FUNDSTÜCKE

"Man kann es sich einrichten" (1955)

Unsere Yachten, die wir heute klassisch nennen, waren ja auch einmal ganz jung, oft auch innovativ und fanden Beachtung in der Fachpresse. Solche Presseartikel lassen wir wieder auferstehen, denn sie vermitteln auch heute noch sehr schön den seinerzeit erreichten Entwicklungsstand auf dem Ausrüstungsmarkt und im Yachtbau. Zugleich verdeutlichen sie, dass der heutige historische Wert einer Yacht eng mit dem Erhalt hier beschriebener Details zusammenhängt.

Was ein Seeboot zu einem zuverlässigen, leicht und bequem zu handhabenden Fahrzeug macht, ist, abgesehen natürlich von den Linien des Rumpfes und der Größe und Unterteilung der Segelfläche, eine Summe von Kleinigkeiten. Vor allem sind es zweckmäßigere Beschläge und handigere seemännische Ausrüstung. Wenn ein Konstrukteur, der eine eigene Jacht ständig segelt, anfangen wollte, die Beschläge auf seinem Boot zu verbessern, würde er wahrscheinlich nie richtig zu einem Ende kommen, so viel ließe sich an den Beschlägen verbessern und so viele bessere Anordnungen könnte man schaffen. Wenn ein Jachtkonstrukteur den Auftrag erhält, außer den Bauunterlagen für das Boot und dem Segelriß auch noch Spezialbeschläge zu entwerfen, entsteht gewöhnlich eine ganze Reihe wesentlich verbesserter und oft ganz neuartiger Beschläge, die dann rasch nachgeahmt werden. So hat Jachtkonstrukteur Carl Martens, der selbst ein erfolgreicher Rennjollensegler war, vor allem für Jollen eine ganze Reihe Beschläge neugeschaffen, die inzwischen längst überall verbreitet sind. Es gibt aber auch so manche bewährte alte Einrichtung und manchen alten Beschlag, den man wiederentdecken und mit den heutigen Möglichkeiten besser und leichter anfertigen könnte. Als Beispiel sei der Großschotblock mit draufsitzender Belegklampe genannt, den die Holländer wahrscheinlich nun schon seit ein paar hundert Jahren auf ihren Bojern, Bottern und Statenjachten - wenn auch in gewaltiger Ausführung - verwenden. Man findet solche Blöcke mit Klampen kaum in den Katalogen der Beschlägefirmen. Eines der nebenstehenden Bilder zeigt einen solchen Block in moderner Ausführung. Die Großschot an dem auf einer Gleitschiene fahrenden Block zu belegen, hat den Vorteil, daß man nirgendwo in der Plicht an einer Großschotklampe hängen bleiben kann und daß sich die Schot leicht von einem Mann belegen läßt.

Die Aufnahmen zeigen Einrichtungen und Beschläge auf einem neuen Seekreuzer, einem Motorsegler, den sich ein bekannter erfahrener Seeseger auf der Jacht- und Bootswerft Matthießen und Paulsen in Arnis bauen ließ. Sie lassen erkennen, wie weitgehend ein Eigner bei enger Zusammenarbeit mit Konstrukteur und Werft sein Boot auch in den Kleinigkeiten seinen eigenen Erfahrungen entsprechend einrichten kann. Besonderer Wert wurde hier auf ein unbedingt dichtes Schiff bei jedem Wetter gelegt, was die sorgfältige Ausführung aller Luks und Fenster erforderte. Wenn auch mancher Segler aus finanziellen Gründen die handelsüblichen Beschläge vorziehen wird, für diesen oder jenen Spezialbeschlag macht sich eine Sonderanfertigung doch bezahlt.

Dieser moderne Danforth-Anker wird auf dieser 12m-Jacht wie auf einem Dickschiff in der Klüse gefahren. Das spart viel Arbeit und Muskelkräfte. Da es sich um ein hölzernes Fahrzeug handelt, wurde die Bordwand im Umkreis der Klüse mit Kupferblech beschlagen, damit die Bordwand durch den Anker nicht beschädigt wird.

Die günstigste Anbringung der Positionslaternen auf Jachten ist ein besonderes Problem. Hier wurde das elektr. Hecklicht in der Mitte der Querverbindung zwischen den beiden über das Heck herausragenden hölzernen Beiboots-Davits angebracht. Damit die Lampe nicht beschädigt wird, hat sie einen Schutzkorb erhalten, der gleichzeitig als Beschlag für die Besanschot dient. Der kleine Ring unterhalb des Blockes verhindert, daß der Block nach unten runterhängen kann.

Die elektrischen Seitenlichter sind am Vorschiffskorb der Seereling befestigt. Die Laternenbretter aus Blech wurden an die Stützen des Korbes angelötet. Die Seitenlichter sitzen dadurch ziemlich hoch. Beim Kontrollieren der Lichter findet man am Vorschiffskorb guten Halt. Für die stärkeren Festmache- oder Schlepptrossen sind in die Reling Klüsen eingesetzt. Die auf der Reling sitzende Lippklampe konnte daher kleiner und leichter gehalten werden.

