YACHTEN & MEHR

Die Sommerliebe auf dem Fensterbrett

Tipps zum Schiffsmodellbau
Werner Laube

Welcher Holzbooteigner hat nicht schon einmal insgeheim die Wohnung nach einem passenden Ehrenplatz sondiert, sich die schlanken Linien seiner segelnden Sommerliebe aufs Fensterbrett geträumt oder an ungemütlich kalten Wintertagen seine Yacht „zum Anfassen“ herbeigewünscht. Vielleicht beginnt die Leidenschaft mit einem Halbmodell, doch irgendwann richtet sich Skippers Sehnsucht nach dem ganzen Schiff, möglichst liebe-voll und detailgetreu gearbeitet. Neben einige professionellen Modellbauern gibt es auch zahlreiche private Modellbauer, die jahrelang originalgetreu und detailverliebt über Werftzeichnungen brüten und nach entsprechenden Hölzern und Beschlägen fahnden. Sie lassen die Träume in Erfüllung gehen, die über segelfreie Zeiten hinweghelfen. Werner Laube aus Dorsten ist einer von ihnen. Und vielleicht ist es ja auch etwas für Sie, lieber Leser! Was man für den Modellbau „benötigt“? Spaß und Lust! Nur dann ist das Ergebnis gut. Da ist sich Werner Laube sicher. Und dann braucht es (manchmal viel!) Geduld und Ausdauer.

Standmodell und Fahrmodell
Das Standmodell wird meist später irgendwo in der Wohnung aufgestellt und zumeist in einem kleineren Maßstab erbaut. Es kann bis in die kleinsten Details gebaut werden, da diese Modelle nicht dem rauen Fahr-
betrieb ausgesetzt sind.
Das Fahrmodell wird gesegelt. Bei einem Fahrmodell muss man berücksichtigen, dass alles wasserfest und wasserdicht gebaut werden muss, die Bauausführung robuster sein soll, dass eventuell Abstriche bei der Detaillierung hingenommen werden müssen. Zum Bau des Modells kommt noch die Technik. Um das Modell zu steuern, benötigt man eine Fernsteuerung. Gesteuert werden damit das Ruder und die Segelverstellung, ggf. auch ein Hilfsmotor. Als Technik wird in den Rumpf eingebaut der Empfänger der Fernsteuerung, die Spannungsversorgung, die Segelwinden, das Servo für das Ruder, die Schotenführung. Die Technik sollte gut zugänglich sein.

Welche Größe kann oder soll das Modell haben?
Ein größeres Modell ist einem kleineren vorzuziehen. Bei einem kleinen Modell geht man von einer Länge von kleiner 70 cm aus, bei Windstärke 3 ist ein sicheres Segeln kaum noch möglich. Bei etwas Wellengang hat das größere Modell die besseren Fahreigenschaften. Auch für die Optik auf dem Wasser ist es besser. Wenn das kleine Modell einige Meter draußen segelt, wird es schnell winzig.
Bei der Größe spielt auch die Transportmöglichkeit zum Wasser und ein rückenfreundliches Gewicht eine Rolle.

Soll das Modell aus einem Baukasten erstellt werden?
Für den Einsteiger, auch für den Modellbauer, der eine kurze Bauzeit wünscht, ist der Baukasten immer eine sehr gute Wahl. Die Baukästen sind zum Teil vorgefertigt und enthalten die benötigten Teile. Baukästen für moderne Segelmodelle gibt es viele auf dem Markt, aber sehr wenige für klassische Yachten. Werner Laube sind vier Baukästen (Hansa-Jolle, Dragen, Fulmar, Folkeboot) bekannt.

Soll das Modell nach einem Bauplan erstellt werden?
Ein Modell nach einem Plan zu bauen, ist selbstverständlich schwieriger. Hier muss man sich mit der Konstruktion des Originals beschäftigen, teilweise langwierige Recherchen bei Werften, in Büchern oder bei den Eignern eingeschlossen. Dazu kommt noch die Zeichenarbeit, das Planen der Bauabläufe, die Beschaffung des Materials, die Berechnungen.
Der Bau nach Plan ist langwierig, da vieles selbst hergestellt werden muss, man kann nicht immer auf Fertigteile zurückgreifen.
Zu berechnen ist auch (und zwar vor dem Bau), ob das Modell bis zu einer Windstärke 4 noch gut zu segeln ist. Bei dieser Stabilitätsberechnung spielen folgende Faktoren eine entscheidende Rolle: die Verdrängung, das Ballastgewicht und dessen Schwerpunkt, die Segelfläche und der Segelschwerpunkt. Persönlich tendiere ich dazu, ein Fahrmodell ohne Zusatzkiel zu bauen.
Ein Grundsatz beim Bau des Modells muss sein: „Alles so leicht, aber auch so stabil wie möglich“. Alles was an Gewicht eingespart werden kann, kann wieder als Ballast eingebaut werden und verbessert die Stabilität des Modells. Der Ballastanteil sollte mindestens 60% betragen, besser 70%.

Zum Beispiel:
7 KR Yacht „Piraya“
Werner Laube: Gebaut habe ich das Modell nach den Originalplänen und ca. 400 Fotos, die ich von der „Piraya“ gemacht habe. Natürlich hat mich der Eigner tatkräftig unterstützt, wenn ich Fragen hatte. Und das waren viele Fragen.
Das Modell ist im Maßstab 1:7 gebaut, ist 1,474 m lang, hat eine Segelfläche von 0,96 m², wiegt 17,2 kg und hat einen Ballastanteil von knapp 73%. Der Innenballast lässt sich für den Transport entnehmen. Ohne den Ballast wiegt das Modell dann ca. 6 kg. Mit der ersten Segelwinde wird die Fock verstellt, mit der zweiten das Großsegel. Die Bauzeit betrug ca. 1150 Stunden.
Im Herbst 2008 hat es dann erstmals geklappt, mit dem Eigner zusammen das Modell auf dem kleinen Kiel einen ganzen Nachmittag zu segeln. Leider war es schwachwindig. Nach dem Einsegeln dann Pinnenwechsel, die Übergabe der Fernsteuerung an den Eigner. Seine Anmerkung: Das Modell lässt sich ja schwieriger segeln als das Original.
Das aber ist normal, man ist ja nicht selbst an Bord. Und aus vielleicht 60 Metern oder mehr das Modell zu steuern ist schwierig, da es einfach anders auf Wind und Wellen, auf Ruderbewegungen reagiert. Fernsteuern ist etwas schwierig, aber Übung macht nun mal den Meister.

Hilfen gibt es hier: www.minisail-ev.de



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