PFLEGE & RESTAURIERUNG

"The great classic look"

Uwe Baykowski nimmt sich der spannenden "Lack"-Frage an:


Der Sommer 2011 war gut, ... zumindest zu den Lackoberflächen unserer klassischen Yachten.

Die Boote sind nun in ihren Winterlagern und wir können erfreut feststellen, dass sich die Lackschäden nach der vergangenen Saison mangels Intensität der Sonneneinstrahlung in Grenzen halten.
Ob dies ein Grund zum Jubeln ist, wollen wir auf den folgenden Seiten herausfinden.

Es sind in englisch- und deutschsprachigen Yachtmagazinen schon einige Testreihen von Klarlacken durchgeführt worden, die für den Anwender jedoch wenig hilfreich sind, weil diese Tests unter Laborbedingungen ausgeführt werden und die Exponate am immer gleichen Ort zu den gleichen Bedingungen getestet werden. Die Realität sieht für die Anwender jedoch anders aus, weil sie unter sehr unterschiedliche Lackierbedingungen arbeiten müssen und die Boote in unterschiedlichen Revieren eingesetzt werden.

Wir wollen an dieser Stelle ein möglichst breites Spektrum an Erfahrungen bieten, indem wir Werften vom Bodensee bis zur Nordküste Seelands in Dänemark über die Verarbeitung und Dauerhaftigkeit der Lacke zu Wort kommen lassen. Auch Yachteigner und der Verfasser selbst werden von ihren Erlebnissen mit den Klarlacken oder Ölen berichten.


2-Komponentenlacke:

Werften verarbeiten zunehmend 2- oder 3-Komponentenlacke auf Polyurethan- oder Epoxidharzbasis, weil diese resistenter gegen die Witterungsbedingungen sind und die Erneuerungsintervalle länger ausgedehnt werden können.
2-K-Lacke sind abriebfester und halten länger ihren Glanz. Sie lassen sich nach vollständiger Aushärtung polieren, was zu einem unübertroffenen Glanzgrad führt.
Vorraussetzung für den Einsatz von 2-K-Lacken ist jedoch ein festes, homogenes Gefüge des Untergrundes wie etwa bei verleimten Rümpfen oder Aufbauten.
Für stark arbeitende Untergründe, - wie sie bei traditionell geplankten Booten mit stark arbeitenden Nähten oder zusammengesetzten Aufbaukonstruktionen vorkommen, - kann der 2-K-Lack an den Verbindungen reißen, weil ihm die Elastizität fehlt.
Für die Verarbeitung dieser Lacke ist eine Temperatur von mindestens 10° erforderlich, durch die chemische Reaktion wird der Aushärtungsprozess beschleunigt und man kann „nass in nass“ sehr schnell die erforderlichen Schichtstärken aufbauen.
Perfekte Oberflächen werden durch Spritzapplikationen erzielt, mit Pinsellackierungen sind gute Oberflächen schwieriger zu erzielen, weil der Lack sehr schnell anzieht und eine Streifigkeit durch den Pinselstrich nur schwer zu vermeiden ist. Akzeptable Ergebnisse können mit dem Schaumpinsel erzielt werden.


Ein Beispiel für die Überlegenheit der maritimen 2-K-Lacke bezüglich der Witterungsbeständigkeit zeigt ein Langzeitversuch, den der Verfasser an der Hallen-Südwand der KYC-Werft in Strande durchgeführt hat.

Jeweils 6 Exponate aus Teak und Mahagoni wurden mit 8 Schichten unterschiedlicher Lacke versehen, vertikal an der Wand befestigt und blieben fünf Jahre sich selbst überlassen.

