KULTURELLES

Preußisch-Arkadien oder eine Keimzelle des deutschen Yachtsports

von Bert Lorbach

Die ehemalige Matrosenstation Kongsnæs (deutsch: königliche Landzunge, norwegisch benannt im Bezug auf Nordlandliebe Kaiser Wilhelm II.) nahe der Glienicker Brücke steht zum Verkauf und soll denkmalgerecht saniert und ergänzt werden. Das Bieterverfahren steht nach der Ausschreibung des Gebäudeensembles durch die Stadt Potsdam vor dem Abschluss. Dabei geht es ausdrücklich darum, der gesamten Anlage eine qualitätsvolle Nutzung zurückzugeben.


Die Matrosenstation - Illustration von Willy Stöwer

Der Verein “Royal Louise Yacht und Schifffahrtsverein eV”, der sich in der Vergangenheit intensiv für den Erhalt der Matrosenstation engagierte, beabsichtigt, die Geschichte der “Royal Louise” und die Entwicklung des Segelsports in Deutschland, die u.a. in der Station begonnen hat, umfassend zu dokumentieren. Der Verein benötigt zu diesem Zweck weitere Räume, um z.B. ein Museum des deutschen Yachtsports sowie eine Bibliothek mit historischer Yachtliteratur einzurichten.

Die Begründung des engagierten “Royal Louise” Vorsitzenden Claus Reichardt:
Ein solcher zentraler Ort fehle bisher in Deutschland. Deshalb sei die “Nutzung als Zentrum der Verbindung von Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Segelsports Verpflichtung und Aufgabe für diesen Standort.” Bedenkt man dabei zusätzlich, dass gerade Kaiser Wilhelm der Zweite es war, der den deutschen internationalen Yachtsport und auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit im (Herren-) Segeln in Deutschland zu seiner Zeit wie kein anderer initiiert und vorangetrieben hat, so ließe sich tatsächlich symbolhaft kaum ein besserer Platz als dieser finden. Potsdam ist eine Wiege des deutschen Yachtsports, eine Keimzelle, wie Claus Reichardt es sagt. Im Rahmen des Nutzungskonzeptes schlägt er neben der Restaurierung der Matrosenstation (ursprünglich zum Betrieb der ehemaligen kaiserlichen Fregatte “Royal Louise” errichtet) eine „Große Lösung“ für das Gelände der Schwanenallee vor. Bootshaus, Matrosenhaus, Kapitänshaus, die Ventehalle (kaiserliche Empfangshalle) und der Hafen und der Bootssteg (als zukünftiger Liegeplatz der Fregatte “Royal Louise” und ausgewählter klassischer Yachten) können zu Ausstellungsräumen, Wohneinheiten, Anfängen eines deutschen Museums für den Yachtsport (mit Bibliothek usw.) entwickelt werden. Entstehen könnte ein touristisches Kleinod erster Güte, nicht nur für Wassersport- und Segelfreunde, sondern für jeden, der Potsdam besucht und seine unmittelbare Nähe zum Wasser liebt, mitten im Preußischen Arkadien.

Die Redaktion wünscht in diesem Sinne den Stadtvätern und -müttern von Potsdam eine glückliche Hand bei einer Entscheidung, die Anfang 2009 zur Beratung und Entscheidung steht.


Für den Freundeskreis Klassische Yachten ist das Kongsnæs-Projekt von großem Interesse. Vor allem natürlich durch die angestrebten Ausstellungsräume zur Geschichte des deutschen Yachtsports, der ja in Potsdam eine Keimzelle hat, inklusive einer Handbibliothek mit Raritäten zum Segelsport.

Hafen und Bootssteg, nach historischem Vorbild rekonstruiert, bieten nicht nur den logischen Liegeplatz für die Fregatte „Royal Louise“.
Auch Gastplätze für klassische Yachten könnten entstehen. Und ein Zielort für unsere “Havel Klassik”- Veranstaltung. Schließlich organisiert Claus Reichardt diese Regatta seit über zehn Jahren zusammen mit dem ASV und dem Freundeskreis.


Soll wieder aufgebaut werden: Ventehalle

Den Wiederaufbau der von Holm Hansen Munthe 1892 in norwegischer Holzarchitektur entworfenen Empfangshalle könnte der Bildungsverein Bautechnik übernehmen. Der Verein bildet in historischen Bautechniken, darunter im Holzbau, aus. Dazu besteht ein Lehrlingsaustausch mit dem Ausbildungsverbund der größten norwegischen Bauunternehmen. Deren Vertreter haben bei einem Besuch die geplante Wiederherstellung dieses Stücks norwegischer Architektur in Potsdam befürwortet und Unterstützung signalisiert.


Royal Louise 2008 (Foto: W. Pinkpank)



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