NEWS

Frischer Wind für die Klassiker

Gerne hätte auch Annette Reinert mitgemacht. Weil die junge Frau aus Sindelfingen aber gerade ein Baby geboren hat, musste ihr Mann ohne sie den Drachen segeln. Das Auslaufen der Boote zur 19. Klassiker Regatta hielt sie aber per Video fest. Foto Rebehn.

Laboe – Die Klassiker Regatten Laboe des Freundeskreises Klassischer Jachten (Kiel) erlebten eine Art Wiedergeburt. Schien der ältesten Freundeskreis-Regatta langsam die Luft auszugehen, bedeutete die 19. Auflage eine Art Frischzellentherapie.
Dass sich die Teilnehmerzahl wieder der 200er-Marke näherte, lag sicher an den vielen Höhepunkten, die in die 19. Klassiker Regatten eingebettet werden konnten. Dazu zählte das 100-jährige Bestehen von Abeking & Rasmussen (A&R), das die in Lemwerder an der Weser gelegene Werft in Laboe feierte. So verwunderte es nicht, dass diesmal besonders viele und schöne A&R-Traditionsschiffe zu bestaunen waren. Im Mittelpunkt standen zwei Meter-Rennjachten. Der Kieler Knud Heinert hatte die 1927 bei A&R in Auftrag gebaute – und vor zwei Jahren in Polen wieder entdeckte – 6-m-R-Jacht „Hamburg“ restaurieren und in Laboe taufen lassen.
Der erste öffentliche Auftritt eines restaurierten „8ers“ hat sogar Ministerpräsident Peter Harry Carstensen nach Laboe gelockt. Gut zehn Jahre hatte Rolf Rathcke aus Neu Duvenstedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) mit Hilfe des Bootsbauers Manfred Lehnhardt aus Paritz bei Potsdam für den Wiederaufbau benötigt. Der 1939 bei A&R für Alfried Krupp von Bohlen und Halbach gebaute „8er“ galt lange Zeit als verschollen. Rolf Rathcke entdeckte die „restlos verhunzte“ „Germania IV“ Ende der 1990er Jahre in Belgien. In Süderbrarup wurde sie in den Originalzustand versetzt.
Dafür erhielten Rolf Rathcke und dessen Sohn Philipp erstmals das Blaue Band. Damit sollen besondere Verdienste um den Wassersport in Schleswig-Holstein gewürdigt werden. „Wir bringen damit zum Ausdruck, dass derjenige dem Land zwischen den Meeren alle Ehre gemacht hat“, sagte der Ministerpräsident. Wer vorne segelt, hat Silber genug. Wer sich aber um den gesellschaftlich-kulturellen Aspekt des Segelsports kümmere, so Carstensen weiter, um den habe sich das Land bisher nicht ausreichend gekümmert. Rathcke habe das Meer der Segeljachten um eine Perle bereichert. Das Blaue Band (ein stilisiertes Segel aus Acryl) soll ein- bis dreimal pro Jahr verliehen werden.
Doch nicht nur das „Drumherum“, sondern auch das sportliche Kräftemessen auf dem Stollergrund und in der Strander Bucht lockte. Dabei wurden Material und Mannschaften am Freitag bei fünf bis sechs Windstärken besonders gefordert. Die leichten und schwachen Brisen am Sonnabend bereitete dann allen Freude pur. „Da lohnt auch die weite Anreise“, freute sich nicht nur Annette Reinert, die mit ihrem Mann Michael, dem gerade geborenen Baby und dem 1964 bei A&R gebauten Drachen „Undine“ vom Bodensee an die Ostsee gekommen war.
Von Volker Rebehn

Link zum Artikel in den Kieler Nachrichten



top...