FOTOSTRECKE

„heut‘ is der Ammersee d‘bayrische Karibik!"


 
Die Holzpokal Regatta des AYC in Riederau

von Carina Eickmann

Fetzenwind. Grünes Wasser. Strahlend blauer Himmel. Heiß. Kühlendes Nass. Der Ammersee hat sich wunderbar karibisch gezeigt. Was für eine wunderschöne Holzpokal-Regatta!
31 gemeldete Crews haben am 29./30. Juni das Regattawochende in vollen Zügen bei der Holzpokal-Regatta des „Ammersee Yacht-Clubs“, AYC, in Riederau genießen können.

Über 100 Gäste nahmen an der diesjährigen Regatta teil. Sie kamen zum Teil aus nah und fern: vom Starnberger See, vom Bodensee, aus Potsdam und aus Hamburg.

Die am weitesten angereiste Crew, Norbert Steiner und Wolfgang Frank, trailerten ihre wendige und hübsche 12- m²-Sharpiejolle „nowo“ (GER215) vom Hamburger Segel-Club an den Ammersee. „nowo“ wurde 1937 von Abeking & Rasmussen mit der Bau Nr. 3181 gebaut. Die Konstrukteure waren die Gebrüder Kröger in Warnemünde. Das internationale 12-m²-Einheits-Sharpie ist eine 2-Mann-one-design-Regatta-Jolle und gleichzeitig eine der ältesten Einheitsklassen, die heute noch nahezu unverändert gesegelt werden.

Norbert Seidel zog seinen wunderschönen 15er skandinavischen Schärenkreuzer „EOS“ (C8) von 1934 vom Segelverein Potsdamer Adler aus Brandenburg an den Ammersee. Die „EOS“ wurde von Konstrukteur Christian Jensen aus Norwegen, Geschäftspartner von Johann Anker, dem Drachenkonstrukteur, 1934 gemäss eines alten Presseberichtes als "Jugendboot" gezeichnet. Im gleichen Jahr wurde sie auch schon in der Werft von John Faul, Horgen am Zürichsee, Schweiz, gebaut.

Der überwiegende Teil der anderen Holzbootsegler kam von verschiedenen Segelclubs rund um den Starnberger See, Bodensee und Ammersee.

Samstag morgen ging es nach einem stärkenden Frühstück, der Begrüßung durch Dr. Johannes Schmohl, Vorsitzender des AYC, und der Steuermannsbesprechung geführt von Dr. Harald Meyer, Sportwart und Wettfahrtleiter des AYC, um 11.00 Uhr direkt auf die Regattabahn bei einem konstanten 3er Wind aus Osten in den Böen bis 5 Bft.
Am Sonntag legte der Wind noch mal eine Schippe drauf und drehte am Vormittag von Süd auf Ost und nach einer kurzen Flautenpause schließlich auf West mit einer Stärke von 4 Bft in Böen bis 5 Bft. Insgesamt wurden vier Wettfahrten im südlichen Teil des Ammersees gesegelt. Drei am Samstag und die letzte Wettfahrt am Sonntagvormittag.

Die Durchführung der „Holzpokal Regatta“ hält sich stark an traditionelle Vorgaben. Die Startsignale erfolgen von Land aus mittels einer historischen Anlage mit fünf Korbbällen, die im 1-minütigen Rhythmus nacheinander gesenkt werden, mit dem letzten Korbball fällt der Startschuss. Die Kurse werden nach traditionellen Mustern gesegelt: Vier in einem Quadrat ausgelegte Bojen sind je nach Windrichtung in einer bestimmten Abfolge abzusegeln. Dieses Mal wurden alle Starts in Richtung Süden gesegelt.

Aufgrund des böigen, starken Windes mussten während der ersten Wettfahrt zwei Crews leider die Segel streichen: bei einem Jollenkreuzer ist kurz nach dem Start der Holzmast gebrochen und bei einem zweiten drang zu viel Wasser ein, so dass beide Klassiker die Regatta unglücklicherweise frühzeitig beenden mussten.

