiemsee sind. Es gelang ihn zu uns zu lotsen und so konnten etwas verspätet dann 2 Wettfahrten bei Leichtwind absolviert werden. „PAN“ N17 übernahm durchgängig die Führung, gefolgt von „SPEEDY“ N70 und „PUMA“ N100. „HEIDERL“ N44 und „ROSINANTE“ N8 belegten punktegleich die hinteren Plätze.

Leider stellte sich bald heraus, dass „ROSINANTE“ von Georg Friedl massiven Wassereinbruch hatte. Das Boot war zu lange trocken gestanden und die alten Planken wollten nicht mehr so schnell zugehen. Das normale Schicksal eines Bootsbauers: Bei allen anderen werden von ihm die Boote in Schuss gehalten, nur sein eigenes säuft ab. Judith Franzmair, Vorschoterin auf „PAN“ merkte mitleidig an: „Der Schuster hat keine Schuhe“.

Danach folgte noch eine allgemeine Freitagabendregatta, mit anschließendem Segleressen und geselligem Beisammensein.

Auch am Chiemsee hatte sich über Nacht starkes Regenwetter bei kaum Wind eingestellt, sodass der folgende Tag die Erwartungen auf weitere Wettfahrten stark trübte. Die Teilnehmer nutzten daher den Vormittag zur Abhaltung der jährlichen Generalversammlung. Ein diktatorischer Vorgang, auf den ich mich aufgrund meiner jahrelangen Routine darin eigentlich gar nicht mehr vorbereiten muss. Diesmal stand auf der Tagesordnung, einen Weg zu finden, Paul zu überzeugen, künftig auch Besitzer einer 10qm Rennjolle zu werden. Ein dafür geeignetes Boot war uns bereits bekannt und so wurde einfach ein „Sondervermögen“ aus der Klassenkassa aktiviert, um dieses Vorhaben zu ermöglichen. Der Plan ging auf und unser Dank geht hier auch an Rafael Berleb, der ohne darüber zuvor informiert gewesen zu sein, bereit war, sein „ZEHNERL“ N 387 an Paul zu verkaufen. So bleibt das sehr schöne Boot auch im Revier der Bayrischen Seen erhalten und Raphael kann uns auch weiterhin als wertvoller Segelkamerad für die Klasse begleiten.

In der Zwischenzeit war Christopher, unser Wettfahrtleiter, sämtliche Buchten des Chiemsees abgefahren, mit der Vorstellung begleitet, dass sich der Wind ja irgendwo versteckt haben muss. Nach seiner Rückkehr gab er uns die Anweisung zu einer spezifischen Bucht zu segeln/rudern/schieben/beamen/telepathieren/aus- und einzukranen. Paul verfolgte zunächst das unter Seglern, als „Das Lustige“ bezeichnet, hinlänglich bekannte Konzept gleich von der Slipanlage weg, beim Ablegen mit choreographischen Ausrutschbewegungen von Bord zu gehen, um in der Folge das Boot zu Fuß zu bewegen. Dabei wurde ein Schuh von den saugenden Untiefen des Sees verschlungen, womit diese Art der Fortbewegung vereitelt wurde. Jedenfalls gelang es allen anderen auch ohne „Das Lustige“ sich auf der neu ausgewiesenen Regattabahn einzufinden und tatsächlich: Christopher, der Mann der Wind auf Meilen riechen kann, hatte recht gehabt. Manchmal glaubte man sogar, dass er auf dem Deck stehend von einem Schimmer aus magischem Elmsfeuer umgeben war. Die Bucht stand unter Wind und die Segler starrten gebannt auf das erste Signal des Startschiffs. Auch der Regen hatte sich an diesem Ort weitgehendst lokalverzogen.

Wir segelten drei weitere Wettfahrten am Stück und liefen nach spannenden Wettkämpfen mit Photofinish und allem, was dazu gehört, angenehm erschöpft wieder im Clubhafen ein. Die Meisterschaft war somit komplett ausgesegelt und so wurde das immer noch regenlose Zeitfenster gleich genutzt, die Boote zu verpacken.

Ein weiteres Highlight hatte sich schon Tage zuvor angekündigt, welches nun wahr werden sollte. Paul, der Druide der 10er Klasse, hatte schon geraume Zeit an der Herstellung eines ungarischen Kesselgyulasch mit all seinem alchemistischen Wissen experimentiert. Nun war es so weit. Auf einem Kanonenofen, welchen er aus einem alten Wasserspeicher selbst gefertigt haben dürfte, stand ein riesengroßer Kessel, mit dem Paprika farbigen Zaubergebräu, welches seinen Geruch in die weite Umgebung und das liebliche Clubhaus des Vereins trug. Alex stellte ein stattliches Bierfass aus dem Hause Schönram auf und es ging schon wieder los. Die Segler machten sich ran, den Kessel und das Fass von dessen Inhalt zu leeren.

Fred, war noch damit befasst, sein Schiff zu verpacken. Und jeder war sich sofort dieser Gelegenheit bewusst, da geht sich noch ein 2ter Teller Gyulasch aus, bevor Fred kommt. Er ist der Obelix unserer 10er Klasse, hingegen nicht dick, sondern getarnt als schlanker großer Bursche, gefürchtet auch als guter Segler, aber in einem immer ungeschlagen: Er kann mit Abstand die meisten Wildschweine essen. Als Fred dann kam, waren wir schon alle satt und der Kessel noch immer zu 1/4 gefüllt. Wir waren uns sicher - dass müsste sich für ihn ausgehen. Durch die Siegerehrung, zu welcher wir bald schritten, unterbrachen wir Fred´s Zeitplan beim Essen und wiesen darauf hin, dass es uns leidtue, aber er ja danach in Ruhe weiter essen könne. Doch Fred entschuldigte sich bei uns, dass er jetzt wirklich schon sechs Teller Gyulasch hatte und er könne nicht mehr. Es passe einfach beim besten Willen nichts mehr rein. Auch Marion, seine treue Vorschoterin musste sehr lachen und war sich bei Fred sicher – Kein Grund zur Beunruhigung das wird schon wieder.

Der Sonntag startete mit einem reichhaltigen Frühstück mit Weißwurst, Brezn und Bier (war ja dank Stärzl‘s auch noch reichlich da). Es blieb bei einem herzlichen, geselligen Ausklang, denn seglerisch war ja bereits samstags alles abgewickelt.

Die „10er Latte“ ging heuer an Fred Krimmel und Marion Zwirner vom Bodensee auf „SPEEDY“ N70, da sie, das sagt die Satzung, in einer Wettfahrt den größten Vorsprung auf den Nächstplatzierten nach berechneter Zeit herausgesegelt hatten.

Zum „Wächter der Klassenflagge“ wurde Alfred Holzer mit „SEETEUEFEL“ N 430 ernannt, da er trotz Ausfall einmal mehr gezeigt hat, dass die Gemeinschaft der Segler dieser Bootsklasse, durch seine Anwesenheit als besonders unterstrichen wurde.

Der Titel zum Klassenmeister 2025 ging an „PAN“ N17 mit Artur Vlasaty / Judith Franzmair

Dem Veranstalter gebührt an dieser Stelle nochmals ein riesengroßes Lob und der Dank der 10er Segler für die gelungene Veranstaltung.

Und wir alle wissen es:
Alles gesagt hat der Alex, aber alles gemacht hat die Conny

Danke Conny!