![]() |
||||||
![]() ![]() |
![]() |
|
von Joachim Kaiser Die LIESE wurde 1967 auf der Werft von Matthiesen und Paulsen in Arnis erbaut für den Flensburger Reeder Uwe C. Hansen. Stapellauf war der 16. April - Geburtstag der Namensgeberin, Hansens Ehefrau Marlies, genannt Liese. Der Entwurf der Yacht stammte vom Reißbrett des Konstrukteurs Paul Böhling aus Hamburg, der am Harburger Binnenhafen selbst eine Yachtwerft betrieb. Nach diesem Riss sind mindestens sieben Yachten entstanden, die meisten bei Matthiesen und Paulsen, von denen sechs heute noch nachweisbar sind. Die LIESE wich von dem unten gezeigten Plan insofern ab, als man diesen Neubau mit einem glatt durchlaufenden Kajütdeck versah ohne den Höcker achtern, wie er in den 60er Jahren beliebt war.
Auch die Inneneinrichtung tüftelte Auftraggeber Hansen, der vorher schon 3 kleinere LIESEs besessen hatte, gemeinsam mit seinem Freund Rudi Koppenhagen von der Yachtschule Glücksburg selbst aus, damit unterschied sich die Yacht von allen anderen dieses Typs. Werft und Neubau Die Werft von Matthiesen & Paulsen in Arnis war1916 ursprünglich für den Bau von seetüchtigen Fischkuttern gegründet worden. In den folgenden Jahren wurde zusätzlich die eine oder andere Yacht in Auftrag genommen, anders als die eichenen Kutter aus edlem Mahagoni gebaut. Nach Der Rumpf der LIESE und ihrer Schwesterschiffe war mit Khaya-Mahagoni beplankt, mit Bronze-Schrauben geschraubt auf lamellierten Eichenspanten. Die Überwasserplanken waren doppeltkarweel geleimt, die untersten 5 Gänge konventionell geplankt und kalfatert. Viele Planken waren ohne Stoß, also aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet und auf Zehntel Millimeter genau eingepasst. Die Aufbauten bestanden aus Tabasco-Mahagoni, das Deck aus Teak. Die Bau-Spezifikation ist erhalten und beschreibt auf fünf Seiten jedes relevante Detail. Abweichend von den anderen Schwesterschiffen erhielt LIESE als eine der ersten Yachten statt eines Holzmasts einen Aluminium-Mast aus England. Hintergrund soll gewesen sein, dass bei den geleimten Holzmasten zunehmend Gewährleistungsprobleme auftraten die damaligen Leime waren den extremen Belastungen nicht mehr gewachsen, die bei der Regattasegelei auftraten.
Als Hilfsantrieb wählte Auftraggeber Hansen einen Dieselmotor aus bestem Hause den legendären OM 636 von Mercedes-Benz, ein Vierzylinder-Reihenmotor von 34 PS Leistung. Diese Motoren wurden seit Ende der 1940er Jahre über mehr als drei Jahrzehnte in Millionen-Stückzahlen in PKWs und Klein-LKWs („Unimog“) von Mercedes und anderen Herstellern eingebaut. Insbesondere Taxifahrer schwörten auf diesen unverwüstlichen Motor in ihrem „180 D“.
Die Abkürzung „KR“ steht für „Kreuzer-Rennyacht“, Yachten also, die sowohl familientaugliche Fahrtenkreuzer als auch für Regatten einsetzbar waren. Die komplizierte Formel ergab eine Ziffer, nach der die Yacht einer Größen-Gruppe zugeordnet, hier eben 7 KR. KR-Yachten waren eine Nationale Klasse, es gab sie in Größen von 3 bis 12 KR. 1967 verzeichnete das Jahrbuch des Deutschen Segler-Verbandes allein 140 7-KR-Yachten - sie waren die klassischen Seekreuzer, die auch an internationalen Hochseeregatten wie dem Fastnet-Race teilnahmen. In den Anfangsjahren hat Uwe C. Hansen sehr ehrgeizig Regatten gesegelt und an jeder Kieler Woche von 1967 bis 1970 teilgenommen angeblich, ohne jemals über den 5. Platz herausgekommen zu sein. In dieser Zeit revolutionierten bereits leichte Kunststoffyachten die Rennsegelei, die schweren konventionellen Holzschiffe hatten dagegen keine Chance.
In den folgenden Jahrzehnten diente LIESE den Hansens als Familien- und Fahrtenyacht, hat ungezählte Touren vom Heimathafen Glücksburg nach Anholt unternommen, aber auch Sommerreisen übers Skagerrak bis nach Bergen und durch die Ostsee zu den Åland-Inseln. Unter Führung der herangewachsenen Söhne machte die Yacht später Reisen zu allen möglichen Zielen in Nord- und Ostsee. Zuletzt unternahm Hansen senior jede Woche mit seinen alten Freunden einen Ausflug von Glücksburg nach Sonderburg, wo im immer gleichen Lokal für 200 Kronen pro Person gut gespeist wurde, gesegelt wurde dabei kaum noch. Nach seinem Tod 2007 unternahmen die beiden Söhne noch gelegentliche Ausfahrten und Urlaubsfahrten, und die LIESE diente bei Regatten des Flensburger Segel-Clubs häufig als Start- und Zielschiff. Seit 2008 wurde erfolglos nach einem Käufer gesucht, was anfangs am Preis, zuletzt an der Wirtschaftskrise lag.
|
|||
![]() |
||||||
|