KULTURELLES

Die wichtigsten Bücher über den Segelsport

Auswahl und Vorstellung: Volker Christmann

Yachting, Yacht und Co - Die wichtigsten Segelsportzeitschriften

Der Beginn des Segelsports im heutigen Sinn nahm mit den ersten Clubgründungen 1815 in England seinen Lauf, Irland und die frühen holländischen Aktivitäten einmal ausgelassen.

Von Anfang an teilten sich die Segler in Regattasegler und Fahrten- bzw. Freizeitsegler. Die einen wollten informiert werden, wo welche Wettfahrten statt finden und danach Ergebnisse wissen, die anderen interessierten neue Reiseziele. Wie heute begeisterte man sich für Bootsdesign und neue Entwicklungen, und all diese Informationen mussten transportiert werden. Alte Segelzeitschriften waren damals Informationsquellen und sind heute authentische Vermächtnisse großartiger Epochen, aus denen die Yachthistoriker ihr Wissen ziehen (und die Sammler ihre Begierde befriedigen, da alte Zeitungen viel schwerer zu bekommen sind als Bücher).

Die erste Yachtzeitschrift war „Hunt’s Yachting Magazine“, in England von August 1852 bis 1887 erschienen. Herrn Hunt (1796 - 1870) verdanken wir neben der ersten Zeitschrift auch die ersten Yacht-Listen, ähnlich den ab 1878 erschienen Lloyd’s Register of Yachts, nur nicht so ausführlich und im Jackentaschenformat. Die Zeitschrift war ganz anders als heute aufgebaut. Es gab lange Artikel über Regatten, Fahrtensegelei und Clubinformationen. So z.B. steht in der Augustausgabe 1859 ein langer Fortsetzungsartikel über Yachts and Yachting, der sich mit dem Bootsbau, Mastbau, Art des Riggs und genereller Seemannschaft beschäftigt. Danach folgt ein kurzer Bericht über eine Privatregatta dreier Yachteigner und ausführliche Regatta-Berichterstattungen aus diversen Royal Yacht Clubs und schließlich eine Diskussion über Yachtvermessung und Klassifizierung. Das Ganze glich mehr einem Buch mit vielen Kapiteln. Illustrationen waren aus Kostengründen spärlich, pro Jahrgang erschienen etwa 4 Stahlstiche und/oder herausfaltbare Pläne mit Kartenskizzen oder Yachtrissen.
In Amerika startete der Yachtjournalismus 1872 mit der heute sehr seltenen Zeitschrift „Aquatic Monthly and Nautical Review. Devoted to the Interests of the Yachting and Rowing Community“.
Die Zusammenlegung von Rudern und Segeln ist typisch für diese Zeit und entspricht den damaligen Verhältnissen. Denn viele Segelclubs waren gleichzeitig Rudervereine, so in Deutschland z.B. der Norddeutsche Regatta Verein.

Die erste deutsche Zeitung hieß „Land und Wassersport“ und erschien nur einige Monate 1881. Es war wohl eine Nachahmung der englischen „Land and Water“, die hatte eine deutlich längere Laufzeit.
Deutschlands ältestes Fachjournal ist der 1883 gegründete „Der Wassersport - Fachzeitschrift für Rudern, Segeln und verwandte Sportzweige. Offizielles Organ des Deutschen Ruderverbandes, des Deutschen Schwimmverbandes sowie 190 wassersportlicher Vereine“ (1888).
Das war eine wundervolle Zeitung mit vielen Rissen und ausführlichen Berichten aus den verschiedenen Clubs. Sie erschien wöchentlich im Folioformat, also eine wirkliche Zeitung. Anfangs war sie viergeteilt - Rudern, Segeln, Schwimmen und Canoe. Die letzten beiden Sportarten verschwanden bis zur Jahrhundertwende, Segeln verschwand um 1920 und ab da bis zur Einstellung 1944 war der „Wassersport“ nur noch Fachblatt für Rudern.

