NEWS

"Rolex Baltic Week 2010"


Rolex / Nico Krauss

Pressemitteilung vom 4.7.:
Trivia, YQuem II und Sleipnir II gewinnen die Rolex Baltic Week

Die Gewinner der Rolex Baltic Week 2010 heißen „Trivia“, „YQuem II“ und „Sleipnir II“. Bei traumhaften, mediterranen Segelbedingungen auf der Kieler Förde fiel die letzte Entscheidung am Sonntag (4. Juli) im letzten Rennen des Robbe & Berking 12mR Sterling Cups, den die „Trivia“ des Hamburgers Wilfried Beeck hauchdünn für sich entschied. Beim Euro Cup der Achter siegte Jean Fabre, Eigner der modernen 8mR-Yacht „YQuem II“ aus Genf/Schweiz. Und der Robbe & Berking 6mR Sterling Cup bleibt bei Andreas Krause von der „Sleipnir II“ in Kiel.

23 klassische Yachten, eine schöner als die andere, schmückten für fünf Tage den alten Olympiahafen Düsternbroock vor dem gastgebenden Kieler Yacht-Club. Und am letzten Wettfahrttag segelten alle drei Bootsklassen auf der Innenbahn mit einer Wendemarke direkt vor der Hafenmole, so dass die teils fast hundertjährigen Legenden einzigartiger Bootsbaukunst von Kiels Schokoladenseite, dem Hindenburgufer in Aktion zu bewundern waren. Und nicht nur die Boote und Kiel, sondern auch das Wetter präsentierte sich in Höchstform. Sonne, Wärme, Wind – Karibikfeeling im Norden. Da gerieten die Manöver auf den kraftvollen Yachten zur Schwerstarbeit. Denn besonders bei den Zwölfern galt es, im Kampf um die Spitze keinen Millimeter zu verschenken. Und bis zum letzten Zieldurchgang der neun Rennen war der Ausgang völlig offen.

Die „Anitra“ von Josef Martin (Flensburg), die „Sphinx“ der Flensburger Eignergemeinschaft Gorm Gondesen und Jochen Frank sowie die „Trivia“ lieferten sich mit der dänischen Crew von Patrick Howaldt aus Kopenhagen auf der „Vanity V“ einen tagelangen Vierkampf um den Sieg beim Robbe & Berking 12mR Sterling Cup. Nachdem die Dänen um den von Weltrennen erfahrenen Taktiker Stig Westergaard mit einem Doppelsieg am ersten Tag vorlegte, schlug das deutsche Trio in den folgenden Tagen zurück. „Vanity V“ musste mehrere dritte und sogar einen fünften Rang verkraften, lag vor dem Finaltag lediglich in Lauerposition hinter der „Trivia“, die sich mit Carsten Kemmling einen matchraceerfahrenen Taktiker an Bord geholt hatte.

Das erste Rennen des Sonntags trieb die Spannung dann auf die Spitze. „Vanity V“ gelang mit einem Tagessieg der Sprung zurück an die Spitze, „Trivia“ patzte mit Platz vier, und die „Sphinx“ schob sich mit einem zweiten Platz noch in die Position, in den Titelkampf eingreifen zu können, während sich die „Anitra“ aus dem Rennen um die Spitze verabschiedete. In Matchrace-Manier hatten sich die „Trivia“ und die „Vanity V“ zum Finalrennen auf den Kurs begeben, mit Vorteil für die deutsche Crew an der ersten Tonne. „Im Vergleich zur ,Vanity‘ sah das sehr gut aus, aber plötzlich wurden wir von der ,Anitra’ bedrängt und mussten unsere Taktik umstellen“, berichtete „Trivia“-Steuermann Beeck. Denn an der Spitze des Feldes hatte sich die „Sphinx“ abgesetzt, womit die „Trivia“ als Renndritte noch auf Gesamtrang zwei hät! te zurückfallen können. „Wir mussten nun zweigleisig fahren: Die ,Anitra’ hinter uns bringen und aufpassen, dass die ,Vanity’ nicht durchrutscht. Das ist uns gut gelungen, und mit Platz zwei durften wir den Gesamtsieg feiern“, freute sich Beeck, der sich über die fünf Tage wie in der Südsee wähnte.