Die sechs verschiedenen Produkte von links nach rechts:

Nicosit - 2-K-Lack.
Dieser Lack läuft bei diesem Versuch außer Konkurrenz, weil er nur für Innenausbauten von Yachten u. ähnl. vorgesehen ist. Er härtet sehr schnell und glashart aus, ist kratz- und wasserfest. Ein hervorragender Lack für Serienproduktionen, kann wegen der kurzen Aushärtungszeit nur gespritzt werden. Kein UV-Schutz.
Hempels Diamond Varnish. 2-K-Lack.
Hempels Diamond Varnish plus zweimal Epiphanes 1-K.
Sechsmal Epiphanes 2-K plus zweimal Epiphanes 1-K.
Sechsmal Diamond Varnish plus zweimal Brava Rylard 64 1-K.
Achtmal Brava Rylard64 1-K.

Auswertung nach fünf Jahren:

1. Der Nicosit 2K-Innenausbaulack hat erwartungsgemäß komplett versagt. Die Holzoberflächen sind vergraut und rissig, die Lackschicht größtenteils abgeblättert.
Ein Schutz der Holzoberfläche ist nicht mehr vorhanden.
Hier ist aber eindrucksvoll zu sehen, wie gut der UV-Schutz bei den übrigen Lacken arbeitet.

2. Hempels Diamond Varnish ist eindeutig der Testsieger.
Die Kanten der Exponate sind teilweise vergraut, die Oberflächen weisen jedoch noch den ursprünglichen Glanz auf. Craquelierungen (Rissbildungen) sind nicht erkennbar.

3. Hempels Diamond Varnish plus zweimal Epiphanes 1-K:
Die Kanten sind grau, die Oberflächen sind matt und eine ganzflächige, feine Craquelierung ist schwach erkennbar.

4. Epihanes 2-K plus Epiphanes 1-K:
Die Kanten sind grau, die Oberflächen sind matt, eine ganzflächige, deutliche Craquelierung ist vorhanden.

5. Hempels Diamond Varnish plus Brava Rylard 64 1-K:
Wie 4.

6. Brava Rylard 64:
Kanten grau, die Oberflächen sind matt, deutliche Rissbildung ist vorhanden.
Teilweise Auflösung des Lacks, rohes, vergrautes Holz an zwei Stellen.
Hier ist eindeutig der Testverlierer zu sehen.

Der Test ist zugegebenermaßen nicht allzu belastbar, weil hier die Komponente Seewasser fehlt, der Unterschied in der Durabilität zwischen 1-K-und 2-K-Lacken wird jedoch sehr anschaulich.


Einkomponentenlacke und Öle

Die Einkomponentenlacke, meist auf Alkyd- oder Phenolharzbasis hergestellt, sind leichter zu verarbeiten als ihre zweikomponentigen Schwestern. Sie lassen sich noch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit dem Pinsel verarbeiten und verlaufen dann sogar noch am besten.
Man muß jedoch wesentlich längere Aushärtzeiten für die Zwischenschliffe einkalkulieren.
Die Durabilität (Dauerhaftigkeit), was Glanz und Craquelierungsbildung betrifft, liegt deutlich unter den 2-K-Lacken.
Die 1-K-Lacke sind jedoch besser für stark arbeitende Vollholzverbindungen geeignet.

Öle weisen von vornherein nicht diesen tiefen Glanz auf, wie Lacke ihn erzielen können .Weil sie weicher sind, ist der Abrieb auch größer und die Oberflächen werden schneller matt.
Gerade deshalb neigen Öle jedoch nicht zu Rissbildungen und Abplatzungen, was ein unbestreitbarer Vorteil ist.
Viele Bootseigner schwören auf die Öle, weil die Verarbeitung so einfach ist, man kann auch unterwegs mal eben mit ´nem Schleifpad über die Fläche und schnell ´nen Schlag Öl drüberpinseln und es ist „Alles im Öl“.


Erfahrungen von Werften und Eignern

Gern lassen wir Werftleute und Eigner zu Wort kommen. Ohne Vorbehalte haben sie Auskunft gegeben. Vielen Dank dafür!

