PFLEGE & RESTAURIERUNG

Die Restaurierung der Schweriner Einheitsjolle "Libelle-Juna"


17.10.09

"Großes Glück mit kleiner Jolle" lautet der Titel eines Berichts von Erdmann Braschos in der Yacht 2/10 über die Instandsetzung der Schweriner Einheitsjolle "Libelle-Juna", die 1921 von Reinhard Drewitz entworfen und im Jahr darauf von Hauk & Möller in Schwerin getischlert wurde.

Ein Auszug:

"An der persönlichen Hingabe und Detailtreue dieser Bootsrestaurierung kann sich mancher selbst bewusste Protagonist der nord- wie süddeutschen Meterklassen- und Klassikerszene eine Scheibe abschneiden. Eigner, die sich wirklich für das Handwerk interessieren und weniger für die heute üblichen Fakelösungen (gedankenlose Verarbeitung moderner Harze und gefühlloser Einbau moderner Beschläge), sollten nach Schwerin fahren und sich das Boot von Detlef Huss zeigen lassen."

Es lohnt sich in der Tat, Detlef Huss zu besuchen und seine "Libelle" anzuschauen. Im vergangenen November gab es zudem die Möglichkeit (und viele haben sie wahrgenommen), das Objekt der Begierde auf dem Freundeskreis-Stand der "Boot-berlin" ausführlich zu besichtigen und zu bewundern.


boot-berlin

Detlef Huss hat einige Fotos zusammen gestellt und einen kurzen Abriss zur Geschichte der Jolle und ihrer Restaurierung verfasst, gewissermaßen eine Kurzfassung des (lesenswerten) Berichts von Erdmann Braschos in der Yacht 2/10 (Fotos: J. Lehmann, G. Wolber):

Schweriner Einheitsjolle V 488 "Libelle"
Konstrukteur: Reinhardt Drewitz - Berlin Baujahr: 1922
Bootswerft: Hauk & Möller - Schwerin
Restaurierung: Detlef Huss - Schwerin von 2007 bis 2009

Nach dem ersten Weltkrieg bestand bei den Seglern des Deutschen Segler-Bundes der Wunsch nach leichten, preiswerten sowie stabilen wie geräumigen WanderjoUen für Sport und Familie.
Die Segler des Schweriner Segler-Vereins v.1894 bestellten bei dem bekannten Konstrukteur Drewitz eine 20 qm große Jolle, die diese Erwartungen erfüllen sollte.
Die Boote wurden in mehreren Dutzend Exemplaren auf verschiedenen Werften in Schwerin, Berlin und Mecklenburg gebaut, sie wurden sehr beliebt, nicht nur zum Wandern, sondern auch beim Sport.
Mit der Verbreitung anderer schnellerer Jollen wurden diese Boote nur bis ca. 1925 gebaut.
Der Bestand reduzierte sich mit Ende des zweiten Weltkrieges durch Zerstörung und Reparationen an die Besatzungsmächte.
Der Begriff "Schweriner Einheitsjolle" blieb jedoch erhalten und auch einige letzte Exemplare.


Detlef, Initiator der Schweriner Holzbootregatta im Jahr 1995, gelang es, die noch letzten zwei Boote zur Teilnahme zu gewinnen - V 37 "Sioux" und eine seit Jahren bekannte Jolle - an der Reghatta zu gewinnen.
Detlef: "Diese bisher nicht identifizierte JoUe konnte ich 2000 erwerben und anhand alter Unterlagen als V 563 "Sindbad" bestimmen. Dieses Schiff ist noch mit dem Originalrigg versehen und hat einen GFK- Überzug.
Seitdem bin ich mit diesem Boot aktiv und nehme an vielen Holzbootregatten in Schwerin, Hamburg und Berlin teil. Von 2001 bis 2003 habe ich es einer kosmetischen Verschönerung unterzogen, den GFK-Überzug aus bestimmten Gründen aber nicht angerührt.
In Kenntnis noch anderer Exemplare hat mich vor allen Dingen das Boot von Franz Wandel interessiert. Mir war bekannt, dass die ehemalige "Libelle" V 488 in den 70 er Jahren zu einem Kajütboot umgebaut wurde und einen lasierenden GFK-Überzug, wie alle anderen noch vorhandenen Boote auch, bekommen hatte."
Nach Versuchen, dieses Boot zur Restaurierung an andere Interessenten zu vermitteln, was leider nicht gelang, hat Detlef es selbst 2006 erworben mit dem Ziel, eine möglichst originalgetreue Restaurierung vorzunehmen.


Am Ziel: 12.9.09 - Taufe mit netten Gästen


Protokoll der Arbeiten

Dezember 2006 :
Erwerb des Bootes und Entfernung der Kajüte

Mai bis Oktober 2007 :
Restliche Entfernung des Decks einschließlich der nur noch als Rudimente vorhandenen Decksbalken.
- Wurmbekämpfung und Verstärkung der Balkweger.
- Neubau der Decksbalken und Deckskniee.
- Ausbesserung des Spiegels.
- Anfertigung der Spieren.

Januar bis April 2008
- Erneuerung des Scherganges.
- Entfernung des GFK-Überzugs im Überwasserbereich.
- Stevensanierung.
- Vollständige Erneuerung der Nietverbindungen im Überwasserbereich (notwendig, da die Nagelköpfe
stark reduziert waren).

Juni bis Oktober 2008
- Entfernung des GFK-Überzuges im Unterwasserbereich (ca. 6 Wochen, da kaum lösbar nach fast 40 Jahren).
- Einbau von 6 Teilplanken im Kimmbereich.
- Abschluss der Rumpfsanierung und glücklicher erster erfolgreicher Schwimmtest.

März bis April 2009
-Innenausbau Fußboden und Sitze nach Drewitz-Entwurf von 1921.

Juni bis August 2009
- Auflegen des Decks mit II mm Mahagoni.
- Montage des Scherstockes sowie anderer Teile
- Endbearbeitung des Rumpfes


August 09 vor der Taufe

September 2009
- Bootstaufe in Anwesenheit von Erich Wandel am Vortag seines 89. Geburtstages (älterer Sohn von Franz Wandel).
- Anfertigung des Schwertes und Einbau
- Fertigstellung des Riggs
- Trimmen der neuen Baumwollsegel


rechts Erich Wandel, links Edda Wandel

Oktober 2009
Erster Segelschlag


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