„Einfach wunderbar, eine perfekte Veranstaltung. Nur am ersten Tag hat der Wind etwas geschwächelt“, schwärmte der Hamburger, während Westergaard, der insgesamt noch auf Rang drei zurückfiel, überhaupt keine Probleme mit dem Ausgang hatte: „So ist das eben beim Segeln. Wir hatten einfach viel Spaß hier und freuen uns auf den September, wenn wir vor Kopenhagen wieder mit den Zwölfern gegeneinander segeln.“

Nie in Zweifel stand indes der Sieg der Schweizer „YQuem II“ bei den Achtern. Das einzige Boot der Modern-Division im Feld der elf Anwärter auf den Euro Cup fuhr acht Siege in Folge heraus und überließ im Abschlussrennen den Booten der Classic- und First-Rule-Division das Feld. „Unser Boot ist den klassischen einfach überlegen. Wir können wesentlich mehr Höhe fahren, daher war der klare Sieg die Zielvorgabe“, sagte Eigner Jean Fabre. Die Schweizer hatten sich schon eine Woche vorher auf dem Kieler Revier vorbereitet. „Dadurch lief alles perfekt. Da kein weiterer moderner Achter dabei war, hatten wir aber auch keinerlei Druck. Wir sind sehr zufrieden, es war eine tolle Veranstaltung“, sagte Fabre.

Glücklich war auch Hanns-Georg Klein, Eigner und Skipper der „Anne Sophie“. Der Münchner landete im Gesamtklassement auf Rang drei hinter der japanischen „Aun“, gewann aber in der internen Wertung der Classic-Division die Neptune Trophy: „Ein gelungener Abschluss, nachdem wir am Sonnabend zwei schlechte Rennen hatten und am ersten Tag einen Frühstart bereinigen mussten. Ansonsten sind wir sehr gut gesegelt, mussten aber feststellen, dass andere Crews im Laufe der Serie immer besser geworden sind. Das letzte Rennen in der Innenförde mit den Zwölfern auf einer Bahn war sehr schwierig, aber es ist natürlich auch schön, sich mal vor den Zuschauern zu präsentieren“, sagte Klein, der das erste Mal mit der „Anne Sophie“ auf der Ostsee gesegelt war. „Aber es wird sicherlich nicht das letzte Mal bleiben. Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt.“

Den Zweikampf der beiden First-Rule-Achter vom Bodensee entschied die „Sposa“ von Richard Gervé trotz Holzrigg gegen die „Elfe II“ mit Karbon-Rigg von Andi Lochbrunner für sich. Sechsmal in den neun Rennen lag die „Sposa“ vorn. Im Abschlussrennen durfte Gervé mit seiner Crew sogar noch einen dritten Rang bejubeln: „Das war einfach ein saugutes Gefühl. Es zeigt, dass wir mit den Gaffelbeseglung mit cleverer Taktik auch mal mit den jüngeren klassischen Achtern mithalten können. Normalerweise können wir aber einfach nicht deren Höhe laufen.“

Bei den Sechsern hatte die Crew um den Enkel von Bootsbau-Größe Henry Rasmussen den Bug souverän vorn. Einem dritten Rang im ersten Rennen ließ die Mannschaft der „Sleipnir II“ um Eigner Andreas Krause sieben Siege und einen zweiten Rang folgen. Auf Rang zwei folgte die „Aida“ von Björn Storsberg (Arnis) vor der Flensburger „Lillevi“. Anton Berking, Sohn des Robbe & Berking-Chefs Oliver Berking, steuerte die Yacht mit einer jugendlichen Mannschaft. Unbewusst belegte sie damit die Meinung von Sechser-Veteran und „Sleipnir II“-Taktiker Albert Schweitzer: „Die Faszination für das Sechser-Segeln kommt eben immer wieder.“


Bei der Siegerehrung im Garten des Hotels Kieler Yacht-Club übergab Antje Ebert/Rolex den drei Gesamtsiegern Beeck, Fabre und Krause jeweils eine edle Armbanduhr des Modells Rolex Submariner Date. Oliver Berking überreichte jedem ein Silberbesteck seiner Manufaktur. Den Coppa d’Italia für die bestplatzierte Achter-Crew nahm die „YQuem II“ vom KYC-Vorsitzenden Henning Winter entgegen. Mit der Neptune Trophy des stiftenden Royal Northern & Clade Yacht Clubs zeichnete dessen Clubmitglied und Juryvorsitzender Terrence Brownrigg die „Anne Sophie“ von Hanns-Georg Klein aus. Und über den First Rule Cup freut sich Eigner Hans-Robert Nitsche mit seiner Jugendmannschaft der „Sposa“ vom Lindauer Segelclub. Auch der älteste Zwölfer und die Freunde der Segelyacht „Heti“ aus Hamburg um Skipper Sven Klingenberg wurden gesondert ausgezeichnet.