Jörn Niederländer, Bootswerft, Nettetal
Wir erzielen auf verleimten, „stehenden“ Oberflächen mit 2-K-Lacken sehr gute und durable Ergebnisse. Bis vor zwei Jahren nutzten wir einen ASUSO 2-K-Lack, der nach einer Produktänderung Probleme machte und daraufhin vom Markt genommen wurde.
Zum Schichtaufbau verwenden wir nun EPIPHANES PP VERNIS und für die Endlackierung ALEXSEAL 2-K-Lack oder INTERNATIONAL PERFECTION.

Stephan Ernst-Schneider, Bootswerft Grödersby/Schlei
Wir arbeiten ausschließlich mit 1-K-Lacken, nur an einem Boot wird auf besonderen Wunsch des Eigners ein 2-K-Lack verwendet. Mit dem Ergebnis sind wir nicht sonderlich zufrieden, es zeigen sich Risse an den Stoßfugen und Craquelierungen. Fairerweise muss erwähnt werden, dass wir den unteren Lackaufbau nicht kennen. Die Probleme können in der Alterung des Untergrundes zu finden sein.

Alle anderen Boote werden von uns mit einer großen Bandbreite von 1-K-Alcydharzlacken je nach Vorliebe der Eigner lackiert. Viele Eigner wünschen EPIPHANES, weil der so einen tiefen Glanz hat. Leider zeigt dieser Lack craquelöse Neigungen zum Saisonende.
Wir verarbeiten auch sehr gerne den 1-K-Lack SIGMARINE 42, der lässt sich super auch bei niedrigen Temperaturen verarbeiten. Er hat von Anfang an nicht den Superglanz, zeigt jedoch auch nach Saisonende keine Verschleißerscheinungen an der Oberfläche, wird nur etwas matt.

Den Lackaufbau beginnen wir mit der Lasur SIKKENS-Cetol, gibt´s in der Färbung Mahagoni und Teak, das erste ist zu rot, das zweite zu braun. Deshalb mischen wir aus beiden einen Farbton zusammen, den wir und unsere Kunden schön finden.
Die Lasur sollte zweimal gestrichen werden, um vorzeitige Ausbleichungen zu vermeiden.
Die Färbung halt sich meist bis zu 8 Jahren und die Maserung kommt trotz der Lasur kräftig raus.
Nach der Lasur folgen dann 6 bis 7 Anstriche unverdünnter Lack. Die Zwischenschliffe machen wir nicht zu fein, eher 120er, alles Feinere ist nur für die Psyche.
Für Masten und Spieren verwenden wir gern COELAN, eine PU-Beschichtung, die sich sehr gut bewährt hat. Das Schlagen von Fallen und Schäkeln wird von dieser Beschichtung ohne Verletzungen aufgenommen.
Für horizontale Flächen ist COELAN weniger geeignet, weil hier leicht Feuchtigkeitsunterwanderungen vorkommen, die wegen der großen Schichtdicke nur schwer zu reparieren sind.

Matthias Paulsen, Yachtwerft Matthias Paulsen, Arnis
Lange Zeit haben wir den 1-K-Lack SIKKENS YACHT VARNISH ODQ (Original Dutch Quality) verarbeitet. Es gab keinen besseren! Leider wird der nicht mehr angeboten.
Wir lackieren jetzt mit EPIPHANES 1-K, weil wir meist auf Vollholz mit Stoßfugen wie Kajütaufbauten oder traditionell geplankten Booten arbeiten.
Der Schichtaufbau erfolgt traditionell nach Verarbeitungsvorschrift, die ersten Gänge verdünnt, die letzten Gänge unverdünnt, bis 8 bis 10 Schichten erreicht sind.
Mit 2-K-Lacken haben wir in diesen nicht verleimten Bereichen schlechte Erfahrungen gemacht.
Wir verwenden jedoch auch 2-K-Lacke auf abgesperrten Flächen wie formverleimten Booten oder Sperrhölzern. Gute Ergebnisse erzielen wir mit INTERNATIONAL PERFECTION.

