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Seefahrtkreuzer "Ibis" X14: Kontakt gesucht


Hunderter "Ibis"

Seefahrtkreuzer sind immer ein spannendes Thema. So füllte Klaus Kramer fast ein komplettes Mitgliederblatt mit seiner "Geschichte der Seefahrtkreuzer". Zuletzt berichteten wir im „Klassiker!“ 1/2010 über die Hunderter, die 100qm Seefahrtkreuzer-Klasse, insbesondere konnte das von „mare“-Chef Nikolaus Gelpke initierte „Kranich“-Projekt vorgestellt werden.

Im Jahresverlauf beschäftigte uns die Frage:
Wo sind sie geblieben, die Hunderter?

Der Redaktion war bekannt, dass neben „Kranich“ (X 16) noch einige weitere der Mitte der 30er Jahre für das NS- Militär gebaute 100qm Seefahrtkreuzer erhalten sind, nämlich „Storch“, „Flamingo“, „Marabu“, „Pelikan“, „Reiher“, Robbe“ und „Wal“, die nach 1945 als Reparationsleistung an die Briten gingen, sowie „Königin“ und „Hutschi“, zwei für private Nutzung gebaute 100er.

“Flamingo” (X 9) hat ihren Liegeplatz beim British Kiel Yacht Club in Kiel, “Storch” (X 19) wird zurzeit - mit Unterstützung des Restaurierungsfonds unseres Freundeskreises – in Freest von Bootsbaumeisterin Kirsten Dubs restauriert.

„Marabu“ (X 10) - sie wurde noch in den 40ern nach England gesegelt und dort von der Army genutzt - gelangte Anfang des Jahres durch die Vermittlung unserer Aktion „Rettet die Klassiker!“ auf die Werft von Josef Martin in Radolfzell und wird dort irgendwann refittet.

„Overlord“ (ex Pelikan X 13) wird gesegelt als Clubyacht des Offshore Cruising Club, Southhampton. 1936 wurde sie bei A&R gebaut und wird nach wie vor sehr ambitioniert in umfangreichem Regatta- und Cruising- Programm gesegelt.

„Zeearend“ (ex Wal X 19), ein Burmester-Bau von 1938, Konstrukteur Albrecht, steht zur Zeit in den Niederlanden zum Verkauf.

Der Liegeplatz der „Reiher“ (X 8), heute „Gladeye“, befindet sich in Südportugal „in some need of refurbishment“. Jan Lohrengel steht für die Aktion „Rettet die Klassiker“ in Kontakt mit den untereinander zerstrittenen Eignern.

Die „Robbe“ (X 18) wurde eigentlich 1994 nahe Bergen (Norwegen) in einem Sturm zerstört, aber Eigner Bjarne Engen, der auch als erster Skipper gilt, der einen 100er single handed bewegte, restauriert sie seit 2003. Irgendwann wird sie zurückkehren.

„Königin“ und „Hutschi“, für private Nutzung gebaute 100er, wurden zwar auch nach 1945 beschlagnahmt, doch dann zurückgegeben: „Königin I“ (Löffler, Hamburg), jetzt „Wappen von Hamburg“, von Arnis aus gesegelt, steht bei Baum & König zum Verkauf; „Hutschi“ (Dello, Hamburg), jetzt „Janina“, ist auf dem Mittelmeer unter dem Stander des FKY unterwegs.


Wiederentdeckt: „Albatros V“ und „Sturmvogel“

Neu war dann die Information, dass vermutlich noch drei weitere 100er überlebt haben!
Alles spricht dafür, dass es sich bei einer in Estland aufliegenden Yacht deutschen Ursprungs um die „Albatros V“ handelt. Auf die zunächst noch nicht identifizierte Yacht - „in bad condition“ - machte uns ein finnischer Fotograf, Jorma Rautupää, aufmerksam. Die Yacht kam 1945 als Reparationsleistung in die Sowjetunion, wurde in estländischen Gewässern bis 1980 als „Vangemuine“ gesegelt und nach den Olympischen Segelwettbewerben in Tallinn nahe einer Bootswerft auf Ösel aufgelegt. Lokale Versuche, sie zu restaurieren, scheiterten bislang am finanziellen Aufwand.
Der Seefahrtkreuzer „Albatros V“ (X 15) wurde 1936 für Dr. Springer (VSaW) von Abeking & Rasmussen gebaut und mit einer für einen Hunderter ganz ungewöhnlichen Wishbone-Takelung versehen. Von A&R wurden mit solch einer Takelung nur die Bremer „Senta“ und der Hunderter „Albatros“ ausgerüstet, 1937 noch die Kreuzeryacht „Stella“ sowie 1939 und 1950 die beiden französischen Yachten „Nicephore“ (80 qm) und „Rose Joan“ (100 qm).
Der Freundeskreis bemüht sich nun, einen Ansprechpartner zu finden und die Eigner der „Albatros“ für die Aktion „Rettet die Klassiker!“ zu gewinnen...

Auf Restaurierung wartet auch ein Hunderter in der Ukraine, Eigner der „Sturmvogel“, Baunummer 2878, Abeking & Rasmussen, vermutlich X 7, ist die Marine der Ukraine.
Commander Voropaev vermeldet in einem Briefwechsel mit Makler Peter König stolz: „This classic yacht was sample of outer beauty and inner strength more than sixty years of her history. Many members of our Captain League experienced the thrill of sailing at the board of this yacht. We appreciate traditional craftsmanship of her builder and her seaworthiness and reliability. But now she need repairing. We have not money for restoration and are forced to sell her...“


Und "Ibis" - X 14?

Seefahrtkreuzer-Experte Jan Huerkamp hat selbst an Bord der Ibis, heute Newa, gesessen. "Newa habe ich mal vor Jahren auf der Hansesail in Rostock getroffen, die kamen gerade von Sankt Petersburg, waren beim Mittag und haben mich gleich an Bord gewunken. Bei 30° im Schatten gab's Schmalzstulle und Wodka aus Plastebechern, ohne Scheiß! Das Boot hatte noch die original Ruderplatte von A&R."

Schlussfolgerung: Der 100qm Seefahrtkreuzer "Newa", ex "Ibis", alte Segel Nr. X14, gebaut 1936 bei Abeking & Rasmussen, Bau Nr. 3017 für das Luftkreiskommando VI in Holtenau, hat seinen jetzigen Heimathafen wohl in Sankt Petersburg.

Frage: Wer verfügt über russische Sprachkenntnisse und kann erkunden, wer und wo zur Zeit die "Newa" segelt, und möglichst auch noch einen handfesten Kontakt aufbauen?

Ein Ziel der Aktion könnte es doch sein, die überlebenden 100er zu einem großen gemeinsamen Törn im Sommer 2014 zusammenzuführen - beginnend mit der nächsten "Classic Week".



"Kranich" wird zur Zeit in der Yachtwerft Stöhr restauriert. Foto: pep


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