Die achte Rolex Baltic Week findet vom 28. Juni bis zum 3. Juli auf der Flensburger Förde statt. Hauptveranstalter ist dann der Flensburger Segelclub in Kooperation mit dem Kieler Yacht-Club. Geladen sind wieder die drei Meter-Klassen mit der Robbe & Berking 12mR Weltmeisterschaft als sportlicher Höhepunkt.

Endergebnisse von der Rolex Baltic Week 2010

8-Metre Euro Cup
1. YQuem II (Jean Fabre/Schweiz, 1/1/1/1/1/1/1/1(DNC)) 8 Punkte
2. Aun, (Yutaka Kobayashi/Japan, 3/3/2/2/3/3/2/4/(6)) 22
3. Anne Sophie (Hanns-Georg Klein/München, 2/2/(6)/3/2/5/5/2/4) 25

Robbe & Berking 6mR Sterling Cup
1. Sleipnir II (Andreas Krause/Kiel, (3)/1/2/1/1/1/1/1/1) 9 Punkte
2. Aida (Björn Storsberg/Flensburg, 2/4/(5)/2/2/3/2/2/4) 21
3. Lillevi (Anton Berking/Flensburg, 1/5/1/(DSQ)/4/4/4/3/3) 25

Robbe & Berking 12mR Sterling Cup
1. Trivia (Wilfried Beeck/Hamburg (4)/2/2/2/2/1/1/4/2) 16 Punkte
2. Sphinx (Gorm Gondesen/Jochen Frank/Flensburg 3/3/(4)/1/1/2/4/2/1) 17
3. Vanity V (Patrick Howaldt/Dänemark, 1/1/3/(5)/3/3/2/1/4) 18


Pressemitteilung vom 3.7.:
Der 8-Metre Euro Cup geht in die Schweiz, der Robbe & Berking 6mR Sterling Cup bleibt in Kiel

Es war ein Anblick, wie er für eine Veranstaltung im Zeichen der Krone nicht schöner hätte sein können. Das Geschehen am Sonnabend bei der Rolex Baltic Week in der Kieler Förde hätte auch der ehemalige, segelbegeisterte deutsche Kaiser geliebt. Eine südöstliche Brise drückte die Förde hinunter, Bug an Bug zogen die Zwölfer hart am Wind hinauf, und bis ans Ufer hallte das dumpfe Knarzen, wenn die Schoten an den Winschen gefiert wurden und dabei die mächtigen Schiffsrümpfe in Vibrationen versetzten. Dazu strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel – Kaiserwetter nennt man das seit hundert Jahren in Kiel.

Königliche Freude herrschte an Bord der Schweizer „YQuem II“ (Jean Fabre), die beim Euro-Cup der Achter mit acht Siegen in acht Rennen vor dem Finaltag am Sonntag uneinholbar in Führung liegt. Ebenfalls bereits als vorzeitige Siegerin steht bei den Sechsern die „Sleipnir II“ von Andreas Krause (Kiel) fest. Wesentlicher knapper sieht es dagegen beim Robbe & Berking Sterling Cup der Zwölfer aus, bei der die mit drei Punkten führende „Trivia“ von Wilfried Beeck (Hamburg) am Abschlusstag noch von der „Vanity V“ von Patrick Howaldt (Dänemark) bedrängt wird.

Der Kurs in der engen Innenförde führte die Zwölfer in geradezu beängstigender Weise an die Promenade am Kieler Hindenburgufer heran, denn die Taktiker auf den Booten gaben im Kampf um die beste Position keinen Meter verloren. „Die Yachten liegen in ihrer Performance wirklich sehr dicht beieinander, ich wüsste nicht, welche schneller ist“, sagte Carsten Kemmling, Taktiker auf der „Trivia“, der bei seinem Zwölfer-Engagement regelrecht ins Schwärmen kommt: „Das ist echter Männersport, wir mussten viel arbeiten in den Manöver. Ich hatte nicht erwartet, dass es so viel Spaß machen würde.“ Der Spaß übertrug sich auf das Ergebnis, denn die „Trivia“ erwischte mit den Platzierungen 2, 1, 1 einen tollen Tag. „Vor allem der Start im dritten Rennen war perfekt. Wir sind hinter dem Feld zum Pin-End durchgezogen und waren damit auf der richtigen Seite“, berichtete Kemmling. Selbst ein verpatztes Spinnaker-Manöver konnte die Crew von Eigner Wilfried Beeck damit kompensieren.

