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Internationale Klassenmeisterschaft (IKM) der 10m2-Rennjollen


Georg Katstaller

2.9- 4.9. 2016 im Wiener Yacht Club an der Alten Donau/Wien (Ein völlig subjektiver Bericht, Fotostrecke folgt)

Die letzte 10er Staatsmeisterschaft an der Alten Donau im Wiener Yacht Club fand 1964 statt. Auch die letzte 10er Regatta war vermutlich jene an der Alten Donau im Wiener Yacht Club 1973. Nach jahrzehntelanger Pause fand die Internationalen Klassenmeisterschaft der 10qm Rennklasse nun zum siebenten Mal in Folge statt.

Die magische Grenze von 10 Teilnehmern wurde letztes Jahr prophezeit, dieses Jahr jedenfalls punktgenau erreicht und das, wie jedes Jahr, gemeinsam mit vielen Teilnehmern, die vor weiter Anreise nicht zurückschrecken.

N 17 , Pan (Artur Vlasaty / Judith Franzmair) UYC Mondsee
N 40 , Balmung (Wolfgang u. Georg Friedl) Wiener Yacht Club
N 43 , Pollux II (Lorenz Pechstein / Simon Pechstein) KaR Berlin
N 44 , Heiderl (Herbert Huber / Bibi Friedl) Wiener Yacht Club
N 47 , Luv (Holger Höfle / Vroni Höfle) DSC Ammersee
N 70 , Speedy (Fred Krimmel / Vincent Vlasaty ( 9 Jahre alt)) Bodensee
N 75 , Alk (Helmuth Romaner / Hans Hutticher) SCS Wallersee
N 100 , Puma (Alexander u. Sepp Stärzl) YCU Chiemsee
N 430 , Seeteufel (Alfred Holzer / Benedikt Holzer ( 9 Jahre alt)) Bodensee
N , Adelind (Klaus u. Michaela Schacherl) SSC Obertrumer See
Vier Boote davon waren erstmals dabei.

PAN N 17 (ex IV 179 ) wurde 1924 am Wörthersee in der Valentin Feinig Werft – heute Wolfgang Schmalzl – gebaut und vom Ersteigner Ing.Rudolf Schlenk selbst konstruiert. Später gelangte das Boot laut Registereinträgen an den Union Yacht Club Wolfgangsee, von wo es letztlich nach Velden an den Wörthersee kam und dort sicher über 30 Jahre schlummerte, bis Artur Vlasaty es dort 2014 „befreien“ konnte. Gemeinsam mit den Bootsbauern Georg u. Wolfgang Friedl konnte das Boot heuer wieder als komplett restauriert ins Rennen gehen. PAN ist in seiner Historie sehr gut dokumentiert und gilt als älteste noch existierende 10qm Rennjolle. Erfreulich auch, dass auch die Enkelinnen von Ing.Schlenk bei der Wiederindienststellung dabei sein konnten. Das Boot gilt als Prototyp für die Entwicklung von drehbaren profilierten Peitschenmasten, Profilschwert,.. und fand auch in diesem Zusammenhang in der deutschen Fachzeitung „Die Yacht“ bereits unter dem Artikel „Ein Vorgänger Curryscher Entwicklungen“ Erwähnung.

POLLUX II, N 43, wurde im Raum Lübeck/Ratzeburg 1936 gebaut und konnte von Lorenz Pechstein erworben werden, nachdem das Boot viele Jahre im Lübecker Yacht Club auf dem Balken lag. Leider im wahrsten Sinne des Wortes, da sich bereits Lagerschäden wie verzogene Planken erkennen ließen. Die Berliner Werft Welkisch unterstützte Lorenz bei seinem Vorhaben, Pollux II wieder ordentlich herzurichten. Heuer war es dann soweit, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das geschulte Auge sieht sofort, dass mit Sorgfalt versucht wurde, alte Substanz weitgehend zu erhalten und auch das unvermeidlich neue Deck wurde aus breiten wunderschönen Okumé Planken gefertigt, welche heut zu Tage praktisch nicht mehr aufzutreiben sind. Keine Ahnung , wie das der Bursche hinbekommen hat? Man soll die Jugend in ihren Fähigkeiten eben nicht unterschätzen.

ADELIND , eine N-Jolle vom Wörthersee, deren Nummer und Historie wir bis dato nicht herausfinden konnten. Einiges ist jedenfalls gewiss: Der Riss lässt auf eine Entstehungszeit um 1930 schließen, da die Grundform bereits in Richtung Einheitszehnerriss geht, aber das Boot eben noch in Abmessung und Details deutlich abweicht. Auch die mündlichen Überlieferungen 2er Vorbesitzer bestätigen dies. Leider konnten dennoch keine Nummer und genauer Entstehungsort, Konstrukteur sowie Werft eruiert werden. Zuletzt war das Boot viele Jahre auf dem Ossiachersee/Kärnten, von wo es Klaus Schacherl es zu sich an den Mattsee/Salzburg aufnahm und liebevoll restaurierte. Dabei war er auch seinem Konzept der Ursprünglichkeit soweit nachgekommen, dass „ostdeutsche“ Kontakte aus dem tiefsten Schwerin aktiviert werden mussten, um eigens handgenähte Baumwollsegel für Adelind zu bekommen. Das Erscheinungsbild dieser gibt Klaus Recht. Man fühlt sich bei ADELIND tatsächlich in eine andere Zeit versetzt.