Joseph Martin, Martin Yachten, Radolzell und Fehmarnsund
Im 1-K-Bereich verwenden wir nur EPIPHANES. Wir bauen dann auch die ganze Beschichtung mit EPI auf. Wir haben früher oft mit DD-Lacken (2K) vorgelegt, aber das machen wir nicht mehr, wir haben besseren Erfolg gehabt, wenn wir mit komplett mit EPI vorgelegt haben. Wir haben Boote hier, die nach 20 Jahren noch nicht neu abgezogen werden mussten.
Der Lack sollte aber regelmäßig jedes Jahr erneuert werden, sonst stürzt er ab.

Im 2-K-Bereich nehmen wir den AWLBRITE PLUS, den können wir in unserer Lackierhalle sehr gut spritzen. Damit gibt es keine Probleme. Epoxi-Grundierungen wenden wir schon lange nicht mehr an.
Gern werden auch Buntlacke von AWLGRIP verwendet; hier legen wir dann noch einen Klarlack auf, der Glanz wird tiefer und die Farbe kommt mehr raus, wie bei einem Auto mit Metallic-Lackierung ...

David Heede, Yachtwerft Rendsburg
Im 1-K-Bereich haben ich viel INTERNATIONAL SCHOONER benutzt, aber der wurde in der Zusammensetzung verändert hat und ist nicht mehr so gut wie er früher war. Jetzt bin ich zu EPIPHANES zurückgekehrt, der wieder besser geworden ist. Als Grundierung dafür verwende ich CLEARWOOD SEALER. Je vier und vier Schichten.
Im 2-K- Bereich benutze ich INTERNATIONAL PERFECTION PLUS oder INTERSPRAY 800 für Spritzlackierungen, 2K-Pinsellackierungen mache ich nur sehr wenig. Und wenn, dann nur mit PERFECTION, das lässt sich noch einigermaßen gut hinkriegen.

Hans Stützle, Yachtwerft Winkler, Bremen
Wir arbeiten viel mit 1-K-Produkten wie INTERNATIONAL ORIGINAL, EPIPHANES oder EPI-HARTHARZÖL - wie z. B. jetzt auf der „ELLA“, die ganz und gar mit diesem Öl behandelt ist.
Hartharzöl hat eine schöne glänzenden Oberfläche, ist sehr elastisch, aber nicht so weich wie andere Öle. Es eignet sich sehr gut für Teakholz, wir habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Auch im Buntlackbereich verwenden wir 1-K-Lacke, sehr gerne SIKKENS-Produkte, die leider immer mehr vom Markt verschwinden. SUPER GLOSS
z.B. war ein ausgezeichneter Lack für die Außenhaut von traditionell geplankten Rümpfen.

Bei den Klarlacken gibt’s immer wieder mal kleine Probleme mit mikrofeinen Rissbildungen und Craquelierungen, deren Ursache oftmals nicht geklärt werden kann. Es bleibt dann meistens die Frage, ob es an der Verarbeitung, an den Untergründen, Schichtdicken oder zu extremen Witterungsbedingungen liegt.
Klarlack ist ein Verschleißartikel, der immer wieder erneuert werden muss.

Im 2-K-Bereich grundieren wir meist mit INTERNATIONAL CLEARWOOD SEALER; ein PU-Lack, der sehr gut füllt und mit dem sich schnell gute Schichtdicken mit Pinsel und Rolle aufbauen lassen.
Als Decklack folgt dann AWLBRITE PLUS, der sich phantastisch mit dem (Schaum-) Pinsel verarbeiten lässt. Er trocknet gut ab und kann selbst bei niedrigen Temperaturen prima gestrichen werden. Dieser 3-K-Lack ist äußerst strapazierfähig, matte Stellen lassen sich gut auspolieren.
Der Lack ist wasserdünn und wasserklar, zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Die bernsteinfarbene Pigmentierung fehlt hier. Wenn man diese erzielen möchte, kann man mit AWLSPAR grundieren. Dieses System ist das einzige, bei dem es zulässig ist, mit einem 2-oder 3-K-Lack auf einen 1-K-Lack zu gehen. Das System ist so von der Firma von der Linden freigegeben und funktioniert.
Die AWLSPAR-Grundierung muss jedoch gut durchgehärtet sein, bestenfalls ein Jahr!

