PFLEGE & RESTAURIERUNG

Reparatur eines Achterstevens

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Reparatur eines Achterstevens am Beispiel einer 7 KR-Yacht Typ Störtebeker, Abeking & Rasmussen, Baujahr 1959
von Uwe Baykowski

Nach genauerem Hinsehen und nachfolgender Demontage des Ruders hatte sich der Anfangsverdacht bestätigt:
Das Eichenholz des Achterstevens befand sich im Bereich der Bohrung für die Ruderwelle bereits im Zustand fortgeschrittener Verrottung. (1)
Der Ruderkoker aus Eisen, der innen auf dem Kielbalken verschraubt war, machte ebenfalls keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Was nach dessen Demontage zum Vorschein kam, war auch recht unerfreulich. Die Unverträglichkeit von Eisen und gerbsäurehaltigem Eichenholz in Verbindung mit Salzwasser zeigte sich in eindrucksvoller Weise. Der Ruderkoker war an der Unterseite stark korrodiert, das Eichenholz im Bereich der Lochwandung
des Kielbalkens befand sich bereits in Stadium der Verzunderung (Auflösung des Gefüges mit Rissbildungen quer zur Faser). Es war jedoch festzustellen, dass das Holz nach ca. 5 bis 6 mm wieder hart und fest wurde, sodass Hoffnung bestand, den Achtersteven/Heckbalken zu retten. Nach Abwägung aller Möglichkeiten, die bis zur kompletten Erneuerung des Heckbalkens reichten, wofür etwa beidseitig sechs Planken hätten entfernt werden müssen, wurde die Entscheidung getroffen, den Heckbalken auszubuchsen und den Achtersteven zum Teil zu erneuern.
Der Achtersteven wurde über eine Länge von ca. 900 mm bis an die Sponung auf tragfähiges Material abgetragen und mit Schäftungen versehen. Ein mit Epoxidkleber verleimtes Formteil wurde aus Iroko hergestellt, angepasst und vorerst verschraubt. (2)
Ein neuer Ruderkoker aus rostfreiem Stahl wurde vom Nirobauer des Vertrauens millimetergenau nachgebaut. Die Buchse wurde aus Pertinax gedreht. Bei diesem Material handelt es sich um in Epoxidharz getränktes Leinen, welches eine hohe Eigenfestigkeit aufweist und sich gut bearbeiten und verkleben lässt.(3)
Um saubere Bohrungen zu erzielen, wurden Kronenfräser aus Rundstahl angefertigt. Dazu wurden Rohre auf die erforderlichen Durchmesser gedreht und auf Rundmaterial geschweißt, um die nötigen Längen zu erhalten, die Zahnung von Hand mit der Flex eingeschliffen.(4)
Die größere Bohrung wurde von außen durch den Heckbalken parallel zum Achtersteven vorgenommen und die Lochwandungen ausgiebig mit Eposeal 300 getränkt, um eine Konservierung und Anhaftung der folgenden Verklebung zu gewährleisten. Die Buchse wurde nun oben und unten abgelängt und in die Bohrung gesteckt. Für die Ausrichtung der Buchse galt es, den Koker mit der Stopfbuchsenbrille auf dem Heckbalken zu montieren. Eine provisorische Ruderwelle mit passendem Durchmesser wurde durch den Koker bis auf die Ruderhacke des Ballastes geschoben und fixiert. Auf diese Weise konnte die Buchse exakt ausgerichtet, mit Epoxidklebeharz eingeklebt und innen und außen abgeputzt werden.(5)
Jetzt konnte auch das Achtersteven-Form- teil eingeklebt werden, welches ebenfalls noch mit der Bohrung für die Ruderwelle versehen werden musste. Für diese anspruchsvolle Bohrung wurden der Koker und der Ruderkopf an Oberkante Deck montiert, damit sie als Führung für den Fräser dienen konnten. Der Schaft des Fräsers musste unter Deck geteilt werden. So konnte die Bohrung von Decksoberseite mit einer genauen Führung vorgenommen werden.(6,7)
Der Fräser trat dann exakt an der erwarteten Stelle aus.(8)
Das äußere Formteil wurde nun endgültig in Form gebracht, traditionell abkalfatert und verkittet. Anschließend konnte der Ruderkoker endgültig montiert werden. (9)

Diese Reparatur des Achterstevens ist eine akzeptable Alternative zur Kompletterneuerung, die mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden wäre. Hier sind moderne Materialien sinnvoll in Verbindung mit traditionellem Handwerk eingesetzt worden.


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