SPEEDY, N 70, ein leichtfüßiger Schöchlbau aus Sperrholz mit Holzdeck von 1960. Als in vergangenen Jahren einmal der Holzmast brach, wurde ein Alu-Mast eines FD Riggs draufgebaut. Das Boot hat eine gewisse Patina. Lenzklappen fehlen, da das Bilgewasser bei der Heimreise auf der Autobahn ohnedies über den undichten Schwertkasten wieder gut abfließen kann. Mit einem /8er Mercedes Diesel als Zugmaschiene wäre dann auch das Unterwasserschiff wieder frisch eingerußt. Der Vater von Fred Krimmel, dem heute das Boot gehört, hat es seinerzeit mit 18 Jahren erworben. Seither in Familienbesitz. (Anm: Im Übrigen wird das Boot von Fred Krimmel stets in einer Badehose und nur in einer Badehose gesegelt, bei der offenbar auch die Designerwelt der Sechzigerjahre schwer beindruckt gewesen sein muss.)

Alles in allem wurde wieder einmal mehr bewiesen, dass die 10er Rennjollenklasse mit dem Facettenreichtum der freien Konstruktionen eben für jeden den nötigen Raum bietet, seine persönlichen Vorstellungen auch am und im Boot umzusetzen.

Freitag so gegen 12:00
Begonnen wurde mit einer herzlichen Ansprache des Präsidenten Werner Willimek, einer kurzen Anweisung des Wettfahrtleiters Günter Fossler und dem sofortigen Anschlagen des Stegbieres. Erstes Fass von Bootswerft Friedl gespendet. Nebenbei wurden Leberkäsesemmeln und derlei andere Wiener Feinkost kredenzt.
Gegen 15:00 Uhr war dann der 1.Start der beachtlichen Flotte bei mäßigem Wind. PAN konnte sich auf der 1.Kreuz dank guter Schläge ganz gut vorne absetzten, gefolgt von LUV und SPEEDY dahinter BALMUNG und HEIDERL in familiärer Wettkampfstimmung. Im Verlauf beginnt das Revier etwas windlöchrig zu werden, wobei das auf der Alten Donau ständig durch frische und kurze ,sagen wir mal ,“Verwehungen“ auch die Löcher auf dem Wasser hin und her geschoben werden.
LUV und SPEEDY kommen PAN bedrohlich näher. Es wird Bahnverkürzung signalisiert. Auf der Zielkreuz flüchtet PAN auf die linke Seite (Anm. auf dem Gewässer ALTE DONAU reden wir hier von etwa 10 Meter weiter links.) LUV folgt konzentriert, um sich in den Infight mit PAN zu begeben. An dieser Stelle ein Perspektivenwechsel.

Wir sitzen nun im HEIDERL wo Herbert Huber gerade BALMUNG ausgetrixt hat, nun an 4.Stelle liegend, die Kielwässer in der windlöchrigen Wasseroberfläche der vor Ihm liegenden Boot betrachtend, die er schon seit Jahrzehnten immer wieder in Windlöchern verhungern gesehen hat.

Lautes Denken: „Wann!, dann kummt da Wind jetzan rechts eini – wö links stirbst normal“ Gesagt – getan HEIDERL wendet sofort wieder , um rechts zu bleiben – es baut sich plötzlich in Bruchteil von Sekunden ein Windstrich um HEIDERL auf (Anm: Windstriche haben auf der Alten Donau oft nur die Breite eines Mastes. – das genügt auch) und Herbert führt seinen Zehner an allen anderen vorbei zur Ziellinie. Er musste allerdings noch von den anderen überzeugt werden, von seinem privaten Windstrich abzulassen und auch auf der richtigen Seite der Zielboje die Nordwestpassage der Alten Donau zu durchfahren. BALMUNG dürfte ihm brav gefolgt sein und landet auf Platz 2 , dann SPEEDY, LUV und PAN auf Platz 5. gefolgt von POLLUX II, ALK, PUMA,SEETEUFEL und in Baumwolle gehüllt ADELIND.

Die ersten 5 Plätze waren jedenfalls binnen weniger Sekunden absolviert. Es wird zur 2ten Wettfahrt geblasen:
Alle tummeln sich wieder hinter die Startlinie, die ja ob des schlanken Gewässers nicht sehr lange ausgelegt werden kann, aber irgendwie kommt jeder gut weg. In einer Abfolge von vielen Wenden, wo jeder versucht den richtigen Punkt zu erwischen geht HEIDERL als erster um die Luvtonne dicht gefolgt von weiteren Rennzehnern. Auf dem Vorwind kann sich PAN nach vorne arbeiten, übernimmt die Führung und geht auch als erster über die Ziellinie.

