VORGESTELLT

Schweizer Klassen

"Yacht", 1957, 8

In der Schweiz gibt es außer den internationalen Klassen der IYRU und einer Reihe nationaler Klassen anderer Länder wie H-Jollen, 20er Jollenkreuzer, Belougas, Lightnings, Snipes, Piraten, Moth's und Vaurien auch zwei eigene nationale Klassen, die 15qm SNS (Serie Nationale Suisse) und die „Lacustres". Die internationalen R-Klassen haben in der Schweiz seit langem sehr viele Freunde, aber die Sechser und die späteren Fünfer und 5,5er sind kostspielig und bleiben daher für viele Segler unerreichbar. Da auch Einheitsboote auf die Dauer gesehen nicht billiger werden, abgesehen davon, daß viele Segler ihnen die Boote einer Konstruktionsklasse vorziehen, und nur das kleinere Boot billiger ist, schaffte man sich in der Schweiz seine eigene kleinere R-Klasse. Die 15qm SNS ist nichts weiter als eine geometrische Verkleinerung der größeren R-Klassen, und zwar eine 4mR-Klasse, wenn ihre Formel auch etwas von der internationalen R-Formel abweicht. Vor allem werden durch die zusätzlichen Einschänkungen extreme Konstruktionen verhindert. Die Länge über Alles darf 7 m nicht überschreiten, die vermessene Segelfläche darf kleiner, aber nicht größer sein als 15 qm. Die Taklungshöhe ist auf 8 m über Deck beschränkt und die Höhe des Vorsegeldreiecks auf 75 % davon. Die recht große Vorsegelbasis liegt bei erfolgreichen Booten zwischen 2,20 und 2,40 m. Das Boot darf nicht mit S-Schlag gebaut werden, der Kiel muß unter die Rumpfschale untergebolzt werden. Seit etwa 1938 die ersten Boote für den Genfersee und für Südfrankreich gebaut wurden, hat sich die Klasse zur größten Schweizer Kielbootklasse entwickelt.

Das kleine Boot, das gewöhnlich von zwei, höchstens van drei Mann gesegelt wird, hat die Eigenschaften der R-Boote und ist sehr sensibel. Das Boot verlangt, wenn es mit zweiköpfiger Besatzung gesegelt wird, einen ausgezeichneten Vorschotmann. Man kann das Boot auch für Wanderfahrten benutzen. Die Sitze in der Plicht liegen lose auf, lassen sich ins Achterschiff schieben und machen Platz für einen dritten Schlafplatz frei. Raum für zwei Schlafplätze von ausreichender Größe bietet das Vorschiff, da der Mast auf Deck steht. Die meisten 15qm SNS -wurden von vier Schweizer Amateurkonstrukteuren entworfen, ungefähr jedes siebente der etwa hundert bisher gebauten Boote entstand im Selbstbau.


Ebenfalls auf Initiative der Genfer Segler entstand die zweite nationale Schweizer Klasse, die „Lacustre". Ihrer Herkunft aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz verdankt sie auch ihren französischen Namen, der eine Wasserpflanze bezeichnet. Dieses Einheitskielboot wurde von dem Konstrukteur und Segler Henri Copponex, Genf, für die besonderen Revierverhältnisse auf den Schweizer Seen entworfen. Bemerkenswert ist an dem „Lacustre" die sehr hohe Takelage, die für die Windverhältnisse auf den Schweizer Seen vorteilhaft ist und das Boot schon bei leichten Winden sehr schnell macht. Auch diese Boote werden ohne S-Schlag mit untergebolztem Kiel gebaut. Obgleich der „Lacustre" in erster Linie als Regattaboot gedacht ist, eignet er sich auch als Tourenboot für drei Personen. In der geräumigen Kajüte sind zwei feste Schlafplätze vorgeschrieben. Der Mast steht auf dem, hier durch eine Stahlbrücke verstärkten Deck. Der „Lacustre" ist - obgleich Einheitsboot - kein billiges, aber immerhin, wie die Schweizer sagen, ein „nicht kostspieliges" Boot.


15qm SNS im Register klassischer Yachten

Lacustre im Register klassischer Yachten



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