Probleme mit dem leichten Tuch hatten aber auch andere Mannschaften wie die Flensburger „Sphinx“, die dem Auftaktsieg am Sonnabend zunächst einen zweiten Rang und später mit Platz vier ihr Streichresultat folgen ließ und damit auf dem dritten Gesamtrang liegt. Davor rangiert die „Vanity V“, deren Taktiker Stig Westergaard einige eigene Fehler konstatierte: „Dagegen hat die ,Trivia’ einen sehr guten Job gemacht. Aber wir hoffen weiter auf den Gesamtsieg, werden am Sonntag noch einmal attackieren.“

Ganz entspannt können dagegen die „YQuem II“ und „Sleipnir II“ in den Abschlusstag gehen, die sich den Gewinn der größten Trophäen bereits gesichert haben. Sechser-Lokalmatador Andreas Krause wird dennoch auf das Wasser gehen: „Es macht bei solchen Bedingungen einfach Spaß, hier zu segeln. Heute lief es super, wir haben eben ein sehr schnelles Schiff.“ Hinter der „Sleipnir II“ sind die Podiumsplätze zwischen der aktuell zweiten „Aida“, der drittplatzierten „Mellum“ und der „Lillevi“ auf Rang vier noch nicht vergeben. Bei den kontinentalen Titelkämpfen der Achter geht es dagegen nur noch darum, ob die japanische „Aun“ oder die „Anne Sophie“ hinter dem Schweizer Team aus München den Silberrang erklimmt.


Ergebnisse vom vierten Tag der Rolex Baltic Week

8-Metre Euro Cup
1. YQuem II (Jean Fabre/Schweiz, 1/1/1/1/(1)) 4 Punkte
2. Anne Sophie (Hanns-Georg Klein/München, 2/2/(6)/3/2) 9
3. Aun, (Yutaka Kobayashi/Japan, 3/3/2/2/(3)) 10

Robbe & Berking 6mR Sterling Cup
1. Sleipnir II (Andreas Krause/Kiel, (3)/1/2/1/1/1/1) 7 Punkte
2. Aida (Björn Storsberg/Flensburg, 2/4/(5)/2/2/3/2) 15
3. Mellum (Joachim Wolter/Selent, (5)/2/4/3/3/2/2) 17

Robbe & Berking 12mR Sterling Cup
1. Trivia (Wilfried Beeck/Hamburg (4)/2/2/2/2/1/1) 10 Punkte
2. Vanity V (Patrick Howaldt/Dänemark, 1/1/3/(5)/3/3/2) 13
3. Sphinx (Gorm Gondesen/Jochen Frank/Flensburg 3/3/(4)/1/1/2/4) 14


Pressemitteilung vom 2.7.:
Drei Zwölfer punktgleich an der Spitze

Geduld und Gespür war gefordert am zweiten Tag der Rolex Baltic Week vor Kiel, denn erst am frühen Freitagnachmittag (2. Juli) setzte sich eine wechselhafte Brise durch. Auf der Außenförde beim Euro-Cup der Achter belohnte der Wind das Warten mit zeitweise bis zu zwölf Knoten. Schwierig war es dennoch für die Wettfahrtleitung, zwei Rennen über die Bahn zu bringen. Im Zwischenklassement gestaltet sich vor allem der Kampf um die Vizemeisterschaft sehr spannend. Während vorn die moderne „Yquem II“ aus der Schweiz mit fünf Siegen in fünf Rennen ihre Kreise zieht, hat sich dahinter die „Anne Sophie“ von Hanns-Georg Klein (München) an der japanischen „Aun“ von Yutaka Kobayashi vorbei geschoben. In der Innenförde beim Robbe & Berking mR Sterling Cup waren auf den Sechsern und Zwölfern vor allem die geschickten Windsucher gefordert. Flautenlöcher und Winddreher mischten das Geschehen auf der Bahn kräftig durch und sorgten bei den Zwölfern für ein enges Gedränge an der Spitze des Ergebnistableaus.

Die Crews auf den Meter-Yachten wussten den Sommertag am Meer auch in den Wartezeiten zu nutzen und ließen sich gleich scharenweise von ihren Schiffen zum ausgiebigen Bad ins Wasser gleiten. Mit dem Ankündigungssignal war jedoch aller Müßiggang vergessen, und es wurde um jeden Millimeter an der Startlinie gekämpft.

