VORGESTELLT

L-Boote

Der 1952 nach Rissen von A. Miglitsch für einen Düsseldorfer Segler gebaute Binnendreißiger „Kleine Brise" galt auf den rheinischen Revieren als das schnellste Boot der Klasse. Die „Kleine Brise" hatte einen geraden Mast und ein sehr großes Vorsegel.


Binnendreißiger „Kleine Brise". Entworfen 1952 von Schiffbau-Ing. A. Miglitsch, erbaut von der Jacht- und Bootswerft de Dood, Bremen. Länge ü. Alles 9 m, Länge i. d. CWL 6,40 m, größte Breite 2 m, größter Tiefgang 1,10 m, Verdrängung 1395 kg. — Großsegel 18 m2, Vorsegeldreieck 11,95 m2, vermessene Segelfläche 29,95 m2, Fock I 8,75 m2, Fock II 13,70 m2, Fock III 17,40 m2

Aus der "Yacht" 1955, 19:

"Der Wunsch, häufiger die Risse eleganter Rennkieljachten studieren zu können, ist nicht leicht zu erfüllen, seit im Rennsegelsport weitgehend die Einheitsklassen das Feld beherrschen und im übrigen die Entwicklung immer stärker dahinzielt, Kielboote zu entwickeln, die sich ebenso für Langfahrten wie für Rennen eignen. Ein Beispiel für diese Tendenzen sind die internationalen Cruiser-Racer-Klassen, die die alten R-Klassen ablösen sollen. Selten wird bei uns noch ein Boot einer nationalen Rennkielklasse entworfen und gebaut. Der Binnendreißiger „Kleine Brise", dessen Risse hier wiedergegeben sind, wurde 1952 bei der Jacht- und Bootswerft de Dood nach Zeichnungen von Schiffbau-Ing. A. Miglitsch für einen rheinischen Segler gebaut, um wieder etwas Leben in die rheinische Flotte der L-Boote zu bringen. Die Binnendreißiger, die bis etwa 1930 eine der bedeutendsten deutschen Binnen-Rennkielklasse bildeten, sollten die alten Sonderklassenboote, die sich zu unerwünschten Extremen entwickelt hatten, ablösen und ihre Fehler vermeiden. Deshalb wurde in der Meßformel festgelegt, daß das Verhältnis der größten Länge zur größten Breite höchstens 4,5 : 1 betragen dürfe. Die L-Boot-Klasse gilt heute als auskonstruiert, aber der Konstrukteur A. Miglitsch vertrat die Ansicht, daß die Konstruktion der Binnendreißiger lediglich in eine Sackgasse geraten sei und durchaus noch neue konstruktive Möglichkeiten beständen, wenn man sich von den „Formelverkrampfungen" befreie. Er zeichnete einen normalen flüssig-harmonischen Rumpf ohne größere Rücksicht auf Ausnutzung der Formel und verwandte statt des alten Riggs mit Peitschenmast und kleinem Vorsegel eines der heute üblichen Riggs mit geradem Mast und großem Vorsegel. In den diesjährigen Niederrhein-Wettfahrten (1955) war die „Kleine Brise" in zwei der vier Rennen absolut schnellstes Boot und gewann jedes Rennen ihrer Klasse. Das Jachtregister des DSV nennt noch 32 L-Boote, von denen 12 in rheinischen Revieren, 8 in Berlin, 9 in bayrischen Revieren und 3 am Bodensee zu Hause sind. 19 dieser Boote besaßen nach dem Stand vom 1. Januar 1955 keinen gültigen Meßbrief mehr.

Bereits vor dem letzten Kriege waren die Binnendreißiger zur „Altersklasse" geworden. Die Bezeichnung Altersklasse ist inzwischen allgemein abgeschafft worden. Im gegenwärtigen Klassenregister des DSV (1955) steht hinter der L-Klasse nicht mehr das Sternchen, das besagt, daß keine Klassenmeßbriefe mehr erteilt werden."


Der erfolgreiche Binnendreißiger "Orion" hat den bei den L-Booten üblichen Peitschenmast mit großem Großsegel.



L-Boote im Register klassischer Yachten

L-Boote im DSV-Register

Klassenvorschriften



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