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„segeln, lieben, bewahren“

Jens Burmester erhielt für den Erhalt seines 38qm Klassenspitzgatters „ASTRAL“ auf der Hanseboot in Hamburg den Preis „segeln, lieben, bewahren“ des Freundeskreises Klassische Yachten. Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauerbandes, hielt die Laudatio.


Von rechts: Jens Burmester, seit zehn Jahren Eigner der "Astral",
DBSV-Präsident Torsten Conradi,
Ulrich Körner vom Hanseboot- Team des FKY


Ariane Schulz: Eindrücke


Jens Burmeister mit Exeignern der "Astral", dem Ehepaar Boa


Aus der Laudatio:

Der „Spitzgatter“ ist bei Liebhabern klassischer Yachten geradezu ein Inbegriff für dänische Bootsbaukunst. Diese Bauweise, bei der Schiffe nicht nur vorn, sondern auch achtern spitz zulaufen, zählt zu den ältesten überhaupt. Sie findet sich wieder in der bewährten und weit verbreiteten „Kragejolle“, einem geklinkerten Boot, Jahrhunderte lang das bewährte Fahrzeug der dänischen Kleinfischerei. Aus ihr hat sich der karweel geplankte Rumpf des Spitzgatters mit gestreckteren Linien und einem größerem Lateralplan entwickelt.
Die Entwicklung des Riggs führte vom ursprünglichen Sprietsegel der Kragejolle zunächst zur Gaffeltakelung. Erst später wurden die Vorteile des Marconirigg erkannt, was die markanten hohen Masten und der typischen mächtigen Segelfläche im Groß- und einem recht kleinen Vorsegel mitbrachte.
Das rund zulaufende Heck mit dem angehängten Ruder sorgt für einen harmonischen Wasserablauf. Das angehängte Ruder unterscheidet im übrigen den Spitzgatter vom „Doppelender“, der eine in einem Koker geführte Ruderwelle aufweist. Da diese Konstruktion ein Achterstag allenfalls mit einer aufwendigen Hilfskonstruktion zuläßt, wird der gewachsene Mast meist nur von den Wanten, gelegentlich noch von Backstagen gehalten.
Ihre Glanzperiode hatten die Spitzgatter zwischen 1920 bis 1950. Ein Trio begnadeter Konstrukteure hat die Boote vervollkommnet: Georg Berg, M.S.J. Hansen und Aage Utzon. Gesegelt wurden die Boote in mehreren Klassen: 20, 26, 30, 38, 45 und 55qm. Die meiste Verbreitung haben die 30qm und 38qm Boote gefunden.
Der große Ausverkauf in den 50er Jahren in die USA und nach Kanada brachte ganze Flotten auf die Großen Seen und an die Westküste. In amerikanischen Fachzeitschriften stößt der Leser heute auf zahlreiche meist gut erhaltene Exemplare. Hierzulande zählt ein Spitzgatter eher zu den seltener anzutreffenden Booten.
Der hier ausgestellte 38qm Klassenspitzgatter „ASTRAL“ entstammt der Feder Aage Utzons. Seine Konstruktionen waren überwiegend schnelle Regattaschiffe. Utzon zeichnete gern etwas spielerisch, mit eher unscheinbaren Kennzeichen. Typischerweise sind seine Boote mit den auch hier sichtbaren rechteckigen Fenstern versehen. „Astral“ entstand 1939 auf der Werft von P. Clausen im dänischen Bandholm auf der Insel Lolland. Zu Wasser gekommen ist es aber erst nach dem Krieg im Jahr 1946.
Ein erster Umbau mit der vorderen Kajüte erfolgte bereits im folgenden Jahr 1947. Abgesehen von notwendigen Instandsetzungen und einer aus Sicherheitsgründen vorgenommenen Umlenkung der Fallen in die Plicht kommt „Astral“ weitgehend original daher.
Und auch der Motor ist eine Spezialität. Er ist zwar nicht wie das Schiff über 75 Jahre alt, ein gleichnamiger Motor aus der legendären Fabrikation am Hafen von Marstal ist fraglos eine zu einem dänischen Spitzgatter passende Rarität.


Mit der vom Hamburger Künstler Hinnerk Bodendieck gestalteten Plakette „Segeln, Lieben, Bewahren“ soll der Erhalt wichtiger Exemplare des maritimen Erbes gewürdigt werden.



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