Einen perfekten Start in den Tag erwischte bei den Zwölfern die Flensburger „Anitra“ von Josef Martin, die souverän das Geschehen eröffnete. „Das war ein tolles Rennen mit einem Start-Ziel-Sieg. Aber wir brauchten bei diesen wechselhaften Bedingungen auch das nötige Glück“, so der Co-Eigner, „in der zweiten Wettfahrt haben wir uns zunächst für die falsche Seite entschieden, konnten uns dann aber noch auf den dritten Platz vorsegeln.“

„Das tolle Rahmenprogramm sowie die super Organisation entschädigen für so manche Wartezeit und Schwachwind auf dem Wasser. Eine sehr gelungene Veranstaltung, wir fühlen uns wie im Urlaub“, sagte Martin, der sich punktgleich mit der führenden „Vanity V“ von Patrick Howaldt (Kopenhagen) auf Platz zwei schob – noch vor der ebenfalls nach Punkten gleichauf liegenden „Trivia“ von Wilfried Beeck (Hamburg).

„Vanity“-Taktiker Stig Westergaard, auch schon bei Olympia, Volvo Ocean Race und America’s Cup im Einsatz, erfüllt das gesamte Geschehen vor Kiel trotz nur mäßiger Ergebnisse am Freitag mit tiefer Befriedigung: „Ich liebe diese Boote. Sie sind mit so viel Liebe gebaut, dass es keinerlei Grund gibt, sich zu ärgern. Ich segele auf einem Zwölfer einfach immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.“

„Bier oder Protest?“, lautete die Frage bei den Sechsern nach einem Startgedränge in der zweiten Tageswettfahrt. Trotz intensiver Diskussionen beim Landgang-Bier ging das Rennen am Abend vor der Jury in die Verlängerung. Ein Winddreher zum Start hatte die Seite am Startboot derart bevorteilt, dass sich fast die gesamte Flotte dort versammelte und eine Massenkollision nur mit Mühe verhindert werden konnte. „Es geht nicht anders, das müssen wir in einer Protestverhandlung klären“, sagte „Sleipnir II“-Taktiker Albert Schweitzer. Auf das eigene Ergebnis hatte die Verhandlung allerdings keinen Einfluss, denn mit dem Sieg im zweiten Rennen und Platz zwei im ersten liegt die „Sleipnir II“ klar an der Sechser-Spitze.


Alle Fotos: Rolex / Nico Krauss


Ergebnisse vom zweiten Tag der Rolex Baltic Week:

8-Metre Euro Cup
1. YQuem II (Jean Fabre/Schweiz, 1/1/1/1/(1)) 4 Punkte
2. Anne Sophie (Hanns-Georg Klein/München, 2/2/(6)/3/2) 9
3. Aun, (Yutaka Kobayashi/Japan, 3/3/2/2/(3)) 10

Robbe & Berking 6mR Sterling Cup
1. Sleipnir II (Andreas Krause/Kiel, 3/1/2/1) 7 Punkte
2. Lillevi (Anton Berking/Flensburg, 1/5/1/3) 10
3. Aida (Björn Storsberg/Flensburg, 2/4/5/2) 13

Robbe & Berking 12mR Sterling Cup
1. Vanity V (Patrick Howaldt/Dänemark, 1/1/3/5) 10 Punkte
2. Anitra (Josef Martin/Radolfzell, 2/4/1/3) 10
3. Trivia (Wilfried Beeck/Hamburg 4/2/1/3) 10


Rolex-Pressemitteilung vom 1.7.:
Als sei ein Jahrhundert stehen geblieben

KIEL. Der Auftritt bei Olympia ist der Traum vieler Segler, der Einsatz beim America’s Cup der Ritterschlag, und Erfolge bei beiden Ereignissen die Krönung, die nur ganz wenige Athleten erleben. Bei den Segeldisziplinen gelang es nur einer einzigen Bootsklasse, sich auf beiden Regattabahnen zu bewähren: den Zwölfern. 1907 mit der Einführung der Meter-Klassen entwickelt, gingen die 12mR-Yachten bereits 1908 bei Olympia an den Start, ermittelten bis 1920 die Sieger von Gold, Silber und Bronze. Später, von 1958 bis 1987, waren die Zwölfer die Klasse der großen America’s-Cup-Duelle. Und heute stellen die historischen Yachten aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts das Objekt der Sehnsüchte vieler Segelenthusiasten dar. Die Zwölfer mit ihren schlanken Rümpfen und den weit überhängenden Bug- und Heckpartien gelten heute als Inbegriff von Schönheit, als Symbiose aus Kraft und Eleganz. Sechs Exemplare dieser Segelklassiker präsentieren sich zur Rolex Baltic Week vom 1. bis zum 4. Juli auf der Regattabahn vor Kiel in ihrer ganzen Pracht.