Karsten Fligg, Yachtwerft Wegener, Wedel
Wir verwenden im 1-K-Bereich am liebsten EPIPHANES, den wir jedoch mit 6 bis 8 Lagen 2-K-Lack EPIPHANES PP aufbauen, bis die Poren weitestgehend dicht sind. Es folgen dann 4 Lagen Epiphanes , so dass wirklich bis zu 12 Schichten Lack aufgebaut werden. Zwischenschliffe erfolgen etwa alle 3 bis 4 Lagen, so schonend wie möglich, um den Schichtaufbau nicht unnötig wieder abzutragen.
Wenn man dieses System durchhält, gibt es wenig Probleme mit Craquelierungen und Rissbildungen.

Sönke Stich, Yachtmanufaktur Robbe und Berking, Flensburg
Die Zwölfer, die bei uns in Pflege sind, werden mit EPIPHANES lackiert. Wir haben damit auch relativ wenig Sorgen, Voraussetzung ist allerdings, das die Schichten jedes Frühjahr erneuert werden, um dem UV-Schutz zu erhalten.
Sollte ein Boot mal für das Mittelmeer präpariert werden, wird zum Herbst zweimal lackiert und ein zusätzlicher Schichtaufbau im Frühjahr aufgetragen.
Im 2-K-Bereich verarbeiten wir INTERNATIONAL PERFECTION PLUS, der mit CLEARWOOD SEALER aufgebaut werden soll.
Auch mit AWLBRITE PLUS, dem 3-K-Lack, wird auf formverleimten Boote gearbeitet. Man kann jedoch auch ein Schandeck oder wenig arbeitende Bauteile damit lackieren.
Auf eine Versiegelung oder Grundierung mit EP-Harzen verzichten wir vollständig, ansonsten ist ein Einsatz von 2-Lacken auf gut stehendem Holz durchaus zu vertreten.

Jochen „Fiete“ Renkhoff, Yachtwerft Janssen und Renkhoff, Kappeln
Wir verwenden auch 1-K-Systeme für die traditionellen Boote wie Jollenkreuzer. Hier benutzen wir EPIPHANES oder SCHOONER, der etwas dünner ist und eher mal zum Laufen neigt. Ich habe das Gefühl, dass diese Lacke besser geworden sind, die rissartigen Craquelierungen sind deutlich weniger geworden, wenn die Boote mindestens einmal im Jahr neu lackiert werden, um den UV-Filter zu erneuern.

Wir bauen das 1-K-System „klassisch“ mit 12 bis 14 Schichten auf, wobei die ersten vier Schichten verdünnt werden. Dieser Prozess dauert natürlich sehr lange, weil die Aushärtungszeiten im 1-K-System wesentlich länger sind. Es gibt bei Epiphanes einen Härtungszusatz, der es erlaubt, zwei Schichten am Tag aufzubringen.
Im 2-K-Bereich haben wir oft den ALEXSEAL- Klarlack eingesetzt, ausgezeichnet ist jedoch auch der DE ISSEL DOUBLE-COAT Klarlack, welcher sich sehr gut mit Rolle und Pinsel verarbeiten lässt. Mit ein bisschen Mühe kann man Ergebnisse erzielen, die sich von einer Spritzlackierung nicht unterscheiden.

Sonja Walsted, Walsteds Baadevaerft, Dänemark
Wir sind komplett zu 2-K-Lacken übergegangen und haben damit auch keine Probleme. Meistens verwenden wir HEMPELS DIAMOND VARNISH und PERFECTION PLUS:
Die früheren Craquelierungen kommen hier nicht mehr vor.

