PFLEGE & RESTAURIERUNG

Von Holz, Pech und Booten

Für manch Schiffseigner stellt sich die Frage, wie er das Holz seines (alten) Vollholz-Schiffes konservieren sollte.

Unsere kleine Recherche hierzu möchten wir als Orientierungshilfe gerne weitergeben. Es wird nicht der Anspruch auf Vollständigkeit und absolute Richtigkeit erhoben. Für Anregungen – insbesondere die Mitteilung eigener Erfahrungen – Korrekturen und Ergänzungen sind wir sehr dankbar !

Vorweg: Optimalen Schutz - d.h. einmal und nie wieder - und umweltverträglich – gibt es nicht !

„Moderner“-weise wird das Holz mit „technischen“ (synthetischen) Alkyd- und Epoxidharzen, 2-Komp.Lacke, etc. undurchlässig abgeschlossen. Sperrhölzer werden generell derartig geschützt.
Wichtig ist hierbei, dass das Holz trocken ist (und unter der Schutzschicht trocken bleibt!) - will oder kann man „rotte“ Holzteile nicht auswechseln, bleibt einem nur das "Tränken" mit diesen Materialien, insbes. Epoxy, zur Konservierung und Stabilisierung dieser Teile.

Eine andere Möglichkeit, für die hier einige Informationen gegeben werden, ist die Behandlung mit (dampf-) durchlässigen, traditionelleren Mitteln. Dieses bietet sich vornehmlich bei nicht ganz so trockenen, aber gesunden (neuen+älteren), Holzrümpfen an. Insbesondere auch dann, wenn die Holzpartien sich mitbewegen, „-arbeiten“.

Der Vorteil bei der Verwendung alter, traditioneller Holzschutzmittel besteht u.a. in dem Rückgriff auf Langzeiterfahrungen und auf deren vorwiegende Umweltverträglichkeit. Außerdem sind sie leicht zu erneuern.
Von diesen Mitteln haben sich insbesondere Pflanzen- bzw. Holzextrakte (Holzöle, z.B. Leinöl, Holzterpentin, Holzteer), die natürliche Fungi- und Insectizide (u.a.Lignine) beinhalten, bewährt.
Rümpfe, stehendes, laufendes Gut und z.T. auch die Segel (Lohen) ältester Wikingerschiffe wurden mit diesen Mitteln behandelt („Stockholm-tar“ (Holzteer v. Pinus sylvestris) + Leinöl).
Ganz allgemein wurde immer das benutzt, was zu bekommen, leicht zu verarbeiten und möglichst auch noch billig war. Deshalb gab es später auch Mittel, die durchaus wirkungsvoll sind (u.a. Bleimennige, Bitumen, Teerlack), aber eben nicht umweltverträglich.

Nachteile:
- zumeist längere Verarbeitungszeit, was mehrfaches Streichen (u.U. 8 -10x) und v.a. längeres Trocknen bedeutet
- Oberfläche weicher, d.h. geringerer Schlagschutz
- schwieriges Erreichen einer „Spiegelglätte“
- u.U. kostspielig, wenn man auf fertige „Öko“-Produkte (Owatrol/Le Tonkinois/...) zurückgreift.
Wir plädieren für diese Mittel und es spricht nichts dagegen, sich die Grundstoffe selbst anzumischen.

Was wofür ?
Bewährt hat sich das 3-Schicht-System: Grundierung/Imprägnierung – Konservierung – Aussenschutz(finish), wobei es auch möglich ist, alles mit einer Mixtur zu behandeln.
Eine differenzierte Behandlung bezieht sich auf die unterschiedliche Beanspruchung von Schiffsteilen/-partien (Luftzirkulation, Feuchtigkeitseinfluß, mechan. Einwirkung, z.B. Deck, Spieren, Innen, Bilge). Eine besondere Bedeutung hat hierbei natürlich das Unterwasserschiff.
Die nachfolgende Aufstellung möge einen Anhalt geben:

Wie machen`s die Experten ?
Kurzumfrage bei einigen namhaften Werften/Bootsbauern:

