Teakdeckpflege


Jochen Lührs: "Das Teakdeck ist meiner Meinung nach die Visitenkarte des Skippers. Teakdecks finden sich ja nicht nur auf klassischen Yachten, sondern auf vielen modernen Schiffen. Ein gepflegtes Teakdeck ist eine Augenweide, nicht nur für mich, sondern auch für jeden anderen, der einen Blick dafür hat.


Häufig wurde ich auf unser inzwischen zehn Jahre altes Deck angesprochen. Meine Erläuterungen enden stets mit dem Hinweis: Ich schicke Dir mal einen Artikel von Rebecca. Um das zu realisieren, musste ich den aber erst einmal digitalisieren. Das Buch
"Rebecca J. Wittman BRIGHTWORK, The Art of Finishing Wood"
ist über 25 Jahre alt, insbesondere das Kapitel „Teakdecks retten“ ist aber aktuell wie eh und je. Der englische Text umfasst neun Seiten. Nachstehend fasse ich zunächst Rebeccas Ratschläge zusammen und ergänze im Anschluss ihre mit meinen eigenen Erfahrungen.
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Teakdeck retten

Der Begriff „brightwork“ (wörtlich: polierte Teile) wird üblicherweise ver- wendet für lackierte Holzflächen und glänzendes Metall. Rebecca Wittmann versteht darunter aber auch ein gepflegtes Teakdeck: „So zeigt eine Swan ihre ganze Schönheit durch eine große Fläche von Teakdeck. Die ganze Sorge eines Swan-Eigners beschränkt sich auf die Pflege des Decks. Dies kann so ein- fach sein wie Fußboden wischen, wenn man denn mit dem richtigen Konzept dabei bleibt. Häufig wird jedoch aus dieser einfachen Aufgabe ein größeres Sanierungsprojekt, weil die Grundlagen der Teakpflege nicht verstanden werden.“

Nun gibt es viele Boote, die nicht nur ein Teakdeck besitzen, sondern dazu auch noch viele lackierte Flächen und Teile. Bei vielen mit dieser „Doppelbelastung“ wird zuerst das Teakdeck vernachlässigt: schwarz wie die Nacht, grün von Moos, ausgewaschene Fasern mit Bergen und Tälern, fehlendes Dichtungsmaterial.


Häufig ist dieser bemitleidenswerte Zustand die Folge von zu intensiven Bemühungen, das Deck sauber zu halten. Das arme Deck wird mit harten Bürsten und diversen Chemikalien malträtiert. Oder aber es werden unterschiedlichste Öle und Lasuren verwendet, damit das Deck „schön“ braun bleibt. Abgesehen davon, dass durch das Ölen die Decksnähte angegriffen werden könnten, fördert das Öl in Kombination mit dem Wasser, das nur langsamer verdunsten kann, die Spakbildung, und umso mehr, wenn das Holz nicht wirklich glatt ist.
Die Wunschvorstellung ist ein gleichmäßig silbriges Deck, das im wesentlichen durch regelmäßiges Wischen mit einem Schwamm und Seewasserspülungen gepflegt wird.
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So nicht…

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Teakdeck reinigen
Die Pflege des Decks setzt ein gesundes Deck voraus. Wie stellt man das fest? Ein gesundes Deck ist komplett glatt und leicht bräunlich, weil es entweder neu oder kürzlich geschliffen wurde. Oder es ist makellos silbrig mit glatten und intakten Decksnähten. Wenn man mit dem Fingernagel über das Deck streicht und es sind keine Rillen spürbar, dann ist das Deck gesund. Spürbare Rillen sind der Anfang vom hässlichen Ende.


Eigentlich ist es nicht schwierig, das Deck gesund zu halten: jede Woche abspülen und regelmäßig mit sauberem Seewasser spülen, wenn man auf See ist. Wenn man unterwegs ist, ist eine allabendliche Spülung mit Seewasser am besten. Dann hält sich die Feuchtigkeit durch das Salz. Es geht auch mit Frischwasser, aber das Salz bleicht das Holz zusätzlich und verhindert die Bildung von Spak. Mit diesem Programm hält das Deck ewig!