Personell war das Blatt mit herausragenden Persönlichkeiten des deutschen Segelsports besetzt. Chefredakteur war Georg Belitz und gedruckt wurde bei W. Büxenstein, Berlin. Georg Belitz (1862 – 1926), lebenslängliches Mitglied des Bayerischen Yacht-Clubs, des Berliner Segel Clubs und vor allem Mitbegründer des Deutschen Segler-Verbandes, gilt als Pionier des deutschen Segelsports schlechthin. Er war wohl der einzige deutsche Autor, der auch in den amerikanischen Zeitschriften „The Rudder“ und „Forest and Stream“ schrieb, meist unter dem Synonym „Veritas“. Friedrich Wilhelm Georg Büxenstein (1857 - 1924) war Mitbegründer des Berliner Rudervereins, langjähriger Präsident und später Ehrenpräsident des Deutschen Ruder-Verbandes und war Mitbegründer des Deutschen Segler-Verbandes, dessen Vorstand er von Gründung bis 1912 angehörte.
1884 bekam der Wassersport Konkurrenz und es erschien die Zeitschrift „Ahoi - Zeitschrift für deutsche Segler“. Wenn man so will, das erste reine Fachblatt nur für Segler. Die hielt sich aber nur bis 1887, dann wurde sie vom “Wassersport” übernommen, der sich von nun an umbenannte in „Wasser-sport-Ahoi“.
1890 startet eine ganz tolle Zeitschrift in Amerika, „The Rudder“. Sie ist unglaublich informativ, mit vielen, vielen Rissen versehen (und selbst die alten Inserate sind köstlich). Fast 100 Jahre existierte sie, ehe sie 1983 eingestellt wurde.

Die Engländer folgen prompt 1891 mit dem Fachblatt „The Yachtsman“ und 1894 mit der bis heute erscheinenden „Yachting World“. Etwa die ersten 25 Jahre lang besticht der “Yachtsman” durch seine präzise recherchier-ten Artikel, die zusehends mit Fotos angereichert werden. Waren Bilder in den Anfangsjahren noch sehr teuer und kompliziert zu drucken, so erfand man als besonderes Bonbon das Supplement, in Deutschland Kunstbeilage genannt. Das war eine ganzseitige, hochwertige, beschriftete Fototafel meist von einem der bis heute berühmten Fotographen Beken of Cowes, West oder Kirk. Während die „Yachting World“ alle Schwierigkeiten meisterte und bis heute existiert, verschwand der “Yachtsman” nach dem 1. Weltkrieg, wurde mehrfach neu aufgelegt und verlor zum Ende hin sein Format und seine Größe, auch optisch, die letzten Hefte maßen nur noch 14 x 21 cm.

Wir nähern uns zeitlich der Jahrhundertwende. Entsprechend der neuen Kundschaft gibt es viele Neuerscheinungen. 1904 in Deutschland die „Yacht“, 1906 in England „The Yachting Monthly“ und in Amerika „Yachting“. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie bis zum heutigen Tag erscheinen. Einzig die “Yacht” stellte kriegsbedingt mit Heft 3/1943 ihr Erscheinen ein, fängt 1947 zunächst unter dem Titel „Kurs liegt an“ wieder an, die ersten 7 Hefte 1949 nennen sich “Segler Nachrichten”, ab Heft 8 “Yacht Nachrichten” und ab Januar 1950 wieder wie gehabt bis heute „Die Yacht“. Geschichtlich interessant ist der Satz in der “Yacht” 3/1943, dort heißt es; „Die Kriegswirtschaft erfordert stärkste Konzentration aller Kräfte. Diese Zusammenfassung macht es notwendig, dass unsere Zeitschrift mit dem heutigen Tage bis auf weiteres ihr Erscheinen einstellt, um Mensch und Material für andere kriegswichtige Zwecke freizumachen“.
Vielleicht auch mal ein Satz zur Auflagenhöhe. 1911 hatte die “Yacht” eine Auflage von 5000 Heften, vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass die Deutsche Arbeiter-Schachzeitung oder die Zeitschrift für Brieftaubenkunde jeweils mit bereits 1000 Hefte pro Auflage und der Arbeiter-Radfahrer gar mit 133.000 Hefte Auflage erschienen.
Das Motorboot gewinnt an Bedeutung, es gibt bereits erste große Rennen in Nizza und später auch in Kiel. So ist es nicht verwunderlich, dass der Motorbootsport mit eigenen Zeitschriften erscheint. Zeitgleich 1904 entsteht in Amerika „The Motorboat“ und ebenso in England „The MotorBoat“. Deutschland folgt 1906 mit „Das Motorboot“, doch eigentlich erschien hier das erste Motorbootblatt, denn bereits seit 1903 gab die „Allgemeine Automobil-Zeitung“ eine Beilage heraus, die nannte sich “Das Motorboot” und bei der Heftzählung steht auch im Jahrgang 1906 III. Jahrgang.
Die aufwendigste aller damaligen Zeitschriften erschien 1907 in Amerika unter dem Titel „Motor Boating“. Allein die Titelblätter sind ein Traum. So ist es nicht unverständlich, dass in Sammlerkreisen schon mal 300,00 $ für ein frühes Heft bezahlt werden. Verleger war der Medien-Tycoon William Randolph Hearst (1863-1951).