  • Vikingeskipsmuseet/Roskilde M.Vinner
    Wikingerschiffe
    Lit.: E.W. Fabech / Konseveringcentret, DK
    innen: Rohleinöl + Holzterpentin (+Holzteer) (1:1+1) mehrmals
    außen: Gek.Leinöl + Holzterpentin (+Holzteer)
    innen und außen; einige Partien: s.o. + Mennige, anschl. Öllack od. –firniß + Sikkativ
    Uwa: Grundierung s.o., evtl. auch Mennige oder black-varnish
    evtl. danach mit Farbpigmenten (Zinkweiß, Kadmiumgrün, Goldocker)+ gek.Leinöl oder L.-firniß + Sikkativ
    Anteile (Gew.proz.) z.Anhalt: 55% Trockenpigm. (Zinkweiß,....) / 30-35% gek.Leinöl / 10% Holzterp. (als erste Grundschichten 50%) / 2% Sikkativ. Für Schlussanstrich: s.o., aber 15-20% Leinöl+10-20% gek.Leinöl
  • Navcon – naval consulting / Wolgast (D.Loell)
    Möglichkeiten: I. Holzteer mit nat. Terpentin verdünnt und evtl. Leinölfirnis, dann unverd.
    II.Öl/Lacköl-Jotun; innen und außen: D1-x10 Uwa; Üwa.:+ D2-x3
    III. Bleimennige, Primer x2; Lack,-einkomp. x2
  • Paulsen-Werft „M&P“/ Schlei
    Innen 1. Owatrol D1 (2x40%verd./ 6x pur) 2. Lacköl « Le Tonkinois »
    Außen /Üwa 1-komp.Lack(Epifanes/International)
    Außen/Uwa 1. Owatrolprimer (5x) 2.Antifouling (2x)
  • Bootsrestauration Schneidereit / Stade
    1. Lacköl od. Leinöl mit Terpentin verdünnt 2. Lack, verd. mit Owatrolöl ca.3-4x 3. Lack, pur; ca. 3x //
    1komp. Lacke ! ; evtl. auch Alkydharzlacke
  • „Wikinger-Werft“ / Wilhelmshaven (W.Heibeck)
    Innen Lacköl „Le Tonkinois“
    Außen/Üwa evtl. dito
    Außen/Uwa Holzteer
  • Eberhardt-Werft /Arnis, Schlei (J.Stüver) und Ebbes Badebyggeri / Marstal, DK
    Rohleinöl, Holzterpentin/Holzteer, Imprägnierung (Borsalz/Borax) (1:1:1)
  • Ecoboot/ G.v.Blomberg / Hamburg
    innen und außen : Lacköle « Le Tonkinois » (auch : Benar od. 1+2 Owatrol )
  • „Hatecke – Werft“/ Freiburg-Elbe
    Leinöl (70%) Petroleum (29%) , Sikkativ (1%)
  • Seubert & Winckler Bootsbau / Kiel
    Rohleinöl,Weißöl,Holzteer
  • Andere:
    H.teer-Leinölfirnis(od./und Tungöl)-Kiefernterpentin (1:1:1)

Anwendungstips (von einigen Experten; lose gesammelt):

    - Alkydharze schließen Oberfläche zu sehr ab
    - Benar dringt nicht tief ein, blättert leicht ab
    - Verarbeitungstemp. möglichst ü.10°
    - Holzteer mögl. erwärmt auftragen
    - mit Rundpinsel (Naturborsten) arbeiten
    - Grundierung evtl. mit Zinkweiß; Zinkweiß nicht in säurehaltige Malmittel
    - Holzteer bleibt lange klebrig (bei Wärme wieder weich-flüssig-> Film)
    - Ölfilm auf der Oberfläche bei Verwendung von Leinöl vermeiden
    - Leinöl: für Uwa. ungeeignet
    - Leinölfirnis mögl. mit Sikkativ; gut für Schlußanstrich
    - gekochte Öle: Erhitzung mit Sauerstoffzufuhr; wenig geschmeidig
    - Weichmacher: (5-10%) Glyzerin, Sorbit
    - bei Leinöl-Holzteer-Mischung evtl. etwas Reinbenzin zusetzen

Einige Informationen zu den Grundstoffen / Materialien:

Holzinhaltsstoffe / aus Holz gewonnene Produkte:

  • Antiseptika/-bakteria
    - Holzöle und Mineralölprodukte (s.o.) enthalten verschiedene Stoffe, die vor mikrobieller, chemischer Verrottung etc. schützen, u.a.( Gerbstoffe: chem.-> Tannine, Polyphenole, v.a.: Rinden-, Wurzel- und Blattextrakte; z.B. Camphen, Thymol, Eugenol, Sylvestren, ... (Lignin)
    - gerbstoffreich sind u.a.Fichte, Eiche und Heidelbeere
    - bewirken zumeist auch eine Färbung, insbes. für das Imprägnieren von Segeln ( Metalle, -salze/-oxide bewirken dies auch (s. Mennige)
    - Borsalz(Borax): Mineralsalz, herbizid (wasserlöslich)
  • Holz-/Pflanzen-Öle
    Leinöl
    Chinaholzöl bzw. Tungöl (Aleurites; Vernica – Gewächse), viel Elaeostearinsäure
    Lavendel-Spiköl, Nelkenöl, Zitronenöl, Thymianöl, Pinienöl, Walnussöl, ...
    Leinöl: aus Leinsamen;Fettsäuren und Glycerin;
    ist sehr kleinmolekülig, d.h. tiefes Eindringen in die Holzfasern, nicht alkalifest
    - Rohleinöl = ungekocht, kaltgepresst oder.....
    - Standöl = Leinöl,gekocht; erhitzt ohne Sauerstoff; trocknet langsam, Bindemittel f. Mennige
    - Leinölfirnis = bis 300° erhitzt
  • HolzTerpentin (Französisch-,Amerikan.-,Chines.-, Balsam- )
    Destillation (mögl. ü. wässrige Dest.) zumeist harzhaltiger Nadelhölzer(Pinus palustris,P. pinaster,P. sylvestris „Holzterpentin“: ü. Dampfdest. aus Wurzeln od. Stämmen.
    rektifiziert = mehrf. Dest.
    - Tallöl: ü. Sulfataufschluß d. Holzes (Terpentinvorstufe9
    - Venetianer Terpentin (Dickterpentin): Nadelholzharz z. Verfugen v. Nähten
    - TerpentinÖlharz= Rohterpentin +Terpentinharz(Kolophonium=Rohharz/Balsamharz) f.Ofläbeschichtung)
  • Holzteer (wood tar, houtt,goudron de bois), Holzpech (u.a. Birkenpech, Lärchenpech etc.), Holzessig,-geist), -teeröle:
    - ursprgl. ü. Köhlerung, Schweelerei – sauerstofffreie – Holzerhitzung (300°+) extrahiert,
    Mitprodukte: Holzessig(Essigsäure,Methanol, Aceton,...)
    - Labsal: Holzteer vermengt mit Tran/Talg

