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Große Klasse vor Überlingen

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Im Norden Deutschlands spricht man gerne von einer „Renaissance“ der klassischen Yachten, am Bodensee gibt es keine solche Renaissance – wir haben eine „Klassiker-Kontinuität“! Hier wurden und werden diese Boote schon immer, teils seit ihrer Entstehung gesegelt und gepflegt. Folgerichtig trafen sich am 3. und 4. September wieder 38 Yachten, die man heute den Traditionsklassen zurechnet, zu Deutschlands ältester in dieser Form kontinuierlich durchgeführten Regatta für klassische Yachten, der 65. Herbstregatta des Bodensee-Yacht-Club Überlingen.

Nach Wochen perfekten Kaiser-Wetters mit schönstem Segelwind war ausgerechnet für dieses Wochenende ein Wetterwechsel vorhergesagt. Und so war am Samstag aufgrund von Flaute erst mal Warten angesagt. Der Clubwirt freute sich über Umsatz. Die am Nachmittag versuchte Wettfahrt musste aufgrund heftigen Winddrehers abgeschossen werden und die Flotte wurde in den Hafen geschickt. Pünktlich zum Freibier und gemütlichem Abendessen stelle sich dann doch ein segelbares Windchen ein, das die Segler allerdings von Land aus bewundern mussten, Pech gehabt. Am Sonntag setzte sich eine leichte Föhn-Lage durch und es konnte glücklicherweise eine komplette Wettfahrt bei zwar leichtem aber beständigem Wind gesegelt werden.

In der 8mR-Klasse traten sieben historische Schönheiten gegeneinander an. Vier über 100-jährige First-Rule 8er stellten sich der harten Konkurrenz von drei jüngeren Booten aus den 1930-er Jahren. Die BAYERN II wurde schon im Jahr 1913 vom Bodensee-Yacht-Club als Clubschiff nach Überlingen geholt und segelt seit 1936 unter dem Clubstander des Lindauer Segel Clubs, heute meist mit engagierter Jugendcrew. Die ELFE II von DSV-Präsident Andreas Lochbrunner ist mit ihrem charakteristischen Wishbone-Rigg in der Szene ebenfalls eine Legende. Die beiden von Willi Wagner aus Bodman perfekt in Schuss gehaltenen 8er SPOSA und EDIT vervollständigten das Quartett der alten Damen. Für dieses Mal setzten sich die jüngeren Boote durch und es gewann souverän die FROYA aus der Schweiz mit Steuermann Roel van Merkesteyn vor der William Fife Konstruktion SEVERN aus Österreich. Willi Wagner wurde mit EDIT dritter.

Bei den 75er Nationalen Kreuzern kam es erwartungsgemäß zum großen Familientreffen dieser Klasse. Legenden wie PASSAT, PETRUS , BODAN II, SORBAS und AQUARIUS sind teils von Anfang an in Überlingen dabei, heute unter anderem ergänzt um die nach alten Plänen neu aufgebaute VINGA und dem Neubau ARTIS. Der Seriensieger der Vorjahre Richard Volz mit PASSAT hatte auch dieses Mal wieder die Nase vorn.

In der heterogenen Klasse der 45er Nationalen Kreuzern musste sich der sonst die Klasse beherrschende Silvio Schobinger mit seiner P 201 SCHUFT seinem Bruder Mario Schobinger geschlagen geben. Dieser siegte mit der optisch perfekt restaurierten, jedoch mit neuester Technik scharf gemachten P 73 WINDSPIEL und setzte sich auch gegen die zwei angetretenen Neukonstruktionen von der Martin-Werft durch.

Als Einheitsklasse war es bei den Lacustres etwas spannender, aber auch hier mussten die zwei Altmeister der Szene, Erich Buck und Günter Reisacher einem anderen den Vortritt lassen, es siegte Gerhard Jahn mit GER 245 ODYSSEUS.

Umrahmt wurde die Veranstaltung vom perfekten Service der BYCÜ-Gastronomie und es gibt am Bodensee wohl wenig bessere Plätze um solch ein Seglerfest zu begehen, als das idyllische Clubgelände des BYCÜ, Badehosentemperaturen und kitschiger Sonnenuntergang hinter den Hegau-Bergen inklusive. Für die 66. Ausgabe versprach BYCÜ-Präsident Erich Frieling etwas Neues, möglicherweise wird ein Teil der Wettfahrten auf den alten Traditionskursen um feste Bahnmarken im Überlinger See ausgetragen, dann hoffentlich wieder mit mindestens 38 Traditionsyachten.

Michael Reinert



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