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Mittsommernachtsträume-
Eine Segel-Reise ins Licht!

Zu Besuch beim Classic Event 2005 in Stockholm
Teil 3

Nächste Etappe: Sandhamn. Das schwedische Segler-Mekka, der geschichtenumwobene Ort, wo man gewesen sein muss – wir mussten allerdings die rund 35 Meilen regattieren, zwei Drittel gegenan und das letzte Drittel mit Null Wind... Das hieß für uns mindestens 100 Wenden zu viel gefahren und dann stundenlang gedümpelt, bereits umtost von lustigen Motor-Speedbooten, deren Mannschaften wirklich viel Spaß zu haben schienen und mit der bangen Frage, ob wir überhaupt noch gezeitet werden... Wir wurden gezeitet, aber einige hinter uns nicht mehr. In Sandhamn trafen wir dann all die lustigen Speedboote wieder – ausgerechnet in dem uns zugewiesenen Becken (was sich später in der Nacht als Glücksfall herausstellte, da der überwiegende Teil der Klassiker-Flotte im großen Hafenbecken untergekommen war, das gleichzeitig auch die Teilnehmer des Baltic Sprint Cups beherbergte). Beim Morgenbad tags drauf fand ich manches Crewmitglied in Decken gewickelt auf Schären liegend – völlig entnervt hatten sie die vergeblichen Einschlafversuche aufgegeben. Inmitten der Mitternachtssonne sollte man sich das Schlafen ja auch eigentlich abgewöhnen.

Überhaupt dieses Licht: Ich habe dieses Licht zum ersten Mal erleben dürfen und war gut vorbereitet von wohlmeinenden Zeitgenossen: Du kannst um Mitternacht sogar noch lesen! Ja, wer will denn bloß lesen bei diesem Lichtereignis: es beginnt eigentlich harmlos und wohlbekannt mit einem zwar verspäteten Sonnenuntergang. Sie versinkt in rotgolden, blausilbern schimmernden Spiegelungen zwischen Schattenschären, in überwältigender Ruhe. Wer aufmerksam ist, versucht ebenfalls den Atem anzuhalten, sitzt auf sonnengewärmten glatten Schärenfels, genießt das Schauspiel vielleicht mit einem Glas Rotwein in der Hand. Und das Licht bleibt! Der Himmel glüht nach im Mittsommerlicht überspannt von einem unwirklich klarem Azurblau – bis, ja, bis dies Licht vom Licht des neuen Tages abgelöst wird. Niemand, der nicht ins Schwärmen kommt, die Mittsommernacht vermag zu berühren, sie macht weit und leicht, die Gedanken und die Seglerseele. Nun, ja, nach solch kräfte- und nervenraubenden Regatten muss ich einfach schlafen, wenn´s auch eigentlich schade ist.




Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4


Start der big boats, der 12er, 150er und 95er Schärenkreuzer...


Am nächsten Tag hatte die Regattaleitung ein Einsehen und verkürzte den ohnehin kurzen Kurs auf segelbare 8 Meilen – einfach einmal um Schwedens berühmteste Außenschäre herum. Wie sich herausstellte ein vollwertiger Dreieckskurs mit Spigang, Kreuz und spannendem Finish. So blieb einmal etwas Zeit und Kraft für einen Rundgang durch das hübsche Dorf mit seinen Sandwegen und bunten Holzhäusern, die ich gern einmal außerhalb der Hochsaison erleben würde. Abends wartete schon wieder ein besonderes Erlebnis auf uns: Wir waren eingeladen auf der recht exklusiven Clubschäre des KSSS. Direkt gegenüber des lebhaften Sandhamner Hafens, nur erreichbar mit Tendern, die eigens zu diesem Zweck hin und her pendeln. Rund um die Schäre sind verträumte Hafenplätze arrangiert, ein Lieblingsplatz – schon auf den ersten Blick. Spätestens hier fragt man sich, wieso überhaupt ein Schwede noch irgendwo anders hin segelt. Dieses Revier direkt vor der Haustür erscheint uns so bestechend schön und vielseitig, dass es schon wirklich Fernweh sein muss oder die Sehnsucht nach bubselfreien Gewässern, in denen das Boot einfach so lossegeln kann.

Der letzte Tag. Etwas Abschied ist schon dabei – eigentlich sind wir doch eben erst angekommen und jetzt könnte es noch ewig so weiter gehen, oder zumindest noch eine gute Weile. Die Regatta verläuft optimal – wir befahren den historischen (1877!) Dreieckskurs Kanholmsfjärden, der Sandhamn einst seinen Ruf verschaffte. Inmitten der Schärenlandschaften eine Art Regattasee.

Zum Liebgewinnen trotzt ein kleines gelbes (!) Holzhäuschen als Start- und Zielposition den Jahreszeiten und verschafft uns einen gelungenen Spi-Start. Der Vorwindkurs sollte auf dem nächsten Schenkel mindestens zum Halbwindkurs werden, doch als wir da sind, ist es ein Raumschotkurs – Schärensegeln, aber das kennen wir ja nun schon. Das Feld bleibt dicht zusammen, wir können uns noch einmal satt sehen an den klassischen Schönheiten um uns herum - Schuss – und vorbei. Schnell noch ein paar Fotos, schon jetzt ein eher kläglicher Versuch, etwas festzuhalten, was so unwirklich schön war.


Regattaszenen:


Vor dem Start


Zwei Schönheiten: Beduin und X


Achter, Zehner und 95er Schäre


Hippo, Spray-Nachbau aus Mystik/USA


Den schwedischen 5ern und 4ern war meine ganze Aufmerksamkeit sicher...



Teil 4

Text und Fotos: Hella Peperkorn


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