
VORGESTELLT
Aschanti IV

W. F., 1954:
"Als Ernst Burmesters schwarzer Schoner „Aschanti IV" während der diesjährigen Kieler Woche zum ersten Male an einer Boje vor dem Kieler Olympiahafen festgemacht hatte, standen die alten Kieler, die noch die Zeit der großen Schoner erlebt hatten, mit glänzenden Augen am Hindenburgufer. Endlich wieder eine große Schonerjacht! Das Besondere aber an diesem von der Jacht- und Bootswerft Burmester in Bremen nach Rissen von Henry Gruber erbauten Schiffes hier kann man wirklich einmal mit gutem Gewissen die Bezeichnung „Schiff" für eine Jacht verwenden liegt darin, daß es wohl an eine große Zeit des deutschen Segelsports anknüpft, aber in den Linien, in der Takelung, in der Ausstattung und Ausrüstung an und unter Deck eine hochmoderne Jacht ist. Wir erfüllen hier den Wunsch vieler Leser nach einer Veröffentlichung von Zeichnungen und Bildern und einer Beschreibung dieser wohl größten nach dem Kriege für deutsche Rechnung erbauten Jacht.
Der Schoner ist ganz in Stahl nach den Vorschriften von Lloyd's Register of Shipping gebaut, wobei von der Schweißung weitgehendst Gebrauch gemacht wurde. Der Ballast-Kiel, mit der Kielplatte verbolzt, besteht im vorderen Teil aus Blei, im achteren aus Eisen. Diese Anordnung war bedingt durch die Lage des Gewichtsschwerpunktes von Schiffskörper und Motorenanlage. Das Gewicht des Ballastkieles beträgt 33,5 t. Deck und die Aufbauten sind aus Teakholz gefertigt. Im Bereich der Wohnräume ist der Schiffskörper isoliert. An das geräumige, versenkte 5 x 3,5 m große Deckshaus schließt sich das hufeisenförmige Decks-Kockpit mit Bänken und Tisch an. Von hier aus hat man Zugang zu der darunterliegenden Segellast. Hinter dem Kockpit liegt der geschützte Steuerstand. Im Deckshaus ist die Navigations-Einrichtung mit den erforderlichen Geräten, sowie Atlas-Echolot und „ship to shore"-Telefon auf Bb.-Seite achtern untergebracht, davor ein bequemes Sitzsofa mit Klapptisch. Auf Stb.-Seite neben der Niedergangstreppe mit ihren schön gerundeten Stufen befinden sich Flaschenkühlschrank, Hausbar und Sink, daran anschließend im vorderen Stb.-Teil des Raumes ein Längssofa mit Ausziehtisch und Stühlen. Die ganze Einrichtung ist in gebleichtem Teakholz und Schweinsleder ausgeführt, der Boden mit weinrotem Plüsch ausgelegt. Die Deckshausfenster haben Leichtmetall-Blenden.
Der Zugang zur Garderobe liegt auf Bb.-Seite, von wo aus Türen zum Vorraum, zur Eigner-Kabine und zur Passage führen. Garderobe und Passage sind in Ahorn, silbergrau gebeizt, ausgeführt, die Längsschotten in der Passage bis zur Schulterhöhe mit Schaumstoff gepolstert und mit Acella bezogen. Vorraum und Eignerkabine sind in Mahagoni getäfelt und möbliert. Die Kabine hat eine Länge von 4,70 m und eine Breite von 3,25 m. Zur Einrichtung gehören Auszieh- Doppelbett, Tisch, Sessel, Frisierschrank und mehrere Kleider- und Flachschränke. Über die ganze Länge und Höhe des Längsschotts ist eine Weltkarte mit Intarsien aus Hölzern angebracht, wie sie die verschiedenen Länder hervorbringen. Eine Tür auf Stb.-Seite achtern führt zum Eigner- Wasch- und Duschraum in schwarzer, porzellan-emaillierter Ausführung; Dusche und Waschbecken haben Kalt- und Warmwasser-Zufluß. Vor der Eignerkabine liegt eine Gäste-Doppel-Kammer mit Sofa- und Rollkoje, Schreibtisch, Sessel, Kleiderschrank und Waschkommode. Diese Kammer ist in hell Ahorn ausgeführt und mit Mahagoni abgesetzt. Zwei weitere Gäste-Doppel-Kammern mit Sofa- und Rollkoje, Kleiderschrank und Waschbecken, liegen auf Bb.-Seite der Passage, Ausführung in Mahagoni und Limba. Nach achtern schließt sich ein Gäste-WC mit Dusche an. Die vor den Wohnkabinen liegende Küche ist als „Schwing-Kombüse" ausgeführt, die entweder frei schwingen oder mittels einer Bremse arretiert werden kann. Der Stehplatz für den Koch, der mitschwingt, befindet sich zwischen dem Propangaskocher und dem Sink. Auf Stb.-Seite liegt die Pantry mit elektrischem Kühlschrank, zweitem Sink, Stauraum usw., sowie unter der Küche eine geräumige Staulast für Proviant.
Die Mannschaft ist im Vorschiff untergebracht, und zwar in 2 Einzelkammern auf Stb.-Seite, zwei Rohrkojen auf Bb.-Seite, sowie einer wegnehmbaren Rollkoje über dem Eßplatz. In der Vorpiek sind WC, Dusche und Waschbecken vorhanden. Deckshaus, Eigner- und Gästekammern sind mit einer Klimaanlage für Temperaturregelung ausgestattet. Neben „ship to shore" Telefon-Anlage ist ein Bordnetz mit Sprechanschlüssen im Deckshaus, der Eignerkammer und in der Kombüse eingebaut. Eine Mikrofon - Lautsprecher-Anlage an Deck sorgt für gute Verständigung bei der Befehlsdurchgabe vom Steuerstand zum Vorschiff. Der Schoner wird dank dieser Anlage ein „leises Schiff".
„Aschanti IV" ist als Stagsegel - Schoner getakelt. Die Am-Wind-Fläche beträgt 474 m2. Eine Neuerung dürfte die Schotführung des Dreikant-Schonersegels darstellen. Während bislang die Schot nach Mitte Mast geführt wurde, ist auf„AschantiIV" an der oberen Saling ein Leitwagen angebracht, so daß ein günstigerer Anstellwinkel und damit ein besserer aerodynamischer Wirkungsgrad für das Segel erzielt wird.
Die Schot fährt über den auswandernden Block am Leitwagen und einem darüberliegenden Leitblock zur Winde. Drei elektrische Winden mit je einer Trommel und einer Kapsel erleichtern die Bedienung der Fallen und Schoten; die Groß-Backstage werden ebenfalls elektrisch bedient. Jedes Stag fährt mit einem Schlitten auf einer Schiene. Die beiden miteinander verbundenen Schlitten werden mittels Gall'scher Kette und Kettenräder durch einen unter Deck liegenden E-Motor nach vorn und nach achtern gefahren. Zum Adjustieren dienen auf den Schlitten angebrachte Klapphebel-Spanner.
Als Hauptantriebsmotor ist ein MWM-Dieselmotor vom Typ TRHS 518 A, 8 Zylinder und einer Leistung von 320 PS bei 1500 UpM eingebaut, Untersetzung 2:1. Seitlich vom Hauptmotor steht ein „Marschmotor" vom Typ MWM Diesel RHS 518 V, 4 Zylinder, mit einer Leistung von 98 PS bei 1120 UpM. Die Leistung wird mittels Riemenantrieb auf die Propellerwelle übertragen. Weiter wird durch diesen Motor ein 110-Volt-E-Generator angetrieben. Mit dem Hauptmotor erreicht das Schiff eine Geschwindigkeit von W+A Knoten, so daß sich bei einem Brennstoff-Vorrat von 4 to ein Aktions-Radius von 725 Seemeilen ergibt. Die Motorenanlage ist unter dem Deckshaus geruchssicher eingebaut, Isolierung gegen die Wohnräume ist vorhanden. Zugang zum Motorenraum erfolgt durch eine Schleuse von der Garderobe sowie durch ein Luk von Deck aus. Der Frischwasser-Vorrat beträgt 3,7 to.
Der schwarze Schoner mit dem traditionsreichen Namen hat die verflossene Saison hauptsächlich in Nord- und Ostsee verbracht. Wenn man nach zukünftigen Plänen fragt, begegnet man schmunzelndem Schweigen. Aber daß das wunderschöne Schiff, die „Königin von der Weser", wie man es nennen hörte, nicht untätig herumliegen wird, scheint doch, ziemlich sicher."

