PFLEGE & RESTAURIERUNG

Decks auf Klassischen Yachten II

Uwe Baykowski stellt die wesentlichen Bauteile einer Yacht, ihre Beschaffenheit, Aufgaben und damit verbundene Probleme vor.


Decks auf Klassischen Yachten - Teil 2

Das Leinendeck

Unmittelbar nach Erscheinen des Artikels „Decks auf Klassischen Yachten - Teil I“ war der Autor an der Bespannung eines Kajütdaches auf der 7KR „Skjold“ beteiligt und kann somit vorherige Ausführungen zum Leinendeck auf klassischen Yachten ergänzen:

Als schwierig hat sich die Beschaffung von Wachs- oder Ölpapier gestaltet, es war schlichtweg nicht zu bekommen. Die Bemühungen erstreckten sich bis zu Waffenhändlern! Glücklicherweise konnte die Yachtwerft Grödersby, die noch Restbestände im Lager hatte, aushelfen. Noch einmal vielen Dank dafür!
Sollte ein geneigter Leser einen Hinweis für die Beschaffung von Wachspapier geben können, wäre ich dankbar.
Nach Anlieferung und „Begreifen“ des Leinentuches „Cotton Duck“ wurde auch schnell klar, dass das Material doch kräftig vorgereckt werden muss.
Hierfür wurde das Leinen an den Schmalseiten auf zwei kräftige Leisten, deren Länge mit einiger Zugabe der Breite des Kajütdaches entsprach, gewickelt.
Die vier Ecken wurden mit Spanngurten, die an den Klampen festgemacht waren, verbunden und die Leinenfläche ließ sich nun in Längsrichtung sehr effektiv spannen.
In der Breite wurde das Leinen mit den vorab beschriebenen Knebeln beidseitig durchgesetzt und sofort mit Tackern fixiert.
Über die Lukenausschnitte wurde das Leinen hinweggespannt und ebenfalls mit Tackern dicht an dicht befestigt. Die gefühlte Spannung des Leinens über den Lukenausschnitten war doch sehr beeindruckend, ein Bongospieler hätte hier seine Freude gehabt.

Unmittelbar nach der Bespannung wurde das Leinen vier- bis fünfmal mit G4 gestrichen, anschließend mit weißem Lack.
Neue Randleisten aus Mahagoni wurden hergestellt und mit Schrauben, die verpfropft wurden, befestigt.


Erneuerung der Kajütdachbespannung der „Skjold“ (Fotos: Dr. Bernd Winterfeldt)

Eine sehr elegante Variante eines Leinenlaufdecks ist auf dem Knarr-Boot zu finden.
Hier wird das Leinendeck von einem Mahagoni-Schandeck eingefasst, was dem Deck ein edles Aussehen verleiht.
Das Leinen wird hier um die äußere Kante des Decks gezogen und mit Tackern oder Kupferteksen befestigt, dann erst wird die äußere Mahagoni-Umrandung, Schandeck genannt, davor gesetzt.
Leider ist hier auch eine Schwachstelle vorhanden: Das Leinen bricht mit den Jahren leicht an der Schandeckskante, so dass hier Erneuerungsbedarf entsteht. Mancher Bootseigner löst das Problem mit einer zierlichen Wasserleiste, die über ganze Länge auf die Naht zwischen Leinendeck und Schandeck gesetzt wird.

Eine „modern classic“ Variante dieser Leinen-Mahagoni Decksausführung wird derzeit gern auf kleinen mR- Yachten angewendet, hier „Oui-oui!“:
Das Leinendeck wird durch ein Sperrholzdeck ersetzt, welches zuweilen durch ein dünnes Glasgewebe geschützt, farbig lackiert, ebenfalls von einem Mahagoni-Schandeck umrahmt wird. Die Verbindung von Sperrholz mit Mahagoni-Vollholz wird durch eine Überfälzung mit anschließender Epoxi-Verklebung hergestellt.

Solch eine Ausführung verbindet die Vorzüge einer hohen Verwindungssteifigkeit und Dichtigkeit mit einer edlen klassischen Anmutung.