Steinkohle-/Erdölprodukte:

  • Bitume/Steinkohle-,Asphaltteer: zumeist über Destillation gewonnen, polycycl. Kohlenws., enthält krebserregende Stoffe, Schwefel, Xylol, etc.//
    Asphalt-/Teerlack, z.B. Black Varnish, Black Solution, andere: Bitumastic, Carbolineum,
  • Mineralöl-Terpentin („Malerterpentin“)
  • Weißöl: gereinigtes Mineralöl
  • Wasch-/Reinbenzin
  • Pech: Restprodukt der Holzteer- oder Steinkohledestillation
  • Mennige(lat.minium)+ Pigmente: Metalloxide,- karbonate (+-giftig!) z.B.: Kupfer-, Zinn-(TBT!),Eisen-(Hämatit), Zinkoxid; (Bleimennige,...); in Verbindung mit Leinölfirniß oder Alkydharz (gegen Fäulnis + Rost), auch mit Graphitpulver
    - entsprechend ihrer Eigenfarbe („Oxidfarbe“) ergeben sie einen Farbton, z.B. Bleiweiß, Zinkweiß,
  • Sikkative als Trocknungsbeschleuniger :Metallseifen, Blei, Mangan, Kobalt, Zirkonium
    Kobaltoktoat, Zirkoniumoktoat, Serotin (2-10%)

Fertigprodukte:

  • „Le Tonkinois“: Rohleinöl+Chinaholzöl+
  • Benar (Jotun) : Alkydharz mit/ohne UVR+Fungizid
  • Owatrol 1(+2):
    Owatrol-Primer: Chlorkautschuk-Basis
    Owatrol Textrol: Schutz-Pflegeöl
    Owatrol RLS:
  • Epifanes Lack: langöliges Alkydharz
  • Harpuis-Holzöl:Pflanzenöle+Wachse
  • Sigmar Lack: Holzöl+Phenolharz
  • Bootslack-Sehestedter Naturfarben: Holzstandöl (kobalverkocht), Leinstandöl,Rizinusstandöl., Zirkonium,...
    Goldenspray-Yacht-Varnish:Chinaholzöl+synth.Binder
    Satura-Naturöl: kaltgepr. aber ge(ver-)kochtes Leinöl ohne Sikkativ
  • Hempitox (Hempel): gegen Fäulnis und Pilzbefall ( benutzt Walstedt-Werft)
  • Imprägnieröl IMP: Alkyd(harz)öl + Fungizid
  • BioPin-Imprägnierungsöl:Leinöl, Tungöl, Methylcellulose, Borax..... (Baustoffhandel)
  • Black Varnish (Inertol): Petroharzlösung („Teerlack“) Schnelltrockner, schwarz, nur f. außen



Info- und Bezugsadressen:

  • Imperial-Oel-Import (hat fast alle Grundstoffe), Bergstr.11, 20095 Hamburg, 040/338533, mail:info@imperial-oel-import.de
  • Fa. Holmboe & Sön, Horsens, DK
  • Sehestedter Naturfarben (hat einige Grundprodukte): info@chito.com
  • toplicht; info@toplicht.de

Literatur etc.:

  • Elmer W. Fabech 1993: „Vejledning i overfladsbhandling af nye og gamle baade“ /Konserveringscentret, Ölgod-Ribe `93
  • Skipsbevaringsfonden 2001: “ Olie og maling til bevaringsvaerdige skibe “ Vikingsskibemuseet i Roskilde / Max Vinner
  • Zur Gewinnung von Holzteer: www.koehlerhof-wiethagen.de // www.publiscan.fi // www.dueppel.de
  • Holzforschung: Frauenhofer Institut/Braunschweig: info@wki.fhg.de
  • Weitere Informationen unter dem engl. Begriff „NAVAL STORES“

Dank:

Bei den o.g. Werften,Bootsbauern und Fachleuten bedanken wir uns für die freimütige Mitteilung ihrer Kenntnisse !
Tobias Menke



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