Wehe jedoch, wenn eine Bürste benutzt wird! Mit einer (harten) Bürste werden die weichen Holzfasern ausgewaschen und es sammelt sich Schmutz und Feuchtigkeit in den Rillen. Das ist der Nährboden für Spak und Algen. Einmal begonnen wird immer mehr geschrubbt, und schließlich bleibt soviel Wasser in den Vertiefungen stehen, dass das Holz schwarz wird.
In dem Zustand hilft keine regelmäßige Pflege mehr. Es steht jetzt eine große Aufgabe bevor, und das erste Hilfsmittel dafür ist Teak-Wonder. Das System besteht aus Reiniger, Aufheller und Versiegler. Anwendbar ist es allerdings nur, wenn das Deck nicht geölt oder lasiert wurde (außer mit dem Versiegler von Teak-Wonder). Sollte das Deck richtig tiefe Rillen aufweisen, ist vor der Behandlung mit Teak-Wonder ein Abschleifen mit grobem Schleifpapier erforderlich.


Teak-Wonder Reiniger ist ein starkes Reinigungsmittel, das in Verbindung mit dem Aufheller verwendet wird. Der Aufheller enthält Zitronensäure, die die Wirkung des Reinigers stoppt und das Holz aufhellt. Die Verwendung des Aufhellers ist wichtig, um alle Reste des Reinigers zu entfernen. Lack und Farbe werden normalerweise durch Teak-Wonder nicht angegriffen, aber es darf auf keinen Fall an eloxiertes Aluminium gelangen. Zum Schutz der Aluminiumteile sollten diese abgebaut oder mit Plastikfolie und Klebeband abgedeckt werden. Eine Alternative ist das Einwachsen mit Carnaubawachs: Das Wachs dick auftragen, aber darauf achten, dass das umliegende Holz kein Wachs abbekommt. Wenn die Arbeiten beendet sind, können die Aluminiumteile schön aufpoliert werden.

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So schon eher…

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Auf jeden Fall also den Aufheller verwenden, aber dafür den Versiegler dann nicht. Der Versiegler bewirkt eine unnatürliche Farbe und hält nicht lange. Zuerst das Deck gründlich abspülen und dann den Reiniger (gut schütteln vorher) reichlich und gleichmäßig auftragen. Dem Reiniger mehrere Minuten Zeit zum Einwirken in das feuchte Holz geben. Dann mit einem Küchenschwamm (Scotch Brite o.ä.) mit kreisenden Bewegungen einar- beiten, bis ein satter Schaum entsteht. Den Schaum weiter einwirken lassen, während man den nächsten Bereich bearbeitet. Während der Reiniger auf der nächsten Fläche einwirkt, wieder zurück zur ersten Fläche gehen, etwas mehr Reiniger hinzugeben und den Schaum weiter mit kreisenden Bewe- gungen einarbeiten. Wieder einwirken lassen und die zweite Fläche bearbeiten. Den Vorgang - hin und her zwischen den Bereichen - so oft wiederholen, bis jeder Bereich dreimal bearbeitet/ ein- geschäumt wurde. Der Schaum sollte nicht zwischendurch abgespült werden, im Gegenteil: je länger er sitzt, desto besser wirkt der Reiniger.

An warmen, sonnigen Tagen darauf achten, dass der Schaum feucht bleibt, und mit feinem Wassernebel besprühen vor dem nächsten Arbeitsgang.

Nachdem ein ganzer Bereich fertig ist, diesen dann mit viel Wasser sauber spülen. Für Ecken, in denen sich Schaum und Schmutz gesammelt haben, eine Zahnbürste zur Hilfe nehmen. Nicht bürsten, nur sanft den Schmutz entfer- nen. Das Holz mit dem Schwamm un- terstützend reinigen, den Wasserstrahl auf Sprühen einstellen und nicht durch einen harten Strahl zusätzlich weiche Holzfasern ausspülen. (Der krasse Gegensatz zur Behandlung mit einem Hochdruckreiniger!)

