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Segeln Lieben Bewahren

Torsten Conradi, Präsident des Deutschen Boots- und Schiffbauer Verbands vergab am 30. Oktober 2014 im Rahmen der "Hanseboot" die Plakette „segeln, lieben, bewahren“ des Freundeskreises Klassische Yachten an „Mike“ Peuker und Katja Vaupel, Folkeboot Jacaranda.

Aus der Laudatio Torsten Conradis, des Präsidenten des Deutschen Boots- und Schiffbauerbandes:

"Das Nordische Folkeboot ist eine Schöpfung Skandinaviens. Wir blicken zurück auf das Jahr 1940, als der Skandinavische Seglerverband in Helsinki mit dem Plan auftrat, in einem Konstruktionswettbewerb ein preiswertes Kielboot zu finden, gleich gut geeignet fürs Renn- wie fürs Fahrtensegeln. Verbreitete Bootsklassen waren zu der Zeit vor allem die Drachen in Norwegen und Westschweden, Haiboote in Finnland und kostspielige Schärenkreuzer und mR-Boote in Ostschweden.
Leider kam aus dem Wettbewerb kein zufriedenstellender Entwurf heraus, weshalb sich eine Kommission der Sache annahm. Insbesondere unter Verwendung der Einsendung des Dänen Knud Olsen, der im Wettbewerb mit einem zweiten Preis bedacht war, entstand der Entwurf der neuen Einheitsklasse. Als erstes Boot ging am 23. April 1942 an der Arendals-Werft in Göteborg ein Folkeboot zu Wasser; in Dänemark machte sich Börresen 1943 an die ersten Bauten. Chroniken berichten von einer anfänglichen Skepsis, denn das Aussehen mit seiner eher zweckmäßigen Eleganz erschien wohl doch etwas gewöhnungsbedürftig. Die exzellenten Segeleigenschaften sorgten aber umgehend für Begeisterung. Das Konzept war damals bestechend und ist es bis heute geblieben. Klinkerrumpf, Plattgatt, heimische Hölzer, zwei Segel – Groß und Fock. Nur kleine Änderungen an den Bauvorschriften im Laufe der Jahre lassen auch heute noch frühe Bauten auf den Regattabahn antreten. Bei Wettfahrten hat jedes Boot dieselben Chancen, gleichgültig in welchem Jahr es gebaut wurde, ob es hauptsächlich um Preise segelt oder der Familie als Fahrtenboot dient. Die Einheitsklasse gewährt den Eignern die Sicherheit, daß man nicht alle paar Jahre ein neues Boot benötigt, wenn man konkurrenzfähig bleiben will. Nur Segeln sollte man können.

Ca. 5000 „Folkes“ sind seither gebaut worden. Seit den 70er Jahren auch GFK. Die Mutter deren Bauschale kann heute in Troense bewundert werden. Dieses Boot weist eine kleine bauliche Besonderheit auf, die sich seither in allen Kunststoff-Nachbauten wiederfindet. Ob die besagte Kommission wohl insgeheim geahnt haben mag, welch großen Wurf ihr gelungen war? Das Boot, das man anfangs wegen seiner einfachen Formen herablassend belächelt hatte, war innerhalb weniger Jahre zum Inbegriff des preiswerten, kleinen, aber seetüchtigen Fahrtenschiffes geworden.

Das hier gezeigte Folkeboot F G 3 „J A C A R A N D A“ ist eine echte Rarität. Gebaut auf der Aarhus-Yachtwerft 1946 mit dem Namen „Bonny“ ist es das älteste existierende Folkeboot Dänemarks. Mit der ursprünglichen Segelnummer F D 3 war es das erste einer Serie von 11 Booten, die 1946/47 in Aarhus entstanden. Bereits 9 Jahre später ist es nach Flensburg verkauft worden.
Im Laufe der Jahre ist „Bonny“ durch viele Hände gegangen, was sich an der deutlich erkennbaren Patina durchaus ablesen läßt. Bis sich vor einem Jahr Mike Peuker und Katja Vaupel seiner angenommen haben. Die beiden waren gerade von einer längeren Atlantikreise mit ihrem kleinen Stahlschiff heimgekehrt und auf der Suche nach etwas Neuem. Nicht alle Vorbesitzer haben mit dem Boot nur gesegelt, es sind zahlreiche, auch substantielle Arbeiten bekannt, die es am Leben gehalten haben. Dennoch präsentierte sich „Jacaranda“ dem Puristen mit einem veritablen Instandhaltungsstau. Von dessen Beseitigung zeugt die vorliegende Bilddokumentation. Das Ergebnis ist hier zu sehen.
Seither ist das Boot die Perle in dem kleinen Chartergeschäft der beiden mit drei hölzernen Folkebooten. Die Möglichkeit zum Chartern eröffnet einem breiten Publikum, auf eine etwas unkonventionelle Weise Tuchfühlung mit klassischen Yachten aufzunehmen. Die Nähe zu gut segelnden – und gut aussehenden – hölzernen Booten ist eben kein „closed shop“ einiger Bootseigner, was „F G 3 – Jacaranda“ beweist!
Mit der vom Hamburger Künstler Hinnerk Bodendieck gestalteten Plakette „Segeln, Lieben, Bewahren“ soll der Erhalt auch historisch wichtiger Exemplare des maritimen Erbes gewürdigt werden.
Es ist mir eine Ehre, den Eignern in diesem Jahr diesen Preis überreichen zu dürfen."

Fotos: Ariane Schulz



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