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Die Göttin DIONE kehrt zurück

Ein zweiter Stapellauf der 1924 gebauten Gareloch One Design "Dione" fand am 21.7.17 im Rahmen einer Feierstunde in der Rhu Marina, Helensburgh/Schottland, statt. Damit schloss sich "Dione" der 16 Boote starken Flotte der Gareloch One Designs (GODs) wieder an und segelte endlich in den jährlich stattfindenden "Gareloch Worlds" am 22. und 23. Juli erneut auf dem Gareloch. "Dione" saß seit beinahe 35 Jahren auf dem Trockenen und hatte so das 90ste Jubiläum der Klasse, zu dem sich der Rest der Flotte auf dem Gareloch zur Regatta versammelte, verpasst.

Dazu Peter Proctor, der Vorsitzende der Gareloch Association: “Dione fehlte uns beim Jubiläum 2014. Die Gareloch Association kaufte sie damals, um sie wieder in neuer Frische erstrahlen zu lassen. Sie war ein Puzzle aus vielen Teilen, aber sie hatte all die Jahre gut verpackt verbracht. Aber wir hatten damals keine Ahnung wie wir es anstellen sollten, sie wieder aufs Wasser und unter Segel zu bekommen, wir wussten nur, dass wir es versuchen wollten.
Bill McLaren, Ingenieur der Royal Navy im Ruhestand, erklärte sich bereit, die Arbeiten zu leiten. Tim Henderson, Bills Cousin und der Gareloch Klasse seit Kindesbeinen verbunden, beschloss zu helfen. Beide Männer sind selbst ehemalige Gareloch Besitzer. Zusammen leisteten die Beiden die Mehrzahl der 1500 Arbeitsstunden, die nötig waren, "Dione" wiederherzustellen – aber auch viele ansässige Segler halfen mit Arbeitseinsatz, technischem Wissen, Ersatzteilen und Werkzeug.”

Der Gareloch Yacht Club wurde 1923, noch ohne eine bestimmte Rennbootklasse ins Auge gefasst zu haben, gegründet. Es wurde der lokale Bootsbauer McGruer mit Sitz in Clynder am Gareloch beauftragt, ein Rennboot zu entwerfen und zehn Boote zu bauen. Die Boote wurden im Frühjahr 1924 geliefert und - noch bevor sie gestrichen waren - im Losverfahren and die neuen Besitzer verteilt. Um den Booten eine perönliche Note zu geben, verpassten die meisten der neuen Besitzer ihrem Boot einen individuellen Anstrich. Die vielen Farben sind bis heute ein Wahrzeichen der Gareloch One Designs.

Der Royal Forth Yacht Club mochte das Design der Garelochs und ließ im Frühsommer 1924 fünf weitere Boote der Baureihe bei McGruers bauen. Diese wurden damals Royal Forth One Designs genannt. Eine letzte, die 16. Gareloch wurde 1928 zum Segeln auf dem Clyde gebaut.

Die Garelochs wurden dann in den dreißiger Jahren durch den Siegeszug der Drachenboote vom Clyde verdrängt. Einige der Clyde Garelochs wurden an den Forth und nach Aldeburgh in Suffolk verkauft. Einzelne verschlug es bis nach Wales. Mitte der 1950er beschloss John Henderson, Tims Onkel, die Bootsklasse wieder komplett auf dem Gareloch zusammenzubringen. Und vor 60 Jahren - 1957 - segelten dann erstmals alle je gebauten Garelochs in den Regatten der Clyde Week.

Noch einmal der Vorsitzende Peter Proctor dazu: “Ich glaube, dass diese 93 jährigen Garelochs eine einmalige Klasse klassischer Jachten sind. Alle je gebauten Garelochs sind immer noch auf dem Gareloch, dem Wasser, für das sie vor so vielen Jahren designed wurden. Es ist fantastisch, dass "Dione" jetzt wieder an den alljährlichen Meisterschaften teilnehmen kann. Ihre großartige Rückkehr ist durch die Mitglieder der Association, die örtliche Segelgemeinschaft, aber besonders durch Bill und Tim überhaupt erst wieder möglich geworden.”

