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Grenzenlos beglückend

Ganz oben im Norden teilen sich Dänen und Deutsche eines der schönsten Gewässer, die zum Regattasegeln einladen: Die Flensburger Förde.

Das wussten und schätzten schon die Engländer, die ab 1852 für dänische Rechnung an der damals als hochwichtig eingestuften Eisenbahn von Flensburg an der Ostseeküste nach Husum und Tönning an der Nordseeküste arbeiteten, um den Export dänischer Nahrungsmittel nach England vom Seeweg um Skagen herum unabhängig zu machen. Engländer schon deshalb, weil Unternehmer von der Insel damals mit englischem Kapital im Eisenbahnbau weltweit führend waren.

Und einige der englischen Ingenieure waren wohl segelbegeistert - immerhin gab es damals schon eine recht rege Regattaszene in England. Was lag näher, als diesen Sport an diese perfekt dazu geeignete Küste zu exportieren? Und so brachten sie alles dafür Benötigte mit - vor allem die Regeln und das Wissen um das Prozedere. Wirkliche Regattaboote gab es damals allerdings noch nicht - das hat sich bis heute in Flensburg natürlich geändert!

Der rührige Verein Flensburger Klassiker hat sich in den letzten Jahren im vorbildlichen historischen Umfeld des Flensburger Hafen etabliert. Die sehr ansprechende Sammlung verschiedener alter und zum Teil wahrhaft historischer Yachten ist ein Blickfang erster Güte. Der praktische Pontonsteg mit Heckbojen und landseitiger Infrastruktur in Form sehr hübsch, einfach und nützlich gestalteter Sozialräume bildet zusammen mit der Förde den Rahmen für die Wiederbelebung der Idee der englischen Ingenieure von 1855: Die „Flensburger Regatta“.

Veranstaltet wird die Wettfahrt alljährlich Ende September als würdiger Abschluss der Segelsaison, und bisher hat man sogar jedes Mal Glück mit dem Wetter gehabt! Die Veranstalter geben sich rührende Mühe mit der Aufgabe, es allen Teilnehmern so nett wie möglich zu machen, und sie haben für den relativ kleinen Rahmen sehr schöne Ideen mit entsprechend positiver Resonanz. Es sind immer zwischen 25 und 40 Schiffen, die sich beteiligen, und es wäre zu wünschen, dass es noch einige mehr würden, denn das Erlebnis ist auch eine weitere Anreise wert! Nicht nur das herrliche Segelrevier mit der navigatorisch nicht ganz anspruchslosen Bahn um die Ochseninseln herum, wo man herrlich die Seepocken von seiner Kielsohle abstreifen kann, auch das besondere Flair des Hafens, der mögliche Bummel durch die abendlich reizvoll beleuchtete Stadt und die kulturellen Darbietungen, die man im Bauch des Kümos GESINE nach Abschluss der Wettfahrt genießen kann, belohnen den, der die Reise bis in die Fördespitze unternimmt. Es ist eine vergnügliche, freundschaftliche und hyggelige Atmosphäre, die den Gast erwartet. Und dies, das sei als abschließende Botschaft an alle Klassikersegler übermittelt, ausdrücklich nicht nur Ende September - die Flensburger freuen sich jederzeit über Klassiker-Besuch, denn es ist keine große Aktion, bei Bedarf noch einen Liegeplatz am Schwimmsteg zu organisieren - die herrlich flexiblen Heckbojen machen es möglich!

Text: Jens Burmester, Foto Claudia Oelstorf



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