„Oui-oui!“:
1 + 2 Erneuerung der Decksbalken
3 Anfertigung von Schablonen für das Schandeck
4 + 5 Sperrholz- und Schandeck in der Entstehung
6 Wiedererstandenes Cockpit gemäß Sundens Originalzeichnung
Fotos: Hella Peperkorn


Die Beschichtung eines Kajütdaches oder Laufdecks mit Glas und Harz

Als Alternative zur Leinenbespannung lässt sich ein Kajütdach oder Laufdeck auch mit Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) beschichten. Die in den sechziger und siebziger Jahren gebauten Folkeboote von Lind aus Middelfart wurden übrigens von vornherein mit einem GFK-beschichtetem Sperrholzdeck ausgeliefert.

Der Vorteil gegenüber dem Leinendeck besteht in einer höheren Festigkeit und vorteilhafterer Reparaturmöglichkeit. Die klassische Anmutung geht hier jedoch verloren.

Während in den 70er, 80er und 90er Jahren meist eine schwere, grobe Standardmatte mit Polyesterharzen verarbeitet wurde, ist man heute zu den wesentlich filigraneren E-Glasgeweben übergegangen, die ein wesentlich schöneres Oberflächenfinish mit weniger Spachtelarbeit möglich machen. Diese E-Glasgewebe lassen sich sowohl mit Polyesterharzen wie auch mit Epoxidharzen verarbeiten.
Epoxidharze sind wesentlich hydrolysefester (feuchtigkeitsundurchlässiger) und haben eine wesentlich höhere Anhaftungsfähigkeit nahezu ohne Eigenschrumpfung, was bei Arbeiten mit Holzbooten von großer Bedeutung ist.
Wichtig bei der Verarbeitung von Epoxidharzen ist ein genau einzuhaltendes Harz-Härterverhältnis sowie eine dauerhafte Mindesttemperatur von
15 °C bis zur vollständigen Aushärtung des Harzes. Stimmen diese Komponenten nicht, kann es zu zeitraubenden und kostspieligen Katastrophen kommen.
Die Holzfeuchte selbst darf 15 % nicht übersteigen.

Soll ein Kajütdach beschichtet werden, ist es selbstverständlich, dass die zu beschichtende Oberfläche sauber und gesund ist (faule Decksleisten, meist an den Ecken oder an Skylights/Schiebelukleisten, sollten erneuert werden) und dass die Oberfläche gut strakt und keine Beulen oder Löcher zeigt.

Die Gewebe werden zugeschnitten, die Oberfläche wird mit dem Harz (Härter nicht vergessen!) per Mohairrolle versehen und die Lagen, meist zwei oder drei, bei weiterer Durchtränkung mit Harz auftapeziert, wobei die Gewebe um die Kanten des Deckshauses gezogen werden.
Mit einer Entlüftungsrolle soll eingeschlossene Luft herausgearbeitet werden, bis eine einheitlich durchtränkte Fläche erkennbar wird, wobei nur so viel Harz wie nötig verarbeitet wird, um ein vorteilhaftes Glas/Harzverhältnis zu erzielen.
Dennoch lässt es sich nicht vermeiden, dass sich an manchen Stellen überschüssiges Harz befindet. Dies wird von einem anschließend aufgelegten Abreißgewebe aufgenommen, welches unmittelbar nach Vollendung der Durchtränkung und Entlüftung des Laminats auftapeziert wird.

Nach Aushärtung des Laminats kann das Abreißgewebe abgerissen und mit den unvermeidlichen Spachtelarbeiten begonnen werden.
Um ein exzellentes Oberflächenfinish zu erzielen, sollte nach jedem Spachtelgang (Epoxidspachtel) mit einem Schleifbrett nachgeschliffen werden. Drei komplette Spachtelgänge sind mindestens erforderlich, um eine erste Grundierung der Fläche zu ermöglichen.
Nach dieser ersten Grundierung werden im Streiflicht weitere Unebenheiten sichtbar, die einen weiteren Spachtelgang erforderlich machen.
So kann es fröhlich weitergehen, bis eine perfekte Oberfläche erzielt wird. So mancher Perfektionist hat an dieser Arbeit schon die Nerven verloren. Je glatter die Oberfläche durch Lackierung wird, um so mehr werden Unebenheiten sichtbar.
Bei einem mit Leisten geplankten Kajütdach ist es unvermeidbar, dass sich nach einem oder mehr Jahren die Leisten sichtbar abzeichnen, so dass der Perfektionist am liebsten wieder spachteln und lackieren möchte ...