Anders, als es der Laie vermuten mag, sind die Zwölfer nicht „nur“ zwölf Meter lang, sondern meist um 21 Meter. Die „12“ steht für einen Rennwert aus einer Formel, die Länge, Verdrängung, Gewicht und Segelfläche einberechnet und eben 1907 entwickelt wurde. Damit sind die 12mR-Yachten neben den Achtern, die ihren Euro Cup aussegeln, und den Sechsern beim Robbe & Berking mR Sterling Cup die größten Schiffe.

Es ist ein atemberaubender Anblick, wenn sich die „Heti“ in voller Segelgarderobe, mit zwei Vorsegeln, Toppsegel und dem riesigen Gaffelgroß durch die Wellen auf der Kieler Förde schiebt. Fast scheint es, als sei die Zeit ein Jahrhundert lang stehen geblieben. Denn die „Heti“ wirkt frisch wie nach ihrem Stapellauf vor 98 Jahren. Dabei liegen wechselvolle Jahre hinter dem knapp 20 Meter langen Schiff, das das einzige bei der Rolex Baltic Week ist, das nach der ursprünglichen Formel gebaut wurde und damit in der Division „Antique“ segelt.

Die nach der Tochter Hedwig des Erstbesitzers Hermann Eschenburg benannte „Heti“ lief 1912 bei der Hamburger Werft von Max Oertz vom Stapel und nahm bis in den ersten Weltkrieg hinein erfolgreich an Regatten, insbesondere der Kieler Woche, teil. 1923 wurde sie verkauft und ging Anfang der 30er Jahre nach Kiel, um dort zur Yawl umgetakelt als Fahrtenkreuzer zu segeln.

Im Krieg und der Nachkriegszeit diente sie als Hausboot, ging später in den Besitz der Hanseatischen Yachtschule Glücksburg über. 1967 kam sie reichlich heruntergekommen nach Hamburg, wurde in Finkenwerder instand gesetzt und umgebaut. Unter dem Namen „Saturn“ ging sie wieder erfolgreich auf die Regattabahn. 1998 verlor sie bei einer Regatta in Italien aber in einer Startkollision den Mast, ging später in die Hände des Vereins „Stiftung Hamburg Maritim“ über, die das Schiff durch das Projekt „Jugend in Arbeit“ in jahrelanger Arbeit restaurieren ließ und vor wenigen Jahren mit dem historischen Gaffelrigg wieder in Fahrt brachte.

Vor Kiel will das Schiff unter Skipper Sven Klingenberg mit wechselnden Steuerleuten nun ein „schönes Bild“ auf der Förde abgeben und sich als Stück Hamburger Segelgeschichte präsentieren. In den vergangenen Tagen standen auf der „Heti“ noch viele Arbeiten an, um das Schiff in einem perfekten Zustand an den Start zu bringen. Eine Chance auf einen vorderen Platz hat die Yacht allerdings nicht. Nicht nur, da sie in „Vollausstattung mit Porzellan an Bord“ unterwegs ist, sondern auch, da das Gaffelrigg den slupgetakelten und jüngeren Konkurrenten auf der Kreuz am Wind deutlich unterlegen ist.

An der Spitze dürften sich die anderen fünf Schiffe, die allesamt in der Division „Vintage“ starten, enge Duelle liefern. Entstanden in den Blütezeiten der Zwölfer in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als sich die mR-Klassen im nördlichen Europa und Nordamerika größter Beliebtheit erfreuten, sind die Yachten in den vergangenen Jahren in teilweise jahrelanger Arbeit liebevoll restauriert worden. Und heute werden sie wieder mit dem gleichen Ehrgeiz und körperlichem Einsatz zu Höchstleistungen auf der Regattabahn getrieben.

Als Verteidigerin des Robbe & Berking mR Sterling Cups, der vor Kiel ausgesegelt wird, geht die „Sphinx“ an den Start. Sie lief nach zweijähriger Restaurierung erst 2008 bei der Flensburger Werft Robbe & Berking Classics wieder vom Stapel und präsentiert sich nun in dem eleganten Nachtblau, in dem sie 1939 erstmals bei Abeking & Rasmussen in Bremen zu Wasser gelassen wurde. Ihre Klasse auf der Regattabahn hat die „Sphinx“ bei der Weltmeisterschaft 2008 auf ihrem Heimatrevier bewiesen, als sie auf Anhieb Dritte wurde. Sie wird sich vor Kiel auch im clubinternen Duell des Flensburger SC mit der ebenso aufwendig restaurierten „Anitra“ messen, die zwar elf Jahre älter ist, nach der Intensivkur bei der Schiffswerft Martin in Radolfzell aber zu altem Glanz geführt wurde.