Niels Andersen, Baadevaerft Gilleleje, Dänemark
Wenn wir die traditionelle 1-K-Lackierung aufbringen, benutzen wir EPIPHANES, damit erreichen wir den „Great Classic Look“. Die Lackierung muss aber jedes Jahr erneuert werden, sonst wirkt der UV-Filter nicht mehr und der Lack geht kaputt.
Wir haben auch schon Epoxi-Grundierungen mit UV-Filter verarbeitet. Hier sind vier Schichten ausreichend, es folgen dann 2 Schichten 2-K-Lack,
z. B. HEMPELS DIAMOND VARNISH - dies funktioniert auch. Mit diesemSystem kann man sehr schnell arbeiten. Wir haben die formverleimte Segelyacht „Buksesnedkaeren“ mit diesem System vor zehn Jahren lackiert, es gibt keine Schwierigkeiten.
Wir haben eine Menge Kopenhagener Hafenfähren gebaut, auf den Holzflächen verarbeiten wir seit vier Jahren die „COELAN“ PU-Beschichtung mit großem Erfolg.
Die Boote können drei oder vier Jahre im Einsatz sein, ohne dass die Beschichtung erneuert werden muss. Allerdings ist die Oberfläche nicht so schön wie z. B. bei EPIPHANES, aber bei einem gewerblich genutzten Fahrzeug ist es wichtiger, einen starken Lack zu haben, als einen schönen, der jedes Jahr erneuert werden muss.

Bernd Winterfeld, Strande, SY „Skjold“, 7 KR Abeking & Rassmussen
Wir lackieren unseren Mahagoniaufbau mit AWLSPAR CLASSIC M31 1-K-Lack, zu beziehen bei von der Linden. Wir sind mit diesem Lack sehr zufrieden, weil er sehr angenehm und leicht zu verarbeiten ist. Die einzelnen Schichten härten sehr schnell aus, bei ca. 15 ° C kann man 2 bis 3 Schichten am Tag aufbringen, je nach Temperatur kann man am nächsten Tag schon einen Zwischenschliff machen, was mit EPIPHANES nicht geht, weil der dann noch so weich und rubbelig ist. Die Durabilität des AWLSPAR CLASSIC ist sehr gut, wir haben zum Saisonenden keine Risse im Lack, er wird nur ein wenig stumpfer. Er ist von vornherein nicht so tief glänzend, verliert aber auch nicht so viel Glanz.
Für unsere Kammleiste aus Teak haben wir EPIPHANES HARTHOLZÖL verwendet. Die Kammleiste wurde bis auf rohes Holz abgezogen und mit dem Öl aufgebaut. Das Ergebnis war unbefriedigend, das Öl kam hoch, graue Stellen, von Feuchtigkeit unterwandert, zeigten sich schnell. Der Fehler kann auch bei uns gelegen haben, ich glaube, wir haben die Verarbeitungsvorschriften bezüglich der Verdünnung der ersten Schichten nicht eingehalten.

Wilfried Horns, Kiel, SY „Piraya“ , 7 KR, Abeking & Rasmussen
Als Klarlack auf Ölbasis habe ich über viele Jahre den International Schooner genutzt und war mit Glanzgrad, seiner Elastizität und Streichbarkeit mit dem Pinsel zufrieden. Ob Spieren, Aufbau, Cockpit, Schandeck, der Schooner war gut geeignet und zeigte - jährlich neu aufgetragen, keine Rissbildungen zum Saisonabschluss.
Leider wurde der alte Schooner 2010 vom Markt genommen und durch den Schooner-Gold ersetzt. Der sorgte jedoch nicht für das goldige Strahlen, das der neue Name versprach, und ließ sich mit seiner Konsistenz „wie Honig“ einfach unter Freilagerbedingungen nicht verstreichen.
Im späten Frühjahr 2011 hat International den alten Klarlack zwar wieder ins reguläre Programm aufgenommen - aber ob in seiner ursprünglichen Rezeptur, ist mir unbekannt.
Die Suche nach dem besten Klarlack geht also weiter. Nun muss der EPIPHANES ran.