Kajütdachrestaurierung auf der 6KR „Hella“, Werft: Huisman
Fotos: Dr. Bernd Ohlenbusch


Auf Sperrholz verlegte Teakdecks

Seit Mitte der 60er Jahre wurde auf die Decksbalken eine Lage Sperrholz gelegt, worauf dann ein weniger dickes Teakdeck verlegt wurde. Ein solches Teak-Sperrholzdeck ist verwindungssteifer als ein „nur“ geplanktes Deck, außerdem kann man davon ausgehen, dass so ein Deck wesentlich länger dicht ist.

Ein direkt auf die Decksbalken geplanktes Deck ist jedoch auch wesentlich „ehrlicher“, was Leckagen angeht. Hier ist deutlich zu sehen oder am nassen Schlafsack zu fühlen, wo es leckt.

Ist die Verklebung von Teak auf Sperrholz fehlerhaft und lässt die Decksverfugung Wasser durch, so besteht die Gefahr, dass erhebliche Fäulnisschäden am Sperrholz entstehen.
Sollten Ablösungen bei einem „Teak auf Sperrholz“-Deck etwa durch „Knarzen“ oder spürbar weiche Stellen festgestellt werden, besteht hier unmittelbarer Handlungsbedarf.
Zunächst ist sicherzustellen, dass sich keine Feuchtigkeit zwischen Teak und Sperrholz befindet, notfalls muss hier und da mal ein Stab aufgenommen werden, um den Zustand prüfen zu können.

Ist das Sperrholz noch in gutem Zustand, wird das Ausmaß der Ablösungen festgestellt und Bohrungen von ca. 5mm werden in der Mitte und an den Randbereichen gesetzt. Mit großen Kanülen wird nun unverdicktes Epoxidharz in die Bohrungen gespritzt und mit einem oder mehreren Gewichten wird das Teakdeck bis zur Aushärtung beschwert.
Zeigt das Sperrholz Fäulniserscheinungen, kann möglicherweise partiell ausgebessert werden, wofür ein erheblicher Teil an Teakbelag aufgenommen werden muss.
Sind großflächige Bereiche befallen, bleibt nichts anderes übrig als das Deck zu erneuern..


Mahagoni-Vollholzdecks auf Jollenkreuzern und Jollen

Die meisten klassischen Jollenkreuzer oder Jollen wie Piraten und H-Jollen sind mit Vollholzdecks ausgestattet. Hierfür wurden meist leichte Hölzer wie Gabun oder Khaya-Mahagoni verwendet.
Um das Holz zu schützen, werden diese Decks hochglänzend lackiert, was ihnen ein edles Aussehen verleiht, wobei jedoch schon manches Crewmitglied, welches für das Vorschiff verantwortlich ist, wieder aus dem Wasser gezogen werden musste.
Man könnte diese glatten Decks auch als „Rodeo-Decks“ bezeichnen.
Die Problematik dieser dünnen aber breiten Deckshölzer liegt oft im Reißen in Faserrichtung.
Hier lässt sich durch Ausleistung mit nachfolgendem Abziehen und Neulackierung einiges retten.
Auch die Verschraubung mit Pfropfen macht häufig Probleme, weil auch hier das Holz reißt oder die Pfropfen herausfallen.

Heutzutage werden diese Decks aus Furnieren, oft im Vakuum ohne Verschraubung, verklebt, einige Jollenbauer arbeiten sogar eine Lage Carbon zur Erhöhung der Festigkeit ein.



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