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Keine Rennen, aber ein Führungswechsel


Foto: Rolex / Daniel Forster

Rolex Baltic Week 2011 - Freitag 1.7.
Pressemitteilung

Weiße Schaumkronen hüpften am Freitagmittag (1. Juli) über die Flensburger Innenförde direkt auf die Hafeneinfahrt von Glücksburg zu und zeugten von einem starken bis stürmischen Westnordwestwind. Die Eventflaggen der Rolex Baltic Week knatterten an den Stagen der 46 wunderschönen klassischen Meter-Yachten in der Marina des Flensburger Segel-Clubs (FSC), doch die Leinen blieben festgemacht. Aufgrund heftiger Böen wurden alle Tageswettfahrten der Robbe & Berking 8mR und 12mR Weltmeisterschaften sowie der Auftakt des Robbe & Berking 6mR Sterling Cups abgesagt. Dennoch gab es einen Führungswechsel bei der Achter-WM: Die britischen „Lafayette“ von Murdoch McKillop übernahm die Spitze durch einen Protestsieg gegen die „Hollandia“ der Niederländer Ruud van Hilst und Jos Fruytier, die nachträglich in dritten Wettkampf disqualifiziert wurde.

„Unser Wetterexperte Meeno Schrader von der Wetterwelt aus Kiel hat Böen bis 32 Knoten vorausgesagt“, erklärt der oberste FSC-Wettfahrtleiter Claus Otto Hansen, „und das ist schlicht und einfach zu viel.“ Und Schrader sollte einmal mehr Recht behalten. Als die Crews auf der Terrasse des herausgeputzten Clubs die unfreiwillige Pause zum Fachsimpeln nutzten, fegten Windböen der Stärke acht über das Gelände. Keine einzige Mannschaft traute sich zum Trainingsschlag auf die Förde hinaus. „Das war eine frühzeitige, besonnene Entscheidung“, meinte Andi Lochbrunner, Eigner des 99 Jahre alten Achters „Elfe II“, bevor er noch einmal „kurz“ nach in die Heimat nach Lindau an den Bodensee musste, aber zum Start der nächsten Rennen am Sonnabend (2. Juli) um 12 Uhr wieder da sein wird. Schließlich hatte es am Vortag mit einem Mastbruch der 8mR „Svanevit“ von Karsten Niehaus (Köln) und zahlreichen Segelrissen einige Schäden gegeben; und am Wochenende soll der Wind etwas abnehmen.

Auch die hochfavorisierten modernen Achter mussten zustimmen, dass die Segelbedingungen über der Grenze des sicher Machbaren lagen. So blieb auch ihnen reichlich Zeit, über die kritischste Situation des vorangegangenen Renntags zu diskutieren. Die hatte sich kurz vor dem Ziel der dritten Wettfahrt zwischen den beiden führenden Yachten ereignet. Beide steuerten unter Spinnakern nebeneinander nur eine Bootslänge auseinander ganz tief, das heißt mit Wind fast genau von hinten auf die Linie zu. Ein spannendes Duell, in dem Allan Manuel am Ruder der „Lafayette“ seine günstigere linke Position zu einer Halse auf den dann vorfahrtberechtigten Bug nutzte und lauthals von der „Hollandia“ „Raum“ forderte. Doch Tim van Rootselaar am Steuer reagierte zu spät. Bei seiner Halse berührte das niederländische Großsegel ein Spinnakerliek der Briten.

„Wir haben sofort auch die rote Protestflagge gezogen, aber der Gegner meinte, er sei im Recht“, berichtete Manuel. Jedenfalls segelte die „Hollandia“ ohne einen Strafkringel zu drehen direkt als knapp Erste über die Ziellinie. Mit einer Drehung um 360 Grad hätte sie das Foul zugeben und bereinigen können. Am grünen Tisch der internationalen Jury jedoch verlor sie die Verhandlung wegen Verletzung der Regattaregeln 10 und 11 und vorläufig auch die Gesamtführung. Vorn liegt nun ihrerseits die „Lafayette“ mit drei Punkten vor der Schweizer „YQuem II“ von Jean Fabre. Die „Hollandia“ ist 22 Zähler zurück nur Fünfte, sollte aber die Disqualifikation nach den nächsten Rennen aus der Gesamtwertung herausstreichen können und zählt weiter zu den Titelaspiranten Nummer eins.

Als gesellschaftlicher Höhepunkt des sportlosen Regattatags stand die Robbe & Berking Classics Night in der Flensburger Yachtwerft von Oliver Berking auf dem Programm. Dort präsentierte der Initiator der Klassikerregatten auf der Flensburger Förde und „Mister Meter-Yachten“ sein neustes, spektakuläres Projekt. In der Werft steht seit kurzem der legendäre Zwölfer „Gretel“, den er aus Italien zur Grundrestauration an die Förde holte. „Wir wollen das Schiff in den Originalzustand von 1962 zurück versetzen“, sagte Berking, „dies ist ein einmaliges Stück Yachtsportgeschichte und muss unbedingt erhalten bleiben!“

Die „Gretel“ segelte 1962 als Herausfordererin um den America’s Cup und war die erste australische 12mR-Yacht überhaupt, entworfen von Alan Payne. Das Schiff war seinerzeit deutlich schneller als die US-amerikanische Verteidigerin, die von Philip Rhodes entworfene „Weatherly“. So gewann der Cup-Herausforderer zum ersten Mal seit dem geschichtsträchtigen Rennen zwischen der „Endeavour“ und der „Rainbow“ im Jahre 1934 eine AC-Wettfahrt. Endlich war der oft einseitige America’s Cup mal wieder spannend, doch am Ende gewannen wieder einmal die Amerikaner, weil die Australier der überragenden Crew der „Weatherly“ um Emil „Bus“ Mosbacher unterlegen waren.


Ergebnisse
Zwischenstand nach vier Wettfahrten (Freitag keine Rennen)

12mR

1. Vanity V, Patrick Howaldt (Dänemark), 1-1-2-2, 6
2. Trivia, Wilfried Beeck (Hamburg), 3-2-1-3, 9
3. Sphinx, Gorm Gondesen/Jochen Frank (Flensburg), 2-3-4-1, 10
4. Anitra, Josef Martin (Radolfzell), 4-4-3-4, 15
5. Vema III, Eric Svenkerud (Norwegen), 6-5-5-DNF, 27
6. Erna Signe, Einar Sissner (Norwegen), 7-7-7-6, 27

8mR
1. Lafayette, Murdoch McKillop (Großbritannien), 2-4-1-1, 8
2. YQuem II, Jean Fabre (Schweiz), 3-2-3-3, 11
3. Raven, Richard Self/Mark Decelles (Kanada), 5-3-2-4, 14
4. Catina VI, Fred Meyer (Schweiz), 7-7-8-6, 28
5. Hollandia, Ruud van Hilst/Jos Fruytier (Niederlande), 1-1-DSQ-2, 30
6. Sagitta, Timo Saalasti (Finnland), 11-12-7-5, 35
7. Feo, Hans-Peter Strepp (Heikendorf), 9-14-6-7, 36


Bericht und Fotos vom Donnerstag, 30.6.
Bericht und Fotos vom Mittwoch, 29.6.
Bericht und Fotos vom Dienstag, 28.6.



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