Der starke Wind verlangte von allen Teilnehmern vier hochkonzentrierte Wettfahrten. Eine Kenterung einer 22qm Rennjolle gab es zu verzeichnen. Diese Crew war jedoch schnell und geübt genug und konnte ihre Jolle in kürzester Zeit wieder aufstellen und das eingedrungene Wasser während der Weiterfahrt ausschöpfen. Nach drei

Wettfahrten am Samstag kamen alle Segler sowie die Fahrer der Sicherungsboote müde, etwas erschöpft aber glücklich zurück in den Hafen des AYC.
Alle hatten schlussendlich viel Freude an den sehr guten Wind- und Wetterbedingungen, die sie zwar forderten aber sehr gut meisterten. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: „heut‘ is der Ammersee d‘bayrische Karibik!“

Zum Abendessen mit Freigetränken der König Ludwig Brauerei gab es knusprige Brathendl mit Salaten, für alle ein Hochgenuss nach über fünf Stunden auf dem See. Der Abend klang geruhsam im oberen Holzbootshaus oder auf dem Steg bei schönstem Sonnenuntergang, ruhigem See und nur ein paar Stechmücken entspannt aus. Über diesem Regattatag lag so viel Glückseligkeit und man erzählte sich noch lange, gemütlich und genüsslich die Eindrücke des gemeisterten Regattatages.

Am Sonntagvormittag wurde um 9.30 Uhr wieder gestartet, einige schauten noch etwas müde aus den Segelklamotten aber mit den ersten Böen kehrte die Aufmerksamkeit und Konzentration schnell wieder. Der Wind bei dieser vierten und letzten Wettfahrt blies zuerst aus südlicher Richtung, drehte dann kurz auf Ost, ließ sich danach etwas Zeit bis er am Ende stark bis 5 Bft aus Westen pfiff. Dies erschwerte einigen der größeren Boote zunächst die Wettfahrt, da die Flaute auf einem der Regattaschenkel die kleineren, leichteren ruhig vorbeiziehen ließ. Des einen Leid, des anderen Freud. Um eine gerechte Bewertung zu erzielen, werden die „Ammersee Classics“ Regatten nach „Yardstick“ bewertet.

Die Siegerehrung zelebrierte wie immer Dr. Andreas Hendrich vom AYC im oberen Holzbootshaus , welches noch aus dem Gründungsjahr 1906 stammt, mit einer seiner beseelten, unterhaltsamen und kurzweiligen Reden, die viel Segelknow-how, Wertschätzung und auch Menschenkenntnis der Teilnehmer und ihrer Boote innehatte.

Die 10 schnellsten Boote erhielten jeweils ein blau-weißes Fayencen-Haferl aus der Keramik Werkstatt Loesche aus Dießen als Erinnerungspreis.
Zusätzlich gab es für die drei ersten Boote noch Sonderpreise von MUSTO Segelbekleidung.

Den 1. Platz und damit auch Gewinner des „HOLZPOKAL“, dem Wanderpreis des AYC, errang „COPPELIA“, GER 33, eine 5,5m Rennyacht, gesteuert von Christoph Hagenmeyer, DSC, mit den Crewmitgliedern Fanny Hagenmeyer und Gregor Bornemann, beide ebenfalls aus dem DSC.

Den 2. Platz ersegelte sich „AMICA“, L 166, ein L-Boot, gesteuert von Thomas Schmid, DTYC, mit den Crewmitgliedern Alexandra Lehmann, DTYC, und Wolfgang Leutenbauer, SWB.

Den 3. Platz erzielte eine weitere Yacht „HERZOG ERNST“, T 90, ein 35qm nationaler Kreuzer, gesteuert von Bernd Müller-Hahl, SCLL, mit den Crewmitgliedern Irmgard Hahn und Stefan Fissek, beide ebenfalls Mitglieder des SCLL.

Weitere Informationen und Fotos unter:
https://www.ammersee-yacht-club.de
www.ammersee-classics.de
facebook: ammersee classics
www.villa-amalia-verlag.de


Segelfotos:
Fotos Villa Amalia
www.villa-amalia-verlag.de

Den 1. Platz und damit auch Gewinner des „HOLZPOKAL“, dem Wanderpreis des AYC, errang Christoph Hagenmeyer, Fanny Hagenmeyer, Gregor Bornemann, alle Mitglieder des DSC. Foto: R. Birkholz

Den 2. Platz ersegelten Thomas Schmid (2.v.l.), Alexandra Lehmann, beide Mitglieder des DTYC, und Wolfgang Leutenbauer, SWB. Foto: R. Birkholz

Den 3. Platz erzielten, Irmgard Hahn (2.v.l.), Bernd Müller-Hahl und Stefan Fissek, alle Mitglieder des SCLL. Foto: R. Birkholz



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