Nachdem das gesamte Deck gereinigt ist, bekommt das Boot nochmals eine gründliche Spülung von vorn bis achtern. Das Wasser ablaufen, aber nicht trocken lassen. Dann den Aufheller mit einem großen Schwamm auftragen. Es wird nicht besonders viel benötigt. Sobald das Teak eine goldene Farbe bekommt, kann das Deck wieder abgespült werden. Fehlstellen, die noch dunkler sind, können einfach noch mal nachbehandelt werden.
Anschließend das Deck mit viel Wasser und feinem Sprühstrahl mehrfach (drei Durchgänge) abspülen.

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Material zum Aufhellen des Decks

Teak-Wonder Reiniger und Aufheller

Küchenschwämme,

weiche Zahnbürsten,

weiche Schutzbrille

Regenkleidung Handschuhe (Nitril)

Gummistiefel

Knieschoner

Wasserschlauch + Spraydüse dafür

Wasseranschluss

Saugfähige Tücher

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Wetter

Am besten arbeitet es sich an einem bedeckten kühlen Tag. An einem sonnigen und warmen Tag wird mehr Reiniger und Aufmerksamkeit benötigt.

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Deck schleifen

Durch das Reinigen und Aufhellen haben sich die Fasern aufgerichtet, und auch wenn zuvor schon geschliffen wurde, ist das Holz nicht glatt. Kleine Vertiefungen und offene Poren laden erneut Schmutz und Wasser ein, die wieder zur Spakbildung führen. Die Holzoberfläche soll glatt sein und das Wasser muss leicht ablaufen können. Nach dem „großen Bad” folgt der „große Schliff“.
Geschliffen werden sollte möglichst bald nach dem Aufhellen, denn wenn es zwischenzeitlich viel auf das Deck regnet, ist der Spak wieder da.

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Decksnähte bündig schneiden

Wenn die Decksnähte hervorstehen, würde beim Schleifen zuerst nur das Material der Decksnaht geschliffen werden. Das ist meist zäh und schwierig zu schleifen. Die Schleifarbeit verlängert sich um ein Mehrfaches. Der Überstand muss vor dem Schleifen ab- geschnitten werden. Dazu eignen sich Rasierklingen und insbesondere das Mozart Abstoßmesser (www.mozart- blades.com). Mit ruhiger Hand sollten möglichst lange Streifen der Decksnähte abgeschnitten werden. Zum Arbeitsende das Deck gründlich absaugen.

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Nun darf geschliffen werden

Nachdem die Decksnähte bündig sind, geht das Schleifen viel einfacher. Verwendet werden sollten Exzenterschleifer oder Schwingschleifer. Auch wenn man meint, mit einem Bandschleifer oder Rotexschleifer geht es doch viel schneller - der Preis, den man für die Schäden zahlt, ist ungleich höher als eine eventuelle Zeitersparnis. Diese Werkzeuge sind nur etwas für Profis.

Wenn das Deck richtig rau ist, startet man mit 60er Körnung, andernfalls ist 80er Körnung geeignet für den ersten Schleifgang. Zum Arbeitsbeginn sollte alles Schleifmaterial gut zugänglich an Bord sein. Alle Luken und Lüfter
zu und empfindliche Bereiche durch mehrere Schichten mit Kreppklebeband abkleben. Immer einen Mülleimer für das Schleifpapier in der Nähe halten. Es geht leichter, wenn nicht überall die verbrauchten Schleifpapiere herum liegen. Nach dem Maschinenschliff folgt der Handschliff in all den Ecken, die mit der Maschine nicht erreichbar waren.

Beim zweiten Durchgang für das Finish wird 120er Körnung verwendet. Dieser Durchgang geht viel schneller als der erste, weil diesmal keine Rillen abgetragen werden müssen. Auch diesmal mit dem feineren Papier die Stellen von Hand schleifen wie vor.

Ein gute Staubabsaugung erleichtert die Arbeit selbst und verringert die Nacharbeit. Es gibt auch Handschleifklötze mit Staubabsaugung. Zu guter Letzt erfolgt wieder das „große Bad“. Das ganze Boot wird abgespült, Staub raus aus allen Ecken und Abläufen.

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Deckspflege

Unvorstellbar, das jemand, der so viel Arbeit in sein Deck gesteckt hat, sich nun umdreht und davongeht, während das Deck sich selbst überlassen wird. Damit das nicht passiert, wäre eine Komplettpersenning das Beste für das Deck. Andernfalls sollte das Deck min- desten zwei Mal im Monat ordentlich gewaschen werden.