Manfred Zwinckmann, Bootsbaumeister, Kaltenhof bei Kiel
M. Zwinckmann restaurierte eine O-Jolle, Fricke und Dannhus, 1956. Der Rumpf wurde weiß lackiert, das Deck aus Mahagonivollholz geplankt .

Das Deck und die „Innereien“ wurden 12 mal mit INTERNATIONAL SCHOONER lackiert.
Es wurde der klassische Aufbau nach Verarbeitungsvorschrift, die ersten Schichten verdünnt, die letzten unverdünnt, angewendet.
Nach etwa einer Woche Aushärtungszeit - im Sommer 2011 - wurden die Flächen wieder angeschliffen mit einer rotierenden Schleifmaschine und ABRANET Gitterschleifscheiben und Schleifpads bis zu 2000er Körnung und noch feiner. Danach wurden die Flächen mit einer langsamlaufenden Poliermaschine (600 Umdrehungen/min) unter Zusatz von 3M-FinesseIT Schleif-und Polierpaste aufpoliert und zusätzlich zum Schutz gegen Verschmutzung und Wasserflecken gewachst.

Das Ergebnis dieser ungewöhnlichen1-K-Behandlung ist umwerfend. So ein tiefer Glanz auf einer makellos glatten Fläche ist sonst nur auf den gespritzen und polierten 2- oder 3-K-Beschichtungen von Jollenbauern oder auf Motorbooten von Bösch und Riva zu sehen.

Die meisten Yachteigner werden ein solches Ergebnis sicherlich nicht anstreben, es zeigt jedoch, welch ausgezeichnete Oberflächen bei fachgerechter Bearbeitung mit guten Materialien erzielt werden können.


Zusammenfassung:

Es lässt sich wohl behaupten: Es ist besser geworden!
Auch wenn wir diesen gnädigen Sommer mal außer acht lassen, scheint es keine größeren Lackprobleme zu geben. Ob sich die Lackhersteller auf die zunehmend agressiven Witterungsbedingungen einstellen oder die Yachteigner und Werften dazu gelernt haben, kann man nur erahnen. Jedenfalls lässt sich eine klassische Yacht ohne größere Lackschäden über den Sommer bringen.
Man ist sich größtenteils darüber einig, dass der Einsatz von 2-K-Lacken bei stark arbeitenden Holzverbindungen nicht sinnvoll ist, weil der Lack hier reißen kann.

Dies ist auch den Verarbeitungsvorschriften von INTERNATIONAL Perfection Plus unter dem Punkt „Kompabilität/Untergründe“ zu entnehmen:
Wird auf Karweel und Klinkerbauweisen reißen. Nicht auf flexiblen Konstruktionen verwenden.
Von Epoxidbeschichtungen als Grundierung nimmt man jetzt eher Abstand, weil diese sich offensichtlich nicht bewährt haben.

Aus unserer Umfrage geht ziemlich deutlich hervor, welches Produkt bei den Einkomponentenlacken momentan die Nase vorn hat - mit voller Berechtigung, wie der Verfasser dieser Zeilen auch aus eigener Erfahrung ergänzen kann.
Niels Andersen aus Gilleleje kann ich da nur zustimmen: The Great Classic Look!

Wir werden aber sicherlich nicht gänzlich ohne die Craquelierungen zum Saisonende auskommen können. Vermindern oder möglicherweise vermeiden können wir sie, indem wir unsere Boote nach dem Anlegen mit Süßwasser spülen, um die für den Lack schädlichen Salzkristalle zu entfernen.
Wenn wir unser Boot dann noch mit einer Persenning gegen die Sonne schützen, wird die Freude am Lack noch länger anhalten!



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