Blick auf das geräumige Deck der „Aschanti IV". Vor dem Deckshaus steht die Motorjolle an Deck. An Stb. hängt das Dinghy in den Davits. Für die Bedienung der Fallen und Schoten stehen drei elektrische Winden zur Verfügung.

Blick in den Decksalon nach Achtern. Die Stufen führen in das Decks-Kockpit. Rechts hinter dem Gitter die Navigationsemrichtungen mit Atlas-Echolot und „Ship to shore"-Telephon. Links eine Anrichte mit Flaschenkühlschrank, Abwaschbecken und Hausbar. Die Deckshausfenster haben Leichtmetallblenden. Für die ganze Einrichtung wurden gebleichtes Teakholz und Schweinsleder verwandt. Der Fußboden ist mit graublauem Plüsch belegt. Die Inneneinrichtung der Jacht entwarf Architekt Peter Neve, Hamburg.

Links: Die Gaste-Doppelkammer an Stb., die vor der großen Eignerkabine liegt. Sie enthält Sofa- und Rollkoje, Schreibtisch, Sessel, Kleiderschrank und Waschkommode. Ausführung in hell Ahorn, abgesetzt mit Mahagoni.
Rechts: Blick auf die Garderobe und die Passage an Bb. Der Zugang zum Vorraum erfolgt vom Deckshaus an Bb. Die Wände sind bis Schulterhöhe mit Schaumstoff gepolstert und mit Acella bezogen.

Das Deckshaus. Blick nach vorn. Links der Niedergang, der unter Deck in die Garderobe führt. Der Raum hat eine Größe von 5 x 3,5 m.

Blick nach vorn in die Eignerkabine. Das Sofa unter dem Jachtmodell ist Teil eines Ausziehbettes. Die Weltkarte an der Wand ist in alten Hölzern ausgeelgt, die in den betreffenden Ländern vorkommen.

Schonerjacht "Aschanti IV". Konstruiert von Henry Gruber. Gebaut von der Jachtwerft Burmester, Bremen-Burg. Länge ü. Alles 31,40m, Länge i. d. CWL 22m, Breite auf Spanten 6,38m, Tiefgang 4,10m, Verdrängung 125t. Großsegel 194qm, Fock 45qm, Klüver 45qm, Flieger 34qm, Segelfläche 474qm.

"Aschanti IV" vor Laboe - Foto Bundesarchiv, Dr. Gerhard Ilgner, Juni 1962.

12mR "Aschanti III" vor "Aschanti IV" - Zeichnung 1959