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Für die Routinewäsche wird wie folgt vorgegangen:
Alle Luken, Bulleyes und Öffnungen schließen. Persenninge von Luken, Winschen und Fenstern abnehmen. Das ganze Boot abspülen, einschließlich Spieren und Segelpersenninge.

Zur Deckswäsche empfiehlt sich Spülmittel, Schmierseife oder ein mildes Bootsshampoo. Das sollte aber kein Wachs, PTFE oder andere Zusatzmittel beinhalten. Waschen mit einem Mopp oder Dweil. Gut geeignet sind auch ein großer Schwamm oder weiche Nylon Pads, mit denen wieder in kreisenden Bewegungen gearbeitet wird. Selbst mit einem Nylon Pad sollte man nicht in Faserrichtung, sondern quer dazu arbeiten. Abspülen mit einem Sprüh- strahl. Niemals eine Bürste oder einen Schrubber verwenden!

Wenn Fettflecken durch z.B. Kartoffelchips oder Sonnencreme zu entfernen sind, kann man sich etwas Oxalsäure anmischen und lässt diese einwirken. Nicht viel scheuern, die Chemikalie soll das Fett entfernen. Auch der Fleckenspray K2R ist für manche Flecken geeignet.

Leinen sollten zur Deckswäsche entfernt sein und ohnehin nicht auf Deck liegen bleiben. Leinen hochbinden oder hochhängen, damit das Deck immer schnell trocknet. Ergänzend zur Deckswäsche kann das gesamte Boot gereinigt werden: Aufbauten, Fenster, Reling, Rumpf und Wasserpass. Priorität aber hat das Deck! Das Deck benötigt die regelmäßige Zuwendung, alles andere lässt sich später immer noch reinigen.

Sollte das Boot in unsauberer Umgebung liegen, wird eine jährliche Behandlung mit dem Aufheller empfohlen. Andernfalls erscheint das Deck trotz aller Zuwendung in einem schmutzig Grau und nicht silbrig. Bei stärkerer Luftverschmutzung (insbesondere in Industrienähe) sollte zart geschrubbt und anschließend leicht angeschliffen werden, nur um die Fusseln vom Holz zu entfernen.

Problematisch sind Gegenden mit viel Regen und insbesondere Wintermonate, falls das Deck nicht abgedeckt ist. Die Behandlung mit dem Aufheller sollte dann im Frühjahr statt finden, weil das Deck es dann besonders nötig hat.

Deck ölen? Nein!!

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Werkzeug und Material zum Schleifen

Schleifmaschinen

Handschleifblock

Schleifpapier

Handfeger

Staubabsaugung

Abklebeband

Staubmasken

Handschuhe

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Persönliche Anmerkung

Im Text wird auch das Produkt von TE-KA zur Reinigung und Aufhellung und dessen Anwendung beschrieben. Dieses ist offenbar noch deutlich aggressiver und wird, soweit mir bekannt nicht auf dem deutschen Markt vertrieben. Vermutlich sind die Vorschriften zum Verbraucherschutz dafür hier zu streng. Auch nach Teak-Wonder muss man etwas im Internet suchen.

Nicht lange suchen muss man nach Boracol, einer wässrigen Borsalzlösung zum Schutz gegen Algenbewuchs. Boracol wirkt dabei nicht als Bleichmittel, sondern tötet die Organismen ab und verhindert die Neuansiedlung. Holz und Kunststoffbauteile werden daher nicht angegriffen. Es nutzt die natürliche Bewitterung und UV-Strahlung der Sonne zur Reinigung. Werden die Flächen nicht bewittert, stellt sich auch kein Effekt ein!

Gerade in norddeutschen Sommern ist Boracol eine große Hilfe, um das Deck algenfrei zu halten. Nach dem „großen Schliff“ empfiehlt sich eine vorbeugende Behandlung und dann eine Nachbehandlung alle ein oder zwei Jahre, ja nach Saison und Fahrtgebiet.

Solange man diese Regeln beherzigt, wird man viel Freude am Anblick seines Teakdecks haben.

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Jochen Lührs

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mittel

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