Der Beschlag für den Fockbaum ist solide und zweckmäßig gestaltet. Der Schotblock wurde an dem gleichen drehbaren Teil wie die Baumgabel befestigt.

Der Mast steht in stählernen Mastbacken. Er trägt zwei Schienen: die genau mittschiffs sitzende Schiene für die Großsegelrutscher und daneben an Stb. die Schiene für das Trysegel, so daß das Trysegel gesetzt werden kann, ohne daß das Großsegel von der Schiene abgenommen zu werden braucht. Das Trysegel kann neben dem Großsegel auch klar zum Setzen gefahren werden. Neben der Großfallwinde an Bbd. hat der Mast noch eine kleinere Winsch für die Vorsegel und das Trysegel. Als Reffvorrichtung dient ein Schneckenreffer. Unter dem Großbaumbeschlag treten die weißen Kabel für die elektrischen Lichter am Mast heraus. Das rechte Bild zeigt die Sperren an den Enden der beiden Schienen. Der kleine Messingwinkel läßt sich leicht verschieben. Der Bolzen des Großbaumbeschlages für den Großsegelhals hat einen drehbaren Splint, der in Sperrstellung festgebändselt werden kann.

Eine neue kleine englische Ankerwinsch. Bewegt wird sie durch Vor- und Rückwärtsbewegen des auf dem rechten Bild erkennbaren, senkrecht stehenden Hebels. Auf dem linken Bild erkennt man den aus der Klüse herausragenden Ankerschaft, der mit einem Augbolzen festgesetzt ist. Das Strecktau der Seereling (rechts) ist mit durchsichtigem Plastik-Rohr überzogen. Ein weißer Plastik-Überzug ist nachts besser zu sehen; der durchsichtige Überzug zeigt immer, wie der Draht darunter aussieht.

Die Achillesferse so manchen hölzernen Seekreuzers sind die Luken für die Segellast neben der Plicht. Selbst die beste Abdichtung nützt nichts, wenn für eingedrungenes, in den Ecken stehendes Wasser keine Abflußmöglichkeit besteht. Die hier gezeigte Bauweise dürfte garantiert wasserdicht sein. 1 = wasserdicht angesetzte Metallkante; 2 = Gummieinlage, die auf die Metallkante aufgepreßt wird, 3 = Hebelverschluß (Kofferverschluß), der den Lukendeckel ganz fest andrückt, 4 = Abflußloch für nach außenbords führenden Abfluß, 5 = Abfluß in die Plicht. Regen- oder Spritzwasser, das neben dem Lukendeckel eindringt, kann abfließen.

Der Großschotblock, der auf einer Schiene vor dem Besanmast gleitet, ist mit einer Klampe zum Belegen der Großschot versehen. Das am Besanmast hochgezogene und oben umgebogene Rohr ist die Entlüftung für den Brennstofftank. Der Rutscher und das Auge des Blocks sind wie auf dem Bild darunter gearbeitet, so daß der Block nicht runterkippen kann. Bei anderen älteren Modellen wird das durch einen kleinen Ring auf dem Rutscher verhindert. Das Waschbord der Plicht schließt einen ausreichend großen Raum ein, in dem man die Großschot und Fallen unterbringen kann.

Das Bild zeigt Schiene, Rutscher und Block für die Schot der Baumfock. Der Anschlag der Schiene ist mit schwarzem Gummi gefedert. Rutscher und Auge des Blocks sind so geformt, daß der Block auch bei völlig loser Schot nie auf Deck runterfallen kann, sondern immer in der hier gezeigten Stellung bleibt.

Zu seiner größeren Bequemlichkeit hat der Eigner das Ruderrad verstellbar einrichten lassen. Rechts steht das Ruder in Normalstellung, links ist es herausgezogen. Festgesetzt wird es durch die kleine Schraube oben auf dem Ring des Schaftes. Die Plicht hat keine Grätings, sondern ein Plankendeck zum Scheuern. An der Backbord-Längswand der Plicht Anlasser und Gashebel.

Das Deckshaus hat ein großes, nach vorn zu öffnendes Fenster, so daß der Raum, in dem sich auch die Kombüse befindet, rasch zu entlüften ist. Die Dichtung des Fensters ist sorgfältig gearbeitet. Über der Oberkante des Fensters befindet sich ein vorstehender Streifen Messingblech und darunter ein Schaumgummistreifen, der beim Schließen des Fensters zusammengepreßt wird. - Das Bild rechts zeigt die beste Dichtung des Kajüt-Schiebeluks. Es wird unter eine völlig wasserdichte Blechhaube geschoben.

Die großen Fenster des Deckshauses bilden natürlich für ein Seeboot eine Gefahr. Sie werden aber durch genau vier Schrauben stramm festgesetzt.

Ein Luk im Kajütaufbau, das an zwei Seiten mit Scharnieren versehen ist und nach vorn oder achtern geöffnet werden kann. Die Scharniere lassen sich leicht öffnen, da ihre Stifte zum Herausnehmen eingerichtet sind. Auf dem Foto ist der rechte Stift herausgezogen, der linke ist nur zurückgeschoben. Man beachte die recht kompliziert aussehende Konstruktion der Luk-Öffnung und -Umrandung.



top.......