2ter wird HEIDERL gefolgt von SPEEDY, LUV, BALMUNG, ALK, PUMA und POLLUX. SEETEUFEL wird aufgesammelt und ADELIND musste überraschend krankheitsbedingt aufgeben und in der Folge leider abreisen.
So übernahm am ersten Regattatag HEIDERL die Führung und hisste sogleich die Japanische Flagge – eine mittlerweile alt bekannte Tradition, um auch unsere japanischen 10er Segler vom Biwako Yacht Club bei der Klassenmeisterschaft stets mit einzubeziehen.

Im Club, wartete noch immer der Stegbier und auch für Essen war reichlich mit einem ausgezeichnetem Gulasch gesorgt.

Samstag, 2.Regattatag:
Die Wettfahrtleitung hatte mit Windfinderrücksprache beschlossen den ersten Start für 13:00 anzusetzen. Daher blieb Zeit für ein Vormittagsprogram, welches darin bestand gemeinsam die Friedl´sche Werft in Langenzersdorf zu besuchen.

ALK war in der Zwischenzeit bedauerlicher Weise auch abgereist, wie wir erfuhren. (Anm: keine Anmerkung)
Nach der Exkursion zurück im Segelrevier wurde noch gefrühstückt – war ja für alles gesorgt - und es folgte die 3.Wettfahrt. Wind wechselhaft bis mäßig. Diesmal fahren auch noch allgemeine Klassen des Wiener Yacht Clubs mit, die um das Aussegeln des Clubmeister Titels antreten.

Alfred Holzer spendet noch „weiße Uniformen“ für alle 10er Segler, damit ein jeder für das abendliche Gala-Dinner ordentlich angezogen ist bzw. auch die Speisekarte besser kopieren kann. Vielen Dank an dieser Stelle.

Beim Start gehen PAN und LUV zu früh über die Linie – PAN entlastet sich während LUV leider davon ausgeht, korrekt gestartet zu sein und einem „On the Course-Side“ entgegensteuert.

PAN gelingt es bereits an der Luvtonne die Führung zu übernehmen und baut diese bis ins Ziel noch aus. Der 2te Platz geht an SPEEDY gefolgt von HEIDERL. Dann kommen BALMUNG, PUMA, POLLUX II und SEETEUFEL, der auf der Regattabahn auf einem Zugvogel noch seine Spuren hinterlassen musste.

Die bereits fortgeschrittene Zeit lässt keine Wettfahrt mehr zu, noch schnell die Generalversammlung der Klassenvereinigung abgehalten und es geht nahtlos in den geselligen Teil des Tags über. Dieter Bietak, der Voreigner von BALMUNG und selbst ein Profimusiker auf dem Kornett (kleine Trompete) kommt mit seinen Musikerfreunden und es gibt Jazz vom feinsten. Der Freibierhahn steht ja schon seit Freitag offen. Essen wieder aus der „Wiener Küche“ macht einen schlanken Fuß. Es wird getanzt, geplaudert,.....meine Frau fährt mich nachhause....

Sonntag, letzter Regattatag
Ich mach es kurz: es kommt keine Wettfahrt mehr zustande.- kein Wind. Aber wie die ganzen Tage hatten wir bestes Badewetter.
UND!!!

Wir haben einen neuen Klassenmeister! Der Lokalmatador und erfahrenste 10er Rennjollensegler hat diesmal zugeschlagen. Die Entscheidung bereits in der 1.Wettfahrt herbeigeführt.
Die neuen Klassenmeister: Herbert Huber/Bibi Friedl vom Wiener Yacht Club auf HEIDERL, N 44
2ter wird PAN, N17
3ter wird SPEEDY, N 70
gefolgt von BALMUNG, LUV, PUMA, POLLUX II, ALK, SEETEUFEL und ADELIND
Für die weiterst Angereisten erhalten SPEEDY und POLLUX II Sonderpreise auf denen ein „G“ aufgenäht steht für „Ganz weit angereist“.

Sieger der „Zehnerlatte“ sind Alex u. Sepp Stärzl, N100, PUMA. Alex Stärzl wurde darüber hinaus mit einer weiteren Überraschung bedacht, indem ihm der Vorstand des Wiener Yacht Clubs den original Klassenschein zu seinem Schiff überreichte. Da PUMA nämlich im Wiener Yacht Club seinerzeit gebaut wurde, lag dieses Dokument als Vereinsexemplar auch im Club auf.

So bleibt mir nur, mich einmal mehr bei den vielen Unterstützern zu bedanken, die uns diese Meisterschaft und die wunderbaren Tage ermöglicht haben.
a.v.



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