1914 wird in Deutschland eine weitere neue Zeitschrift aufgelegt, „Der Segelsport“. Mit ihr beginnt der Kampf um die Gunst der Verbände und Vereine. Die “Yacht” ist zu dieser Zeit bereits Verbands- und Vereinsorgan der meisten Organisationen, etwa des Bodensee-Segler-Verbandes, des K.u.K. Yachtgeschwaders in Pola und viele mehr. Der “Segelsport” wird 1916 hingegen Amtliches Organ des Deutschen Segler-Bundes und 1917 des Berliner Kleinsegler-Verbandes. Die Zeitschrift erschien bis Heft 5/1923, wurde vorübergehend eingestellt, erschien mit Heft 5/1925 erneut und endete endgültig 1926.
Obwohl die wirtschaftliche Allgemeinlage sehr kritisch war, erscheinen nun gleich etliche neue Blätter. In Österreich erscheint von 1923 - 1926 „Flugzeug und Yacht“, Illustrierte Zeitschrift für Luftfahrt, Yacht und Automobilwesen. 1925 - 1933 gab es „Der Freie Segler“, Zeitschrift des Freien Segler - Verbandes. 1924 - 1925 erschienen die wenigen Hefte „Auf dem Wasser“. “Auf dem Wasser” war die Fortsetzung der “Deutschen Wassersport und Schiffbau-Zeitung”, delikat ist ein Artikel aus Heft 2/1924 über Segelsport und Luxussteuer. Dort heißt es u.a.: “Was weite Volkskreise in mühevoller Arbeit erreicht haben, auch den Segelsport zu einem richtigen Volkssport zu machen, dem droht die Gefahr durch die hohe Luxussteuer, dass der Segelsport wieder ein Luxussport, ein Sport für die schmale Oberschicht der sogen. Oberen Zehntausend werde“. Wie die Zeiten sich gleichen.
Weit erfolgreicher ist dann schon „Wind und Wasser“ ; Segelsport - Kanusport - Motorbootsport. Sie erscheint von 1924 bis 1932 und übernimmt vom Segelsport den Titel Amtliches Organ des Deutschen-Segler Bundes. Das Gegenstück zum “Freien Wassersport“ (1914 - 1933), der die Interessen der Arbeiter Segler vertrat, dennoch aber wenig Segelsport enthielt, war von 1928 - 1935 „Der Akademische Segler“. 1925 kam der Deutsche Hochseesportverband „Hansa“ mit einer eigenen Publikation, den “Nachrichten des Deutschen Hochseesport-Verbandes „Hansa“ e.V.”, erscheinen bis zum 9. Jahrgang 1933, danach umbenannt in „Die Flagge“, die wiederum 1939 eingestellt wurde. Ab 1953 hieß das Mitteilungsblatt dann „Blauer Peter“ und fing mit Jahrgang 10 wieder an, d.h. die 5 Jahrgänge der “Flagge” wurden nicht mitgezählt. Überhaupt stellen während der NS-Zeit die meisten Zeitschriften ihr Erscheinen ein oder werden unter anderem Namen neu aufgelegt, so wird der “Akademische Segler” wird “Der Studentenkutter”.
Nach dem 2. Weltkrieg geht es wie oben beschrieben mit “Kurs liegt an” 1947 in Deutschland wieder los und ab 1950 mit der “Yacht” weiter. Die großen damaligen ausländischen Zeitschriften sind alle durchgehend erschienen.