Ein Heimspiel wird die Rolex Baltic Week für die „Trivia“ von Wilfried Beeck aus Hamburg unter dem Stander des Kieler Yacht-Clubs, die mit großen Ambitionen an den Start geht. Beeck hat sich den ebenso renommierten Segler wie Segeljournalisten Carsten Kemmling als Taktiker an Bord geholt, und für den stilgerechten Auftritt auch nach dem Segeln tritt die Crew in eigens angefertigten Event-Sakkos auf. Die Yacht von 1937 hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Regatta-Erfolge eingefahren. Sie segelte auf dem Solent in Südengland, in Norwegen, war in den 60er-Jahren beteiligt an den Vorausscheidungen zum America’s Cup, gelangte von dort auf den Michigan See und schließlich wieder zurück nach Europa, wo sie sowohl im Mittelmeer, auf dem Solent und in der Ostsee im Regattaeinsatz war.

Das Feld komplettieren die beiden unter dänischer Flagge fahrenden „Thea“ und „Vanity V“. Die „Thea“ wurde 1918 von Johan Anker in Norwegen nach einer modifizierten, in Skandinavien gültigen Zwölfer-Formel gebaut. 1919 setzte sich diese Formel auch international durch, so dass die „Thea“ – obwohl ein Jahr früher gebaut – als ein Zwölfer nach der „Second International Rule“ von 1919 gilt. Bereits nach der „Third International Rule“ wurde die „Vanity V“ 1936 von William Fife III gebaut. Wie ernst die Crew von Patrick Howaldt (Kopenhagen) den Auftritt vor Kiel nimmt, zeigt die Verpflichtung von Stig Westergaard als Taktiker. Der 47-jährige Däne ist mit wirklich allen Wassern gewaschen, segelte sowohl bei Olympia, Volvo Ocean Race als auch beim America’s Cup und darf daher wie die Klasse der Zwölfer von sich behaupten, im Segeln alles erreicht zu haben.


Alle Fotos: Rolex / Nico Krauss


Rolex-Pressemitteilung vom 30.6.:
Bernsteinfunkeln am Hindenburgufer

Kiel. Das ehrwürdige ehemalige Olympia-Hafenbecken in Kiel-Düsternbrook erstrahlt in frischem Glanz: Formvollendete, schlanke Rümpfe der Bootsbaukunst liegen in erster Reihe direkt an Kiels schönster Promenade, dem Hindenburgufer, präsentieren sich in bernsteinfarbigen Mahagoni-Hölzern, zeigen ihre perfekt verlegten Teak-Decks und zerren an den Festmachern, als wollten sie beweisen, dass sie nicht nur schön sind, sondern in ihnen auch das Herz von Rennziegen schlägt. Die klassischen Segelschönheiten der Meter-Klassen sind bereits in Kiel eingetroffen, und der Sommer nimmt Anlauf für eine perfekt inszenierte Rolex Baltic Week, der zweiten in Kiel und der siebten insgesamt an der deutschen Ostseeküste. Am Mittwochabend (30. Juni) wird die Rolex Baltic Week feierlich im Kieler Yacht-Club eröffnet, von Donnerstag bis Sonntag (jeweils ab 12 Uhr) gehen die Klassen der 6mR, 8mR und 12mR auf die ! Regattabahnen in der Kieler Innen- und Außenförde. Die elf Achter segeln dabei den Euro-Cup aus, für die jeweils sechs Zwölfer und Sechser geht es um den Robbe & Berking Sterling Cup.

Es wird eine Rolex Baltic Week der Geschichte und der Geschichten. Schließlich segeln die Yachten auf den historischen Revieren der Olympischen Spiele von 1936 und für einige Schiffe wird es nach 74 Jahren ein Wiedersehen mit der Stätte ihrer großen Erfolge geben. So bringt der Duisburger Bernhard Kolbe seine „Germania III“ an den Start, den Achter der ehemals Bronze für die deutsche Crew um Hans Howaldt gewann. Und auch der Sechser „Aida“ von Björn Storsberg (Arnis) kreuzte 1936 unter argentinischer Flagge vor Kiel, segelte damals auf Platz fünf.

