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Wat teuer is, is ooch bessa

Das Buch zum Laster. Riva Tritone 258

Ist es möglich, ein Buch über eines der legendären Riva Mahagoni-Motorboote ohne naheliegende Alles vom Feinsten Stereotypen oder unvermeidliche Lifestyle-Döntjes von Brigitte Bardot, Ira von Fürstenberg oder Gunter Sachs zu schreiben? „Ja, das geht“ meint der Hamburger Autor Erdmann Braschos, dem Freundeskreis durch seine fundierten Artikel über Klassiker bekannt. „Der Erzähler und Essayist Jean Améry hat in anderem Zusammenhang mal den derben wie zutreffenden Begriff der sogenannten Hochglanzscheiße geprägt. Dafür wollten der Berliner Verleger Konrad Börries, die Fotografin Nicole Werner und ich nicht noch ein weiteres Beispiel liefern“ meint der 52-jährige Autor.

Gemeinsam mit der Fotografin hat Braschos die 1 1/2-jährige Wiederherstellung der lange als verschollen geglaubten ehemaligen Axel Springer Yacht durch die Bootsbauer Jürgen Renken, Alexander Mühle-Corcoran und Johannes Schultze in Hamburg Bahrenfeld begleitet. Beginnend mit der Zerlegung des Bootes über die Reparatur, Holzreinigungs-, Beiz- und Lackiertechniken bietet das Buch einen vertieften Blick in ein facettenreiches Handwerk. Autor und Fotografin guckten einem Mechaniker am Rand der Lüneburger Heide bei der Wiederherstellung des kruden Stands der Motorentechnik beider Chris Craft Achtzylinder von Anno 1966 über die Schulter. Sie recherchierten in Italien bei Verchromern und weiteren Spezialisten.

Lesenswert ist auch das Kapitel über den Bootsbauer Carlo Riva, der in wenigen Jahren die väterliche fünf Mann Klitsche in eine 300 Leute beschäftigende Bootsmanufaktur verwandelte. Das Buch erklärt den Erfolg der lombardischen Edelholzklasse anhand des Handwerks, der Rückschläge, der beharrlichen Eigen- und Weiterentwicklung des formverleimten Bootsbaues. Die zweimotorige, bis zu 40 Knoten schnelle Tritone wurde von 1950 bis 1966 gebaut. Die Rivasche Serienfertigung gilt neben den Concordia Yawls, wie sie bei Abeking & Rasmussen im gleichen Zeitraum entstanden, als Epilog des Holzbootsbaues.

Das Buch zum Laster, welches als 60er Jahre Ensemble aus der letzten Tritone und einem ehemaligen Post-LKW vom Typ Magirus Deutz mit passendem Kässbohrer Anhänger besteht, ist bei der Berliner Authentic Treasures Publications KG, Am Treptower Park 75, 12435 Berlin, Tel: 030 - 200 755 315 in einer deutschen und einer englischsprachigen Ausgabe erschienen.

Es wird auf der Hanseboot in der Halle B1 präsentiert. Und weil in acht Wochen schon wieder Weihnachten ist und gescheite Geschenke selten als Manöver des letzten Augenblicks gelingen, empfiehlt sich ein Besuch des Messestands. Die „Volksausgabe“ ist für 225 € haben. Die Luxusedition für den bekennenden Prosecco-Schlürfer gibt es in einer mit original „interno scafi“ von Stoppani mattgrau gestrichenen Zedernholzkiste für 852 €.

Etwaigen Nörglern am Preis sei ein Blick ins Buch empfohlen. Gleich auf den ersten Seiten setzt Braschos mit einem schnodderig berlinernden Zitat des Philosophen Herbert Marcuse den Ton: „Ick jloobe an den Mehrwert. Wat teuer is, is ooch bessa.“


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