Seit 1950 bis heute gab es etliche Neugründungen, manche nur mit ganz wenigen Nummern, zum Beispiel 1984 Wassersportmarkt, 1988 Yachtwelt. In der ex-DDR gab es von 1953 - 1989 die Fachzeitschrift „Der Segelsport“.
Heute werden Zeitschriften eingescannt und digitalisiert und die Zeitschriftenbestände verkauft. Wer selbst mal in über 100 Jahre alten Zeitschriften gestöbert hat, den Geruch der Zeit eingesogen hat, die Formulierungen belächelt hat, der aber kann den Reiz des Originals nachempfinden.
PS:
Im Internetangebot des Freundeskreises finden Sie die digitalisiert die “Ahoi”, die “Yacht”, “Der Segelsport” (DDR), demnächst auch die ersten Jahrgänge des “Wassersport”.

Kasten:
Yachtsport - Zeitschriften historisch gesehen:

Amerika:
1871 - 1888 The Nautical Gazette.
1872 – 1881 Aquatic Monthly
1887 – 1908 The American Yachtsman.
1890 – 1983 The Rudder
1900 – mind. 1917 Scientific American Automobile
and Yachting.
1901 – 1905 Sail and Sweep
1904 – 1960 The Motor Boat.
1907 – heute Yachting
1907 - Motor Boating
1905 – 1940 Power Boating
1977 – 1990 Nautical Quarterly

Frankreich:
1878 - 1968 Le Yacht

England:
1852 - 1887 Hunt’s Yachting Magazine
1891 - 1950 The Yachtsman
1894 - heute Yachting World.
1895 - 1897 Yachting News
1907- 1911 Yachting weekly
1906 - heute The Yachting Monthly.
1927- 1956 Journal of the Little Ship Club.
1904 - ? The MotorBoat.
1946 - heute Yachts and Yachting

Deutschland:
1881 - 1881 Land und Wassersport.
1884 - 1887 „Ahoi“
1883 - 1944 Wassersport „Ahoi“
1904 - heute Die Yacht
1905 - 1914 Von Fluss und See.
1906 - 1912 Das Motorboot
1913 - 1923 Das Motorschiff und Motorboot.
1914 - 1926 (?) Der Segelsport.
1914 - 1933 Freier Wassersport (wenig Segelsport)
1924 - 1932 Wind und Wasser
1928 - 1935 Der Akademische Segler
1924 - 1925 Auf dem Wasser
1925 - 1933 Nachrichten des
Deutschen Hochseesport-Verbandes
„Hansa“ e.V., ab
1933 - 1939 Die Flagge und ab
1953 - heute Der Blaue Peter
1923 - 1926 Flugzeug und Yacht.
1925 - 1933 Der Freie Segler
1947 - 1948 Kurs liegt an.
1951 - 1951 Kurs liegt an.


Allgemeine Zeitschriften (mit Segelsportbezug):

1790 ff Sporting Magazine (England)
1840 ff The Field, The Farm, The Garden - The
Country Gentleman’s
Newspaper (England)
1842 ff The London Illustrated News
1842 Illustrierte Zeitung (Leipzig) zunächst als
Lizenzausgabe der
London Ill. News, ab 1843 selbständig.
1869ff The Graphic (England)
1873 ff Forest and Stream (Amerika)
1882 ff Outing

Weitere sind auf der Seite des Freundeskreises
Klassischer Yachten www.fky.org von mir
aufgelistet.



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