Ein wenig zu den bootsbaulichen Herausforderungen:

Gareloch One Designs sehen ein wenig aus wie eine verkleinerte klassische Meterklasse-Yacht mit 8 Metern Länge und einer Breite von 1,7 Metern bei einer Gesamtsegelfläche von 224 Quadratfuss. Der Kiel ist gusseisern mit einem Rumpfaufbau aus Eibe, Eiche, Mahagoni und Pinienholz.
Das Mahagoni für "Diones" Scheuerleisten und ihr Cockpit stammt ursprünglich vom Fahrkartenschalter im Bahnhof von Helensburgh und wurde in den 50er Jahren beim Umbau des Bahnhofes vom einer lokalen Zimmerei David Galls & Söhne gerettet. Das wunderschöne Honduras Mahagoni lagerte all die Jahre in der Werkstatt der Firma in Garelochhead. So war es dann auch eine der schönsten Teilaufgaben, Deck und Cockpit wieder herzustellen. Man sah jeden Tag, was man geschafft hatte, und es machte Riesenspaß, mit dem tollen Holz fürs Cockpit zu arbeiten.
Eine eher mühsame Aufgabe war es hingegen, 68 von den 114 Spanten zu erneuern. Um den Rumpf in Form zu halten, konnten die Längsrippen nicht herausgenommen werden, und so musste jeder Spant mit Heißdampf elastisch gemacht und dann in den Rumpf eingefädelt werden, oft mit einer komplexen S-Biegung. Das funktionierte zunächst überhaupt nicht, bis dann der lokale Bootsdesigner Ian Nicolson vorschlug, die Spanten schräg zu teilen, jeweils eine Hälfte von oben und eine von unten einzufädeln und schließlich jede ersetzte Rippe an Ort und Stelle wieder zusammen zu laminieren.
Die Restaurierung von "Dione" war so letztendlich eine faszinierende Mischung, traditionellen Bootsbau wieder zu erlernen und mit viel Erfahrung von vielen Helfern immer neue Lösungen für immer neue, immer eigenwillige Probleme zu erfinden. Alles in Allem ein tolles Gemeinschaftsprojekt.

Das Gareloch

22 Jahre nach seiner Gründung wurde der Gareloch Yacht Club im Jahre 1935 Teil des Royal Northern and Clyde Yacht Clubs (RNCYC), welcher damals aus einem Zusammenschluss mehrerer Clubs entstand. Der RNCYC zog dann in ein altes Herrenhaus im kleinen Ort Rhu am Gareloch, bis heute der Sitz des Vereins.
Das Gareloch selbst ist ein eher kleiner Fjord, ein im Schottischen so genanntes Sea Loch, etwa 5 Meilen lang und 1 Meile breit, gelegen am westlichen Ende der Mündung des Flusses Clyde. Es gibt wenige Segelreviere, wo man sicherer behütet und beobachtet segelt, denn das Gareloch ist auch der Sitz der Britischen Atom-U-Boot Flotte.
Neben den regelmäßigen vereinsinternen Wettfahren fördert die Gareloch Class Association auch regelmässige Rennveranstaltungen gegen Segler klassischer Jachten und One Design Klassen aus Deutschland, Irland, England und Wales. Die Austragungsortte dieser Rennen wechseln üblicherweise zwischen den verschiedenen Klassen, wobei die Gareloch Class Association jährlich ein- oder zweimal als Austragungsort für Team races zur Verfügung steht.
Die Class ermutigt und fördert das Interesse an der Gareloch class und jeder, der am segeln interessiert ist, ist herzlich willkommen. Einige Garelochs sind seit jahrzehnten in den gleichen Händen, während andere aufgrund sich ändernder Umstände den Besitz gewechselt haben.

http://garelochod.org



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