Die majestätischen Zwölfer, rund 21,50 Meter lang, sind die ungekrönten Königinnen in Kiel. Ihre Geschichten reichen hier von der fast hundertjährigen „Heti“, die 1912 gaffelgeriggt wurde, über die „Anitra“ (1928) vom Co-Organisator Flensburger Segel-Club (FSC) und Wilfried Beecks „Trivia“ von 1937 bis zur Cupverteidigerin „Sphinx“, die ehemalige „Ostwind“ der Bundesmarine, die 1939 bei der Renommierwerft Abeking & Rasmussen.

Vor allem die Achter werden in den vier Tagen im Mittelpunkt des Interesse stehen, schließlich geht es für sie nicht nur um den europäischen Titel, sie bieten auch die ganze Bandbreite dieser aufregenden Segelklasse. So segeln vor Kiel Yachten der ersten Generation im direkten Vergleich mit einem modernen Achter. Genau 90 Jahre liegen zwischen den „First Rule“-Schiffen „Elfe II“ und „Sposa“ und dem 2002 gebauten modernen Achter „YQuem II“.

Perfekt restauriert und ausgestattet mit auffälligen Riggs werden sich die beiden 98 Jahre alten, historischen Yachten ein Bodensee-internes Rennen vor Kiel liefern. Denn sowohl die gaffelgetakelte „Sposa“ als auch die zweimastige Spreizgaffel-Ketsch „Elfe II“ sind im Lindauer Segelclub beheimatet und wurden eigens für die Rolex Baltic Week in den Norden transportiert. „Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit, wir sind mit einer jugendlichen Crew viel auf internationalen Regatten unterwegs“, berichtet „Sposa“-Eigner Richard Gervé. Und erfolgreich ist die Crew zudem, wurde 2007 Vize-Weltmeister in der „First Rule“-Gruppe.

Sie wird auf Gegner treffen, die deutlich jüngere Schiffe, gesetztere Crews, aber weniger Erfahrung auf der Achter-Regattabahn hat. Die Mannschaft der frisch restaurierten „Svanevit“ sieht sich nach eigenen Worten als „Rookie“-Team. Erst seit einem halben Jahr hält Eigner Karsten Niehaus (Köln) den Messbrief in den Händen. „Dafür mussten wir an dem Schiff einige Veränderungen vornehmen“, erklärt Niehaus. Unter anderem wurden Vorluk und Cockpit regelkonform verkleinert. In zweijähriger Arbeit hat Niehaus der 1939 gebauten „Svanevit“ ihren ursprünglichen Charakter wieder eingehaucht. „Die Schiffe hatten ursprünglich den Anspruch eines Regattaschiffs, das auf eigenem Kiel von Ort zu Ort segeln konnte“, erklärt der Eigner, dessen Schiff daher selbstverständlich eigene Kojen hat. Wie das Gros des Feldes wird die „Svanevit“ in der „Classic&ld! quo;-Division, der von 1920 bis 1966 gebauten Boote, an den Start gehen.

Eine Ausnahmestellung im Feld nimmt die erst acht Jahre alte „YQuem II“ ein, die in den vergangenen beiden Jahren jeweils zur Vize-Weltmeisterschaft gesegelt ist. Das Kunststoff-Schiff von Eigner Jean Fabre stammt aus dem Genfer Club SNG, der auch die Heimat von Ernesto Bertarelli ist. Und die Vorgängerin „YQuem“ diente dem zweimaligen America’s-Cup-Gewinner auch vor seinem AC-Engagement als Trainingsschiff. Fabre hat sich seit fast zwei Wochen vor Kiel auf das Ereignis vorbereitet. Er sieht die „Ann-Sophie“ von Hanns-Georg Klein (München) sowie die „Aun“ von Yutaka Kobayashi (Kobe/Japan) als größte Konkurrenten. Die Japaner haben zwar ein nach historischen Rissen gezeichnetes, aber erst vor wenigen Jahren in Portugal gebautes Schiff, das in Hamburg beheimatet ist und für die aus Japan einfliegende Crew bereit gehalten wird.

So werden von den Rennen vor Kiel, wenn die Klassen von den Wettfahrtleitern Eckhart Reinke (KYC) bei den Achtern und Claus-Otto Hansen (FSC) für die Sechser und Zwölfer bei voraussichtlich sommerlichen Wind- und Wetterbedingungen aufs Wasser schickt werden, nicht nur die Geschichten der Sieger zu erzählen sein, sondern auch viele Anekdoten am Rande.



top...